
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Mit Wärme gegen die Gier
„Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ wurde in Potsdam gedreht. Jetzt zeigt die ARD das Märchen im Fernsehen
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Das Erste zaubert Schloss Marquardt auf den Bildschirm: Am ersten Weihnachtsfeiertag strahlt die ARD den in Potsdam gedrehten Märchenfilm „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ aus – eine bittersüße, nachdenkliche Geschichte nach dem berühmten Märchen von Hans Christian Andersen. Auch die Besetzung kommt zum Teil aus Potsdam: Die 14-jährige Lea Müller spielt eine der Hauptrollen und auch Jörg Hartmann (bekannt aus „Weissensee“) ist dabei.
Die Geschichte: Inga (Müller) und ihr Freund Emil (Maximilian Ehrenreich) leben in einem Waisenhaus, das von der Leiterin Frau Landfried (Nina Kunzendorf) mit harter Hand geführt wird. Am bitterkalten Weihnachtstag sollen alle Kinder in der nahe gelegenen Stadt Schwefelhölzer verkaufen. Doch in der Hektik des Weihnachtstrubels hat niemand Interesse an den armen Kindern. Nur ein netter Gendarm (Oliver Korittke) erbarmt sich und kauft Inga etwas ab. Als die beiden Kinder auch noch von dem älteren Waisenjungen Franz (Ferdinand Lehmann) unter Androhung von Schlägen an den Rand der Stadt gedrängt werden, scheint ihre Situation völlig aussichtslos. Am Abend hat Emil keinen einzigen Groschen eingenommen und traut sich aus Furcht vor Frau Landfrieds Stock nicht mehr zurück in das Waisenhaus. Da gibt Inga ihm ihr verdientes Geld, schickt ihn zurück und versucht weiterhin ihr Glück auf den sich leerenden Straßen. Sie begegnet dabei einem geheimnisvollen Fremden (Hartmann), der auch an ihrer Seite ist, als sie in ihr verfallenes Elternhaus zurückkehrt. Um der eisigen Kälte zu entkommen, zündet sie sich dort ein Schwefelholz an und erblickt in dem Licht ihre verstorbenen Eltern...
Für den Regisseur Uwe Janson, der auch schon bei den Märchenfilmen „Aschenputtel“ und „Hänsel und Gretel“ Regie führte, war es sehr wichtig, das traurige Schicksal des Mädchen mit den Schwefelhölzern beizubehalten und den Kindern das Thema Tod nicht vorzuenthalten. „Das ist ein sehr ernsthaftes und wichtiges Thema, das man mit Kindern durchaus ab und an besprechen sollte“, sagte Janson bei der Vorstellung des Films im Babelsberger Thalia-Kino.
Trotzdem gelingt es dem Film, am Ende ein Lächeln auf die Lippen der Zuschauer zu zaubern – was nicht nur an dem optimistischen Ton des Endes liegt. „Mir war es wichtig, in dem Film Dinge wie Wärme und Gier gegenüberzustellen“, sagt der Regisseur. „Somit regt der Film zum Nachdenken an, hat aber auch heitere leichte Momente.“
Der Potsdamer Schauspieler Jörg Hartmann, der hier den geheimnisvollen Fremden spielt, schätzt vor allem diese großartige Balance. „Dieser Bogen, dass es am Ende positiv ist, das ist sehr wichtig“, sagt er. „Natürlich geht man am Ende mit einem Kloß raus, aber letztendlich bleibt etwas Warmes zurück.“ Diese Wärme, die die Verfilmung auch so zauberhaft macht, wird vor allem von den grandiosen Darstellern erzeugt. Allen voran spielt sich die 14-jährige Lea Müller in die Herzen der Zuschauer. Ihren Charakter zeichnet sie so stark und gleichzeitig so zerbrechlich, dass man sich an ihrem Spiel kaum sattsehen kann. Für die junge Potsdamerin, die unter anderem schon in den Filmen „12 heißt: Ich liebe dich“ und „Die Grenze“ mitgespielt hat, war es sehr wichtig, sich intensiv in die Rolle einzufinden. „Wir haben uns alle erst mal beim Kindercoaching kennen gelernt“, erzählt sie. „Dort haben wir besprochen, was und wie die Rolle ist und die schwierigsten Szenen schon mal geprobt.“ Besonders die traurigen Momente seien eine Herausforderung gewesen. „Beim Coaching haben wir das Weinen geübt, indem wir an etwas Trauriges gedacht haben“, so Lea und fügt schmunzelnd hinzu: „Aber manchmal haben sie mir auch einfach Pfefferminzspray unter die Augen gerieben.“ Beim Drehen habe sie sehr viel Spaß gehabt und wieder etwas Neues dazugelernt. „Wenn ich es schaffe, möchte ich später schon gerne Schauspielerin werden“, sagt sie mit leuchtenden Augen.
Ihr jüngerer Kollege Maximilian Ehrenreich ist sich bei seiner Berufswahl noch nicht so sicher. „Ich weiß noch nicht, ob ich später mal Schauspieler werden möchte“, sagt der zehnjährige Berliner. „Aber wenn ich mir mal eine Rolle aussuchen dürfte, würde ich gerne mal einen Actionhelden spielen.“ Einen kleinen Helden durfte er ja jetzt schon spielen und das mit sehr viel Charme und Charisma. Vor dem schwierigen Thema des Märchenfilms hatte der Zehnjährige keine Angst. „Ich wusste erst gar nicht, dass die Geschichte so traurig ist“, so Maximilian. „Und dann hat es so viel Spaß gemacht und wir haben so viel gelacht, dass es für uns auch gar nicht traurig war.“
Ein bisschen mehr Bedenken bezüglich des Themas hatte der 19-jährige Berliner Ferdinand Lehmann, der in dem Film den scheinbaren Bösewicht Franz spielt und vor allem durch seine starke Mimik überzeugt. „Ich habe mich sofort für die Rolle interessiert, aber klar hatte ich auch ein bisschen Angst, wie man das Thema für Kinder löst“, so Lehmann. „Ich finde aber, dass der Film in eine sehr schöne Richtung geht, sodass man sich trotzdem wohlfühlt.“ An seiner Rolle schätzt er vor allem die Vielfältigkeit des Charakters. „Ich finde es sehr angenehm, dass Franz kein reines Arschloch ist, sondern in seiner Zuneigung zu Inga auch eine liebenswerte Seite zeigt“, so Lehmann und fügt lächelnd hinzu: „Ein reines Arschloch zu spielen wäre ja auch sehr einfach.“
Alles andere als einfach ist dieser Film, dem es gelingt, den nachdenklichen Ton von Andersens Vorlage aufzunehmen und der dabei trotzdem so viel Herzlichkeit versprüht, dass die unvermeidlichen Tränen am Ende auch zur Hälfte Freudentränen sind.
„Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ ist am 25. Dezember um 15.10 Uhr im Ersten zu sehen.
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