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Landeshauptstadt: Minister Präsident

Nach 13 Jahren am Humboldt-Gymnasium wechselt Holger Rupprecht in die Politik – und weckt Erwartungen

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Nach 13 Jahren am Humboldt-Gymnasium wechselt Holger Rupprecht in die Politik – und weckt Erwartungen Von Jan Brunzlow Es gibt Gedanken, deren Inhalt man erst im Nachhinein versteht. Als Alexander Haase am Mittwoch Zeitung las, musste er an seinen Vereinspräsidenten Holger Rupprecht denken. Thema war nicht dessen Hobby Handball, sondern die Neubesetzung des brandenburgischen Kabinetts, vor allem die Position des Bildungsministers. Gesucht werde eine Person aus der Praxis, war zu lesen – wie einst Angelika Peter (Bildungsministerin) oder Frank Szymanski (Bildungs-Staatssekretär und jetzt Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr), beide frühere Schulleiter in Cottbus. Die Tradition der Schulleiter in der Bildungspolitik setzt sich nun fort. Haases Gedanke an einen Minister Rupprecht wurde am Donnerstag Wirklichkeit: der Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums und Präsident des 1. VfL Potsdam wird als Brandenburgs Minister für Bildung, Jugend und Sport vorgestellt. Der Lehrer für Erdkunde und Sport ist Nachfolger von Steffen Reiche, der einst „seine“ Schule besuchte und zu den Mitbegründern des Naturmarathons Humboldtlauf gilt. Ein Traditionsrennen, das unter der Leitung Rupprechts (er ist seit 1991 am Gymnasium Schulleiter) wiederbelebt wurde. Nun sind Herbstferien, kein großer Empfang also für den früheren Zehnkämpfer sowie Volleyballer und jetzigen Handballer an der Vorzeigeschule in der Heinrich-Mann-Allee, keine Kollegen die ihm gratulieren konnten. Zumindest nicht persönlich: „Ich freue mich für ihn“, sagte Helga Kröger gegenüber PNN. Aber die Mathe- und Physiklehrerin am Humboldt-Gymnasium sieht auch eine Kehrseite: „Für die Schule ist die Nachricht natürlich fraglich“, denn wie werde es weiter gehen? Nicht automatisch wird der Schulleiterposten vom staatlichen Schulamt in Brandenburg mit einem Lehrer aus den eigenen Reihen besetzt. Kommissarisch wird seine Stellvertreterin Dr. Carola Gnadt – derzeit im Urlaub – die Geschicke leiten, aber vorerst nicht letztendlich. Denn Schulleiter haben einen Versorgungsanspruch. Und macht irgendwo eine Schule im Schulamtsbezirk Potsdam zu, hat deren Schulleiter den Anspruch auf einen neuen Schulleiterplatz An solche Spekulationen und Diskussionen, die aufflammen werden, mag Kröger in den Minuten der Nachricht nicht denken. Sie hofft nun, dass „die bildungspolitischen Dinge, die wir in der vergangenen Zeit in der Schule besprochen haben, umgesetzt werden.“ Als Beispiel nennt sie die Erhöhung der Stundenzahlen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Da bestehe Nachholbedarf. Und das wisse Rupprecht als Schulleiter einer erfolgreichen Brandenburger Schule, daher ist seine Ernennung bei Lehrern und Schulverwaltung in Potsdam durchweg positiv aufgenommen worden. Er soll eine Bildungsreform vorantreiben, die Brandenburg aus dem hinteren Drittel der Ländervergleiche an die Spitze bringt. Der 51-Jährige Familienvater, dessen Frau Frauke Referentin für Agrarsoziales und Bildung im Landesbauernverband Brandenburg ist, gilt als ein integrer, angenehmer und fachkundiger Gesprächspartner. Für den Schulverwaltungsleiter Karl Ofcsarik waren die Gespräche auch bei gegensätzlichen Meinungen von beiderseitigem Respekt geprägt. „Er ist ausgeglichen und hat ein gutes soziales Gefühl für Mitarbeiter“, sagt Ofcsarik, der die Entscheidung, ihn als Minister zu benennen, begrüßt. Vorteile für Potsdam sieht er jedoch nicht: „Die Probleme der Schulträger im weiten Land sind schwieriger als in Potsdam“. Daher werde er sich auch darauf konzentrieren müssen „und dies auch tun“. In der Öffentlichkeit trägt Rupprecht meist Anzug, selbst bei Spielen seines Vereins präsentiert er sich im Sport-Anzug. Leger, aber selten ohne Krawatte. Beim 1. VfL Potsdam zeigte man sich überrascht vom nun „Minister Präsidenten“ im Verein. Ob er den Posten jedoch weiter begleiten kann, wird Rupprechts Aussage nach nun zu entscheiden sein. Sein Herz hänge am VfL und am Sonntag will er auch in der Halle sein. Aber er stellt sich die Frage, ob er als Sportminister des Landes einen Verein führen darf. Keiner habe von seinen Ambitionen gewusst, selbst langjährige Weggefährten und Freunde wie Ralf Kutzner nicht. Einzig aufgefallen ist, dass er den Kuba-Urlaub hat platzen lassen. „Jetzt hoffe ich, dass er bleibt wie er ist“, sagt Vereinstrainer Kutzner. „Er ist ein normaler Mensch, nicht abgehoben und jederzeit ansprechbar“, charakterisiert er seinen Freund. Und Kutzner weiter: „Das zu behalten, ist in so einem Job wahrscheinlich nicht einfach.“

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