Versteigerung: Mit „Metropolis“ auf Rekordkurs
In Los Angeles wird eines der letzten originalen „Metropolis“-Originalplakat versteigert. Experten rechnen mit Millionenerlös für das Plakat für den Filmklassiker aus Potsdam-Babelsberg.
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Der Film hat die Babelsberger Studios vor 85 Jahren beinahe in den Ruin getrieben – jetzt wird bei der Versteigerung eines der äußerst seltenen Originalposter für den Stummfilmklassiker „Metropolis“ die Rekordsumme von einer Million US-Dollar erwartet. Unter den Hammer kommt das historische Filmposter gemeinsam mit acht weiteren Plakaten, darunter für „King Kong“, am 13. Dezember im US-amerikanischen Los Angeles, wie aus der Bekanntmachung des dortigen Insolvenz-Gerichts hervorgeht. Genau 10 Uhr Ortszeit startet die Versteigerung im Gerichtssaal 1568, 255 East Temple Street. Einstiegsgebot für das Komplettpaket: 700 000 Dollar.
Experten rechnen jedoch damit, dass das Plakat für eine wesentlich höhere Summe den Besitzer wechselt, in Sammlerkreisen ist bereits vom wichtigsten Verkauf des Jahres die Rede, wie das US-Branchenmagazin „The Hollywood Reporter“ berichtet. Denn von dem Poster sind derzeit weltweit nur noch vier Exemplare bekannt. Eines soll angeblich Hollywood-Schauspieler Leonardo DiCaprio sein Eigen nennen, einer zweites besitzt das Museum of Modern Art (MoMA) in New York, ein drittes die Österreichische Nationalbibliothek in Wien.
Das vierte gehörte bis vor Kurzem Kenneth Schacter. Doch der Sammler hatte sich mit dem Kauf des Stücks übernommen und konnte den dafür aufgenommenen Kredit nicht zahlen, wie US-Medien berichten. Um die Schulden zu begleichen, wird das Poster nun mit den anderen Stücken aus Schacters Sammlung am U.S. Bankruptcy Court versteigert.
Als eines der Metropolis-Poster zum letzten Mal öffentlich verkauft wurde, im Jahr 2005, lag der Erlös Medienberichten zufolge bei 690 000 US–Dollar – das Plakat für den seinerzeit teuersten Film aller Zeiten hält damit immer noch den Rekord für das teuerste Filmplakat aller Zeiten.
310 Tage und 60 Nächte haben die Dreharbeiten für „Metropolis“ 1925 und 1926 gedauert, ein Heer von insgesamt 36 000 Schauspielern und Komparsen stand in Babelsberg vor der Kamera, Regisseur Fritz Lang überzog das Budget dabei gefährlich und gab fast das Dreifache der ursprünglich vereinbarten 1,5 Millionen Reichsmark aus. An den Kinokassen floppte der zweieinhalbstündige Film 1927 jedoch: Schon bald nach der Premiere existierten nur noch verstümmelte Versionen. Wegen des drohenden Bankrotts geriet die Babelsberger Ufa an den deutschnationalen Medienmogul Alfred Hugenberg.
Die Wiederentdeckung von „Metropolis“ begann in den 1980er Jahren: Eine mit Disko-Musik unterlegte Fassung wird zum Publikumserfolg. Mittlerweile gilt der Film, der das düstere Bild einer Zweiklassengesellschaft in der Zukunftsstadt Metropolis zeichnet, als eines der einflussreichsten Kinokunstwerke des 20. Jahrhunderts. Es prägte die Science-Fiction-Ästhetik von Filmen wie „Star Wars“ oder „Matrix“, war Inspiration für Musikvideos, steht neben Beethovens Neunter Sinfonie und Grimms Märchen auf der Unesco-Liste des Weltdokumentenerbes.
Im Jahr 2010 feierte eine restaurierte Fassung von „Metropolis“ auf der Berlinale Premiere. Filmhistoriker waren zuvor im argentischen Buenos Aires überraschend auf eine beinahe komplette Originalfassung des Films gestoßen. Um den Verkauf des Posters muss das Gericht in Los Angeles nicht bangen, denn einen Interessenten für das Poster gibt es schon. Der US-amerikanische Sammler Ralph DeLuca, der die 700 000 Dollar geboten hat, schwärmt im „Hollywood Reporter“ von dem Plakat für Fritz Langs Stummfilmklassiker. Ein großartiges Stück Hollywood-Kunst vereine historische Bedeutung, Schönheit und Seltenheit, wird DeLuca dort zitiert: „Das Metropolis-Poster erfüllt alle drei Kriterien in höchstem Maße.“
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