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Landeshauptstadt: Mit holpriger Zunge ins deutsche Sprachgewirr

22 Schüler aus der französischen Schweiz werden in Potsdam ihre Kenntnisse aufbessern

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22 Schüler aus der französischen Schweiz werden in Potsdam ihre Kenntnisse aufbessern Bei den deutschen Gasteltern fallen die Hemmungen schneller. Da versuchen die Schweizer Jugendlichen, die am Freitag aus Genf und Umgebung in Potsdam eintrafen, schon mal, in der ihnen fremden Sprache auszudrücken, was sie gern möchten. Wo es trotzdem Probleme gab, half beim „Heimwehtreffen“ am Sonnabend Sprachlehrer Yvan Sélitrenny in französisch aus. Rund sieben Jahre haben die 17- bis 19-jährigen Schüler bereits Deutschunterricht, doch die ungewohnte Sprache mit den vielen Ausnahmen geht noch recht holprig von der Zunge. Auch Benoit, der im nächsten Jahr sein Abitur macht, bezeichnet sein Deutsch als schwach, wagt sich beim Treffen im Rathaus aber doch mutig vor und erkundigt sich, wie es denn so in der DDR gewesen sei. Eine Antwort darauf zu geben, ist offenbar auch sehr schwierig, selbst wenn man sich nicht in einer Fremdsprache bewegt. Karl Ofcsarik, Fachbereichsleiter Jugend und Sport, rettet sich in ein Sowohl-als auch. Die 22 Schweizer Schüler werden also noch viel zu fragen haben über das Heute und Gestern in der Stadt der Schlösser und Gärten. Seit 1992 gibt es Sprachkurse in Potsdam, die das Spracheninstitut „did“ organisiert und die während der Ferienzeit in der Rosa-Luxemburg-Schule stattfinden. Sélitrenny weilt bereits zum dritten Mal in Potsdam, immer mit einer anderen Gruppe. Und so weiß er, dass sich nach einem Monat Aufenthalt, nach intensivem Deutschunterricht an vier Tagen in der Woche, den Treffen mit Gleichaltrigen und den Ausflügen mit der Gastfamilie nicht nur die Kenntnisse des Deutschen bessern, sondern auch der Mut, es anzuwenden, steigt. „Die Schüler schreiben am Anfang einen Aufsatz, in dem sie erklären sollen, warum sie am Sprachkurs teilnehmen. Oft wird dann erklärt, dass es eigentlich die Eltern so wollten. Nach den vier Wochen wird erneut ein Beleg über ein Potsdamer Thema angefertigt und da klingt die Aufenthaltsbeschreibung dann ganz anders“, meint Sélitrenny. Er habe schon viele Tränen kullern sehen, als sich die Schüler von ihren Gastfamilien wieder trennen mussten. „Wenn sich nach Abitur und Studium jemand um eine Stelle bewirbt, dann sind Deutschkenntnisse mehr als erwünscht“, meint der Sprachlehrer. Und nicht nur das Schwyzer Deutsch werde gefordert, es solle hochdeutsch sein. Mehrsprachigkeit sei in der Schweiz ohnehin die Grundlage der Verständigung. Natürlich werden die Mädchen und Jungen nicht nur büffeln müssen. Sie erwartet ein reichhaltiges Freizeit-Programm am fünften Wochentag. So wird zum Beispiel im Jugendklub Off Line mit deutschen Jugendlichen Beach-Volleyball gespielt und hinterher sicher geprüft, wie weit das Deutsche schon für Unterhaltungen ausreicht. Auch Schlossbesichtigungen, Ausflüge in den Filmpark Babelsberg und nach Berlin stehen auf dem Programm. Und was offiziell nicht erkundet werden kann, das bewerkstelligen auf Wunsch bestimmt die Gasteltern. „Die Wochenenden sind frei, sie werden ganz privat verbracht“, erläutert Sélitrenny. Vielleicht kriegt Benoit ja bei seiner Gastfamilie heraus, wie es denn so in der DDR war. Der junge Mann mit den braunen Augen und dem Lockenschopf ist offenbar sehr geschichtsinteressiert und möchte auch wissen, wie Deutschland die beiden Weltkriege überstanden hat. Kommt er doch aus einem Land, dass sich seit dem Rütlischwur friedlich durch die Geschichte manövriert hat. dif

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