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Selbsterkenntnis. In der Ausstellung auf der MS Wissenschaft, die derzeit im Jachthafen Potsdam vor Anker liegt, können die Besucher durch Ausprobieren einiges über sich selbst erfahren. Bis Mittwoch ist das Schiff für Wissenschaft zum Mitmachen noch in Potsdam.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Mit einem Schlag 40 Jahre älter

Forschung zum Anfassen: Die MS Wissenschaft mit einer interaktiven Ausstellung liegt derzeit im Jachthafen Potsdam

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Ein Knopfdruck und schon ist man ein paar Jahrzehnte jünger – dieser Menschheitswunsch wird wohl nie Realität werden. Auf der MS Wissenschaft, einem Mitmach-Ausstellungsschiff, das derzeit im Jachthafen an der Kastanienallee vor Anker liegt, können die Besucher hingegen den umgekehrten Weg gehen: Es bedarf dort nur weniger Berührungen eines kleinen Bildschirms – und der Besucher ist 40 Jahre älter. Freilich nur virtuell. Der Computer hat zuvor das Bild des Probanden bearbeitet und dessen Gesicht im Handumdrehen um ungefähr 40 Jahre altern lassen.

Keine leichte Sache, der Zukunft derart krass ins Auge blicken zu müssen. „Da sehe ich ja aus wie in einem Gruselmärchen“, entfährt es einer Endzwanzigerin spontan. Besucher Hartmut Liehr hingegen kann dem Experiment ziemlich viel Gutes abgewinnen. Nachdem ihm Ausstellungsmitarbeiterin Laura Schneider erklärt hat, dass der Rechner die Menschen virtuell um etwa 40 Jahre altern lasse, muss Liehr schmunzeln: „Also dann hat sich die Ausstellung ja schon gelohnt“, sagt der Potsdamer. Mit seinen 77 Jahren sind das für Liehr schließlich äußerst rosige Aussichten. Seine Ehefrau Hildegard zeigt sich deutlich weniger erfreut: „Ist ja so was von gemein“, sagt sie über ihr faltenschlagendes Abbild in spe.

Bei relativ jungen und auch bei älteren Menschen komme es mit der computergestützten Alterung um 40 Jahre nicht so genau hin, räumt Ausstellungsbetreuerin Schneider ein. Für Besucher im mittleren Alter stimme das Ergebnis schon eher. Schneider ist eine von vier sogenannten Lotsen, die derzeit auf dem im Auftrag des Bundesforschungsministeriums angeheuerten Schiff die Besucher betreuen. „Alle Generationen in einem Boot“ – so lautet der Titel dieser Mitmachausstellung. Sie wurde passend zu dem in diesem Jahr unter dem Motto „Die demografische Chance“ stehenden Wissenschaftsjahr entwickelt. Nach Berlin ist Potsdam die zweite Stadt, in der das Wissenschaftsschiff seinen Anker wirft. Bis September wird die schwimmende Wissensbastion die Häfen vieler deutscher und österreichischer Städte anlaufen.

Dass der demografische Wandel hierzulande mehr umfasst als die allseits bekannte Alterung der Bevölkerung, wird in der Ausstellung ebenfalls deutlich. Eine der interaktiven Stationen behandelt das Nebeneinander der verschienenen Religionen. Auf einem Bildschirm können die Besucher Fragen beantworten, die sich mit der eigenen Einstellung gegenüber Religionen befassen. Als „teilweise etwas suggestiv“ bezeichnet der Potsdamer Florian Krug manche dieser Fragestellungen. So werden die Besucher zum Beispiel gefragt, woran sie beim Stichwort Islam denken. Die vier Antwortmöglichkeiten lauten „Toleranz“, „Achtung der Menschenrechte“, „Gewaltbereitschaft“ sowie „Benachteiligung der Frau“. „Das geht für mich alles am Thema vorbei“, meint Krug. Der Islam sei für ihn in erster Linie eine Religion. Und eben genau dies falle ihm zum Thema Islam ein. Und dann denke er an mehrere seiner Freunde, die selbst Moslems seien.

Mit dem Rehbrücker Institut für Ernährungsforschung beteiligt sich auch eine Forschungseinrichtung aus der Potsdamer Region an der Ausstellung. Die Besucher können sich an der von den Rehbrücker Forschern entwickelten Mitmachstation unter anderem über ihr eigenes Diabetes-Risiko informieren.

Am morgigen Mittwoch starten die PNN auf der Seite Wissenschaft in Potsdam eine Serie. Potsdamer Forscher stellen darin in loser Folge ihre Arbeiten zum Themengebiet Demografie des Bundesforschungsministeriums vor.

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