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Auch die Havel führt weniger Wasser.

© Thilo Rückeis

Landeshauptstadt: Millionen für die Havel

100 Kilometer Flusslauf vor Renaturierung

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Havelaue - „Fische brauchen Fließgeschwindigkeit und keine Badewanne“, sagt Katja Alsleben. Die beiden Zustände, von der die Mitarbeiterin des Naturschutzbundes (NABU) spricht, betreffen die Havel. Richtig geflossen sei sie früher an vielen Stellen, bevor die Schiffe immer größer wurden. Jetzt pflügen sich behäbige Frachter durch die seichte Wasseroberfläche.

Doch das soll sich ändern. Wie bereits berichtet will der NABU ab Mitte des kommenden Jahres als Projektträger rund hundert Flusskilometer der Havel anpacken. Die Umwelt-Organisation hat gerade den so genannten Pflege- und Entwicklungsplan vorgelegt. „Damit steht die Planungsphase kurz vor dem Abschluss“, sagt Alsleben. Für den Naturschutzbund heißt das Aufatmen. Denn damit geht ein über ein Jahrzehnt dauernder Prozess zu Ende, wie Alsleben beschreibt. Kein Wunder, denn in das Renaturierungsprojekt wurden nicht nur die beteiligten Bundesländer Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie die Kreise Havelland und Stendal einbezogen, sondern auch sämtliche Kommunen entlang des Flusslaufes.

Von anfänglicher Skepsis oder Ablehnung bei der ersten Planung bis zum Befürworten habe man alles erlebt. „Jetzt melden manche sogar schon Dringlichkeit an“, sagt Alsleben. „Wegen der geplanten Bundesgartenschau.“ Der Pflegeplan wird nun noch einmal allen Beteiligten vorgelegt. So können Länder, Landkreise und Gemeinden aber auch Verbände und Fachbehörden nochmals sechs Wochen Änderungsvorschläge einreichen. „Wir erwarten aber keine großen Widersprüche, da von Anfang an alle mit im Boot saßen.“ Ende Februar, so schätzt Alsleben, soll dann der endgültige Plan vorliegen.

Zehn Jahre sind angesetzt, um den „Masterplan“ an beiden Seiten des etwa 100 Kilometer langen Abschnitts der Havel in die Realität umzusetzen. Im Großen und Ganzen geht es darum, die Sünden der vergangenen Jahrzehnte wieder auszumerzen. Uferbefestigungen aus Schlacke, Beton oder Granit werden entfernt, die Flussränder werden bepflanzt, nennt die Sprecherin einige Beispiele. Alte Flussarme und Schleifen, die einst durchschnitten wurden, damit Schiffe geradeaus fahren können, werden wieder angeschlossen. Außerdem im Plan: So genannte Fischaufstiegsanlagen. Das sind Konstruktionen, mit deren Hilfe Wanderfische unterhalb eines Hindernisses angelockt und auf eine spezielle Wasserbahn dirigiert werden. So könnten bald auch wieder Störe und Lachse in der Havel heimisch werden, stellt Alsleben in Aussicht. 125 Millionen Euro sollen in dem Projekt verbaut werden. 75 Prozent der Mittel kommen vom Bund, 25 Prozent tragen Brandenburg, Sachsen-Anhalt und der NABU. Andreas Wilhelm

Andreas Wilhelm

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