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Gründer. Marvin Stolz und Elmar Schmälzlin (r.) von Colibri Photonics.

© A. Klaer

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Gründungsaktivität der Uni Potsdam erreicht Höchststand

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Auch winzige Dinge können zum Kraftakt werden. Die Colibri Photonics GmBH hat ein Messsystem für Sauerstoff entwickelt, das aus zellkleinen Kügelchen besteht, die auch an bislang unerreichbaren Stellen – etwa in einem Kniegelenk – den Sauerstoffgehalt messen können. Ein Kraftakt war es nach den Worten von Dieter Wagner, der die Gründungsaktivitäten an der Universität Potsdam betreut, die Idee aus dem Labor auf den Markt zu bringen. Nun ist es geschafft, die Ausgründung aus der Universität Potsdam hat am 13. Juli ihre Tätigkeit aufgenommen, der mittlerweile fünfte Businessplan steht, das erste System ist verkauft und weitere drei sollen in diesem Jahr noch folgen. „Dann sind wir im Plan“, sagt der eloquente junge BWL-Absolvent Marvin Stolz, der die Geschäfte des zwei-Mann-Unternehmens führt. Für 2014 erwarten er und sein Kollege, der Bioforscher Elmar Schmälzlin, schwarze Zahlen.

Das junge Unternehmen ist eins von durchschnittlich 35 Start-Up-Gründungen, die jährlich aus der Universität Potsdam hervorgehen. 2011 wurden laut Wagner 37 Firmen aus Forschungsideen der Potsdamer Uni geboren. Damit befinde man sich in Sachen Gründungstätigkeit bundesweit an der Spitze. 50 Prozent der Firmen seien aus dem Bereich Technologie und Wissen, die Gründungsförderung der Uni habe 140 Beratungsgespräche geführt, man zähle acht laufende Gründerstipendien und sei mittlerweile acht mal in Brandenburg an der Spitze des Businessplan-Wettbewerbes gelandet. Im bundesweiten Gründer-Ranking habe man in den vergangenen sechs Jahren unter den ersten drei Plätzen gelegen. Ziel der vielfältigen Gründerförderungen sei es, Forschungsfelder ausfindig zu machen, aus denen sich marktreife Technologien entwickeln lassen.

Dafür ist die Colibri GmBH ein gutes Beispiel. „Wir gehen in eine Nische hinein, winzige Sonden in biologischem Gewebe oder auch Bioreaktoren sind ein neuer Markt“, erklärt Elmar Schmälzlin, der aus dem Bereich Physikalische Chemie kommt. Solche Entwicklungen seien beispielsweise bei der Züchtung von Knochenzellgewebe oder der Untersuchung von Nabelschnurzellen ein großer Fortschritt. Das System funktioniere über Lichtsignale, einen Sauerstoffanstieg zeigen die winzigen, ins Gewebe eingbrachten Kügelchen durch nachlassendes Licht an. Ein Computersystem setzt die Daten in Messergebnisse um, die präziser sind, als bisherige Sonden. Eine Systemeinheit kostet zwischen 6000 und 20 000 Euro, fünf bis sechs will man davon pro Jahr verkaufen, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Eine andere möglich Anwendung ist die Verpackungsindustrie. Über einen sensorischen Farbspot könne gemessen werden, ob Verpackungen winzige undichte Stellen aufweisen. Die Lebensmittelindustrie habe bereits großes Interesse an dem Verfahren gezeigt, so Marvin Stolz. Dennoch habe man sich nicht für Risikokapital aus der Wirtschaft entschieden, sondern für einen konservativen Bankkredit. „So bleiben wir in unserer Arbeit unabhängiger“, erklärt Schmälzlien.

Die junge Start-Up-Firma hat noch bis Jahresende im Golmer Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik Räume, dann will man möglichst ins nahgelegene Gründerzentrum Go:In umziehen. Standortmanager Friedrich Winskowski ermuntert die beiden Gründer dazu. „Wir wollen Sie auf jeden Fall am Standort Golm halten“, sagt er. Im Go:In befinden sich 15 bis 20 forschungsnahe Firmen im Wechsel. Nach jeweils acht Jahren müssen sie aufgrund von Förderbestimmungen das Gründerhaus verlassen. Damit diese Firmen nicht abwandern, würden dringend Flächen gebraucht, so Winskowski. Er geht von einem Bedarf von rund 14 Hektar aus, zehn Hektar seien mittlerweile östlich der Bahnlinie dafür ausgewiesen. Auch ein zweites Gründerzentrum sei im Gespräch, in dem die Firmen in ihrer zweiten Phase umziehen können. Brandenburg sollte die Chance nutzen, in Golm einen international konkurrenzfähigen Standort für Wissenschaft und forschungsnahe Produktion zu etablieren, so Winskowski. Jan Kixmüller

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