zum Hauptinhalt
Spaß am Job. BWL-Studentin Anastasia Gogoleva und Geschichtsstudent Daniel Schübel im Schlösserpark.

© A. Klaer

Homepage: Mit Gehrock und Weste

Viele Studierende jobben in den Semesterferien. Das bringt außer Geld auch Abwechslung

Stand:

Ein langärmliges weißes Hemd unter der gestreiften Weste, weiße Strümpfe, eine Kniehose, Gehrock und auf dem Kopf einen Dreispitz – so stehen die Potsdamer Studierenden Kati und Marcus am Eingang von Park Sanssouci. Im Auftrag der Schlösserstiftung geben sie Besuchern Auskunft und bitten um den freiwilligen Parkeintritt. „Mit dem Kostüm schlüpft man schon in eine andere Rolle“, sagt Kati, der die Verkleidung sichtlich Spaß macht.

Von dem Job als Besucherbetreuerin, für den Fremdsprachenkenntnisse Voraussetzung sind, hat die Biowissenschaftlerin über eine Freundin erfahren. „Es ist meine erste Saison“, erzählt sie. Englisch und Französisch funktioniere ganz gut, nur wenige Besucher reagierten unfreundlich auf die Frage nach dem Parkeintritt. „Daran gewöhnt man sich“, sagt ihr Kollege Markus. Der hagere junge Mann studiert Geschichte und Politikwissenschaften und arbeitet bereits seit drei Jahren als Besucherbetreuer. Er schätzt vor allem die flexiblen Arbeitszeiten und das nette Team. Auch er hatte von dem Job über Freunde erfahren und sich erfolgreich beworben.

Viele Studierende tauschen vor allem in den Sommermonaten die Bibliothek oder den Hörsaal vorübergehend gegen einen Arbeitsplatz im Büro, in der Fabrik oder in der freien Natur ein. In Potsdam bessern Studierende insbesondere im Tourismus und in der Gastronomie ihr Budget auf. Bundesweit jobben nach der jüngsten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes mehr als die Hälfte aller Studierenden neben dem Studium bzw. in den Semesterferien, um ihr Studium zu finanzieren.

Wer sich bei der Jobsuche nicht auf persönliche Kontakte verlassen will, bekommt in Potsdam vom Studentenwerk Unterstützung. Bei der Jobvermittlung in der Babelsberger Straße können sich Studierende der Universität Potsdam, der Fachhochschule Potsdam, der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF), der Technischen Hochschule Wildau und der Fachhochschule Brandenburg gegen eine geringe Gebühr registrieren lassen. Voraussetzung ist eine aktuelle Studienbescheinigung.

Die eigentliche Vermittlung erfolgt dann per E-Mail und schließt neben Jobs in Potsdam und Umgebung auch Stellen in Berlin ein. „Das schätzen insbesondere Studenten, die in Berlin wohnen und in Potsdam studieren“, sagt Roswitha Körber, Jobvermittlerin beim Studentenwerk Potsdam. Sie hat schon jetzt mehr als 600 Potsdamer Studierenden einen Job vermitteln können. „Viele suchen körperliche Arbeit in der Produktion oder im Gartenbau, um ein Gegengewicht zur geistigen Arbeit zu finden“, sagt Körber. „Da ist die Nachfrage bei den Studierenden größer als das Angebot.“

„In Potsdam ist die Schlösserstiftung bei Studierenden ein beliebter Arbeitgeber“, sagt Körber. Die Besucherbetreuung in historischen Kostümen im Park Sanssouci gehörten ebenso dazu wie die Ausgabe von Audioguides für die Friederisiko-Ausstellung im Neuen Palais. Auch in Hotels würden regelmäßig Kräfte für den Frühstücks- und Zimmerservice gesucht. Da die Saison bereits im April starte, sei es empfehlenswert, sich schon im Februar oder März zu bewerben. Für einen Bürojob würden perfekte Deutsch- und Englischkenntnisse sowie Routine in MS Office verlangt. Der zeitliche Umfang sei ganz unterschiedlich. „Viele Studierende würden am liebsten einen Monat Vollzeit jobben und danach in den Urlaub fahren“, so Körber. Das funktioniere leider nicht immer.

Der Ferien- oder Nebenjob gibt manchen Studierenden Anlass, sich erstmals mit den Themen Sozialversicherung und Lohnsteuer zu befassen. Während Minijobs sozialversicherungsfrei sind, müssen bei allen übrigen Jobs, die monatlich mehr als 400 Euro einbringen, Beiträge zur Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung gezahlt werden. Viele Studierende, die nur in den Semesterferien jobben, zahlen aus Unwissenheit zu viel Lohnsteuer. Der Grund: Bei der monatlichen Lohnsteuerabrechnung wird ein gleichbleibend hohes Einkommen für das gesamte Kalenderjahr unterstellt. Studierende erhalten die gesamte Lohnsteuer vom Finanzamt zurück, wenn sie mit ihren Einkünften unter einer festgesetzten Grenze liegen. Für das Jahr 2012 liegt diese nach Angaben des brandenburgischen Ministeriums für Finanzen für Erwerbstätige der Steuerklasse I bei 10 281 Euro. Maren Herbst

Maren Herbst

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })