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Landeshauptstadt: Militärgeschichtliches Forschungsamt bleibt Potsdam erhalten

Oberst Dr. Hans Ehlert wird heute zum Amtschef berufen

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Oberst Dr. Hans Ehlert wird heute zum Amtschef berufen Als neuer Chef des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA) der Bundeswehr wird heute Oberst Dr. Hans Ehlert in sein Amt eingeführt. Er folgt Kapitän zur See Dr. Jörg Duppler, der in den Ruhestand tritt. Hans Ehlert dient seit 1967 in der Bundeswehr und gehört seit 1984 dem MGFA an. 1994 war er einer der ersten, die mit dem Amt von Freiburg/Breisgau nach Potsdam übersiedelten. Hier hat der heute 57-jährige Militärhistoriker unter anderem den Forschungsbereich „Militärgeschichte der DDR im Bündnis“ aufgebaut und ist durch zahlreiche Veröffentlichungen hervorgetreten. Zum Bestseller wurde das mit Armin Wagner herausgegebene Buch „Genosse General“ zur Militärelite der DDR. Herr Oberst, Sie übernehmen die Leitung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in einer schwierigen Situation. Welche Auswirkungen wird die Transformation der Bundeswehr auf das Amt haben, die ja mit zahlreichen Standortschließungen und Personalreduzierungen verbunden ist? Zunächst einmal möchte ich feststellen, dass das Forschungsamt am Standort Potsdam erhalten bleibt. Dennoch wird die Transformation für uns Konsequenzen mit sich bringen, aber vor allem inhaltlicher Art. So werden wir uns verstärkt den Soldaten im Auslandseinsatz zuwenden. Der Bereich Ausbildung, Information, Fachstudien (AIF), den ich bisher geleitet habe, wird für die historische Bildung dieser Bundeswehrangehörigen spezielle, auf die Einsatzgebiete bezogene Informationsmedien erarbeiten. Neu ist auch, dass wir auf Initiative unserer Forschungsdirektorin Frau Prof. Dr. Beatrice Heuser im Forschungsbereich I künftig epochenübergreifende Fragen behandeln. Dazu könnten beispielsweise die Themen Kriegsgräuel oder die Luftkriegsführung im 20. Jahrhundert gehören. Sie gehen neue Aufgaben an, müssen doch aber sicher mit Personalreduzierungen rechnen. Davon gehe ich aus, kann aber noch keine genauen Angaben machen. Mit der Versetzung von Mitarbeitern in andere Dienststellen oder dass frei werdende Stellen nicht nachbesetzt werden, müssen wir rechnen. Wie sollen unter diesen Voraussetzungen die umfangreichen Aufgaben des Forschungsamtes bewältigt werden? Wir werden unsere Grundlagenforschung, so zum Zeitalter der Weltkriege oder zur deutschen Militärgeschichte nach 1945, ohne grundlegende Einschränkungen fortsetzen. Allenfalls werden sich die Fristen bis zum Abschluss von Projekten verlängern. Im nächsten Jahr erscheinen u.a. Bücher zu widerständigem Verhalten in der NVA „Staatsfeinde in Uniform“ und mehrere Publikationen zur Endphase des Zweiten Weltkrieges. Keine Abstriche gibt es an der für 2006 festgesetzten aktualisierten Neuauflage „Grundzüge der deutschen Militärgeschichte“, eine unentbehrliche Hilfe für die historische Bildung in den Streitkräften. Im neuen Jahr sind wir außerdem durch das Jubiläum „50 Jahre Bundeswehr“ gefordert, wozu unter anderem wissenschaftliche Publikationen zu den drei Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine erscheinen. Militärhistorisch interessierte Laien befürchten, dass die populärwissenschaftliche Arbeit des Amtes reduziert wird. Wir werden die Beantwortung der jährlich etwa 2000 Anfragen weiter sichern, unsere Museen in Dresden und Berlin-Gatow im bisherigen Umfang offen halten und unsere Wanderausstellungen, die um eine Exposition zum 50. Jahrestag der Bundeswehr bereichert werden, an zahlreichen Orten zeigen. Die Bedeutung unserer Zeitschrift „Militärgeschichte“, die sich an historisch interessierte Laien richtet, wird weiter gestärkt. Nach unseren Informationen soll aber der Neubau der Bibliothek entfallen. Der Neubauteil entfällt. Dafür wird in das bestehende Gebäude ein Zwischengeschoss eingezogen. Damit ist ebenfalls eine Freihandaufstellung der Bücher möglich, was die Nutzungsmöglichkeiten verbessert. Einen Teil der nicht so stark frequentierten Bestände werden wir nach Strausberg verlagern, sie sind jedoch über ein Bestellsystem den Potsdamer Interessenten zugänglich. Könnte man sagen, dass Ihnen als neuem Amtschef ein schwieriger Spagat abverlangt wird, um die anspruchvollen Aufgaben mit reduzierten Mitteln zu erfüllen? Wenn Sie das so nennen wollen ... Ich gehe davon aus, dass das Amt von meinen Vorgängern gut aufgestellt ist und ich nicht als „Erneuerer“ auftreten muss. Wichtig ist, die Balance zwischen Bewährtem und Innovation zu finden. Als langjährig forschender Militärhistoriker, der aber auch die Abteilung AIF geleitet hat, hoffe ich, dieser Anforderung gerecht zu werden. Was ist aus der Ankündigung geworden, im Herbst das zehnjährige Bestehen des MGFA am neuen Standort Potsdam zu feiern? Darauf hat mein Vorgänger zunächst verzichtet, da unsere Forschungsprojekte und zwingende Teminvorgaben den Vorrang haben. An der Broschüre zur Geschichte unseres Sitzes, der früheren Villa Ingenheim, wird aber weiter gearbeitet. Sie soll nunmehr im Frühjahr 2005 vorgestellt werden. Aus diesem Anlass wird auf das Jubiläum hingewiesen. Das Interview führte Erhart Hohenstein

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