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Landeshauptstadt: Mit Harfe, Eiche und Verfassungsrichter

Die Brandenburgische Ärzteschaft hat ihren neuen Verwaltungssitz feierlich eröffnet – und sich um positive Schlagzeilen bemüht

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Bornstedter Feld - Wenn Udo Wolter künftig aus seinem Büro blickt, dann hat er einen „herrlichen Ausblick“. Das sagte der Präsident der Landesärztekammer Brandenburg (LÄKB) am Mittwoch zur feierlichen Eröffnung des Hauses der Brandenburgischen Ärzteschaft. Seine Kammer und die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) haben gerade zusammen den repräsentativen Neubau in der Pappelallee bezogen, der samt Grundstück rund 32 Millionen Euro gekostet hat.

Die Investition, die die mehr als 3800 Mitglieder der KVBB über eine Sonderumlage finanzierten, wurde am Mittwoch noch einmal ausgiebig gelobt. KVBB-Chef Hans-Joachim Helming schwärmte vor rund 200 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Ärzteschaft von „kürzeren Wegen“ und besseren Arbeitsbedingungen. Auf die scherzhafte Frage der Moderatorin der Feier, ob denn die 16 Konferenz- und Beratungsräume in dem Haus für Partys verwendet würden, gab Helming zurück: Gerade für Fort- und Weiterbildungen von Ärzten und Mitarbeitern müsse die KVBB künftig nicht mehr externe Beratungsräume anmieten.

Innerhalb von zwei Jahren ist der Viergeschosser errichtet worden, verbaut wurden 1150 Tonnen Stahl, 21 000 Tonnen Beton sowie 1000 Türen und Fenster. Anders als bei andere Großprojekten sei man im Zeit- und Kostenplan geblieben, sagte Helming – der, spaßig gemeint, seine Planer gleich für den Hauptstadtflughafen BER weiterempfahl. Zugleich freute er sich über eine vor dem Neubau eingepflanzte Eiche, gespendet von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank – einem langjährigen Partner, wie es hieß.

Für die Eröffnung hatte die KVBB unter anderem den früheren Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Hans- Jürgen Papier, gewinnen können. In einem mehr als einstündigen Vortrag warnte er vor einer staatlichen Überregulierung im Gesundheitsbereich und lobte zugleich die ärztliche Selbstverwaltung in Vereinigungen wie der KVBB. Die international erfahrene Harfenistin Simonetta Ginelli aus Berlin sorgte für den musikalischen Rahmen, dazu stand ein Buffet bereit. Die rund 400 Mitarbeiter, die in dem Haus arbeiten sollen, konnten wie berichtet nicht an der Feier teilnehmen. Und eine eigene Betriebsfeier auf Kosten der KVBB, als Körperschaft des öffentlichen Rechts zur Wirtschaftlichkeit verpflichtet, hatte das als Aufsichtsbehörde zuständige Sozialministerium als nicht zulässig abgelehnt.

Mit keinem Wort erwähnt wurden am Mittwoch die PNN-Berichte, wonach Ex-Minister Rainer Speer in einer Immobilie der KVBB zu einer für Potsdamer Verhältnisse auffällig niedrigen Miete wohnt. Wie berichtet prüft die Staatsanwaltschaft deswegen Ermittlungen wegen Untreue, während die KVBB sich gegen den Vorwurf verwahrt, unwirtschaftlich mit den Beiträgen ihrer Mitglieder umgegangen zu sein.

Am Mittwoch jedenfalls war die Ständevertretung um positive Schlagzeilen bemüht. Auch im nächsten Jahr werde die Ansiedlung von Ärzten in unterversorgten Regionen Brandenburgs wieder mit bis zu 50 000 Euro gefördert, hieß es in einer Pressemitteilung der KVBB. Das Geld können Ärzte erhalten, die frei werdende Praxen übernehmen oder selbst eine gründen. Finanziert werde das Programm von der KVBB und den Krankenkassen. Zur feierlichen Einweihung ihres Neubaus gab die KVBB keine Mitteilung heraus.

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