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Etwas HELLA: Mit Kangei und Hexeneinmaleins

Was ist nur aus meinem feierfreudigen Potsdam geworden? Erst bleibt der Sinterklaas zu Hause und dann verblühen die Tulpen ohne Beistand aus Amsterdam.

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Was ist nur aus meinem feierfreudigen Potsdam geworden? Erst bleibt der Sinterklaas zu Hause und dann verblühen die Tulpen ohne Beistand aus Amsterdam. In Babelsberg wird das Böhmische Weberfest abgesagt und bei der Fête de la Musique heißt es mal ja, mal nein, geht nicht mit weniger Geld und dann wieder doch oder doch nicht? Vor einiger Zeit ist schon das deutsch-russische Fest in der Alexandrowka gestorben und das Stadtwerkefest wäre beinahe auch in der Versenkung verschwunden, wenn nicht hinreichend viele Leute mit den Füßen abgestimmt hätten und trotz eines völlig verregneten Samstags 2011 zum Auftritt von Robin Gibb erschienen wären. Der Besuch des Stadtwerkefestes in jenem Jahr sollte nämlich die Nagelprobe sein, ob die Potsdamer das Fest weiterhaben oder ob sie lieber zu Hause vor dem Fernseher sitzen wollten. Es würden die Gelder der Energiebezieher verschwendet, hieß damals die Begründung. Nun kenne ich weit schlimmere Fälle, wo Geld hinverschwendet wurde, ohne irgendjemandem Spaß zu machen. Zum Glück wollten die Potsdamer und viele ihrer Gäste nicht sitzen, sondern lieber stehen, sogar im Regen. Und auch ich gehöre zu den Feierlustigen und werde mit jeder Festabsage trauriger.

Zumal ich aus eigener Erfahrung weiß, wie viel Arbeit in der Vorbereitung solcher Feste steckt und dass das Engagement nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Deshalb bin ich auch zur Walpurgisnacht gegangen, habe mich mit den Hexen verbündet, die mir versichert haben, dass sie nicht aufhören. Deshalb wird auch das Asiafest auf der Freundschaftsinsel stattfinden, mit gekürzten Mitteln und umso größerem ehrenamtlichen Einsatz – meinerseits. Ich übe mich schon in Japanisch, denn Japan ist diesmal der Partner. Also Kangei – Willkommen – am 2. August.

Natürlich überlebt sich auch einmal etwas oder zieht um oder bekommt neue Vorzeichen. Aber genau das ist der springende Punkt. Was bleibt, was wird neu erfunden – und was wird gerade totreguliert, totgemeckert oder totgespart?

Vielleicht ist es notwendig, dass wir uns in Potsdam nicht nur eine Gedenkkultur geben – die sicher wichtig ist –, sondern auch eine Feierkultur. Bei der sollte es nicht nur um das nötige Kleingeld, sondern um Anerkennung und kommunale Hilfe bei der Vorbereitung gehen. Denn, hoppla, wir leben und werden immer mehr Potsdamer. Auch feierfreudige.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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