Landeshauptstadt: Mit 100 ins nächste Jahr Karl Wallbaum hat gerne an Silvester Geburtstag

100 Jahre wird nicht jeder. Karl Wallbaum kennt jedenfalls niemanden, der so alt ist wie er. Heute hat der Potsdamer Geburtstag. Im großen Saal des Altenpflegeheims der Hoffbauerstiftung auf Hermannswerder wird er mit 20 Gästen feiern – bei Soljanka und halben Hähnchen. Er liebt es Silvester Geburtstag zu haben wegen „der allgemeinen Stimmung“.

Auf die Halbinsel ist Wallbaum vor vier Jahren gezogen, ein Jahr nachdem seine zweite Frau gestorben war. In seinem Zimmer hängt ein Bild von ihr über dem Bett. Gretel und er hätten viel erlebt, seien nach der Wende viel gereist. Dass Wallbaum jemals die Wiedervereinigung erleben würde, hätte er nie geglaubt, vielleicht hatte er es auch nie gewollt. Denn 1954 ging er aus dem westdeutschen Barntrup in die DDR, um sich als Elektroingenieur ein neues Leben aufzubauen. Zuerst in Cottbus, dann in Erfurt und schließlich in Potsdam. Hier lernte er auch seine neue Liebe kennen. Nachdem Wallbaum von seiner ersten Frau in Westdeutschland, mit der er zwei Kinder hat, geschieden war, heiratete er sie. Aber warum geht ein Mann, der nach dem Krieg das Hotel seiner Eltern leitete in den Osten? „Der Kommunist Karl Bruhns hat mich überzeugt und mir eine Arbeitsstelle in der DDR verschafft“, erklärt Wallbaum. Hier habe er „ein normales und glückliches Leben“ geführt.

Mit 100 erinnert er sich viel an diese Zeit, aber auch an seine Kindheit: Sein Vater, Hotelier aus Barntrup, konnte „Witze erzählen wie kein zweiter“. Schon als Kind habe er den Eltern im Hotel geholfen, doch dann habe er doch in Mittwaida studiert, um 1928 Elektro-Ingenieur zu werden. Während des zweiten Weltkriegs arbeitete er als Offizier für Elektrifizierung im Kaukasus. Diese Zeit hat ihn geprägt. So ist er noch 60 Jahre später davon überzeugt, dass die Menschheit noch nicht reif für die Demokratie ist: „Die Leute sind zu egoistisch dafür.“ just