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Landeshauptstadt: Mit Mützen und Brötchen

Der Wahlkampf der Potsdamer CDU-Spitzenkandidatin Katherina Reiche

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Der Wahlkampf der Potsdamer CDU-Spitzenkandidatin Katherina Reiche Von Juliane Wedemeyer Am 18. September entscheiden die Wähler des Wahlkreises 61 mit über die Zusammensetzung des neuen Bundestages, bestimmen mit ihrer Erststimme aber auch, welcher Direktkandidat den Potsdamer Wahlkreis im Bundestag vertritt. PNN-Mitarbeiter haben die Direktkandidaten von SPD, CDU, PDS, Bündnis 90/Grüne und FDP im Wahlkampf begleitet und stellen sie den Lesern vor. Heute: Katherina Reiche (CDU). Irgendwie „madonnenhaft“ wirke die brandenburgische CDU-Kandidatin auf den Wahlplakaten, sagte der Radiopsychologe in einer Sendung über Katherina Reiche: Dieser nach oben gerichtete Blick in die Ferne und dieses Lächeln – nicht greifbar. Die Katherina Reiche aus Pappe hängt an fast jedem Laternenmast in Potsdam und blickt den Autofahrern, Radlern oder Fußgängern entgegen oder besser: über sie hinweg. Seit 1998 ist die gebürtige Luckenwalderin Mitglied des Bundestags. 2002 hatte Stoiber die studierte Chemikerin als Familienexpertin in sein Kompetenzteam geholt. Sie war gerade 28 Jahre alt, hochschwanger, damals noch ledig und Mutter einer dreijährigen Tochter. Ihr Lächeln auf den Wahlkampfterminen wirkt oft unnahbar, als benutze sie es als Schutzwall. „Ich gebe schon zu“, sagte sie bei einem Besuch in unserer Redaktion am Montag, „dass man bestimmte Dinge nicht an sich ran lassen darf“, sonst verlöre man den Optimismus. Obwohl sie in der Öffentlichkeit als Vertreter der Partei wahrgenommen werde und nicht als Privatperson, grübele sie als Frau immer stärker über Dinge nach, als etwa Männer. Vielleicht auch darüber, ob es gut war, zum Schulanfang vor der Max-Dortu- Schule Mützen an Erstklässler zu verteilen – in Orange, der neuen CDU-Wahlkampffarbe. Die Folge: Eltern beschwerten sich über die Aktion direkt neben der Schule und die Präsidentin der Verkehrswacht Anita Tack (PDS) schrieb einen erzürnten offenen Brief, weil Reiche behauptet hatte, die diesjährige Finanzierung der roten Verkehrswachtmützen sei gefährdet gewesen. Laut Tack eine „falsche“ Aussage. Der brandenburgische CDU-Wahlkampf verlaufe „wellenartig“, sagt Reiche selbst: „Hoch runter, hoch runter.“ Nach den Äußerungen Schönbohms über die „Proletarisierung“ der Ostdeutschen schien ihr hin und wieder der Optimismus zu fehlen. Zwar sagte sie wenige Tage später beim Gründungsjubiläum der CDU-Babelsberg, dass die Worte des Innenministers nur „hochgespielt“ würden. Aber da war es wieder, dieses unnahbare Lächeln. Dabei kann sie auf die Menschen zu gehen. Auf der Straße zum Beispiel. Da holt sie schon mal frische Brötchen, um mit Passanten beim Frühstück über die Ziele der Union zu reden. Sie habe selten erlebt, dass Leute so detailliert gefragt haben, wie in diesem Wahlkampf. Hauptsächlich über das Thema „Arbeit“. Dann erklärt sie, dass der Kündigungsschutz nur für Unternehmen mit höchstens 20 Mitarbeitern ausgesetzt werden solle. Und das diese dafür ein „Abfindungsrecht“ erhalten müssten. Gerade kleine Firmen – wie es sie gerade in Potsdam gäbe – würden davon profitieren, weil sie mutiger agieren könnten, eventuell mehr einstellen. Denn: „Ist das Unternehmen pleite, hilft der Kündigungsschutz nicht.“ Ebenfalls sehr bewege das Thema „Familie“. Steuerfreibeträge von 8000 Euro auch für Kinder und 50 Euro weniger Rentenbeiträge pro Kind will die CDU. Obwohl im Osten die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern selbstverständlich sei, müssten auch hier neben der Betreuungsstruktur die -qualität verbessert werden. Reiche weiß, was es bedeutet, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen: „Ich bin jeden Abend stolz, wenn alles geklappt hat.“

Juliane Wedemeyer

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