Landeshauptstadt: Mit Zuckmückenlarven auf Goldkurs
Ausnahme-Erlaubnis für Angel-WM an der Alten Fahrt: Heute reisen die Teams an / Organisatoren rechnen mit Protesten
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Innenstadt - Eigentlich dürfte es diese WM gar nicht geben. „Wettangeln ist in Deutschland verboten“, erklärt Eberhard Weichenhan (siehe Kasten). Der Präsident des brandenburgischen Landesanglerverbandes ist der Organisator der 10. Angel-Weltmeisterschaft für Menschen mit Behinderungen, die am Wochenende in Potsdam stattfindet. Insgesamt mehr als 200 Teilnehmer aus zehn Ländern werden dazu erwartet, wie Weichenhan den PNN sagte. Für die WM, die zum ersten Mal in Deutschland stattfindet, konnte er eine Ausnahme bei der oberen Fischereibehörde erwirken – und Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) als Schirmherren gewinnen.
Bereits heute sollen die Teilnehmer unter anderem aus England, Kroatien, Polen und Tschechien in der Landeshauptstadt eintreffen. Untergebracht sind sie in Hotels in Potsdam, Töplitz und Marquardt. Der zweitägige Wettkampf an der Alten Fahrt startet dann am Samstag.
Dabei treten die zehn Teams mit je vier Anglern an – die Statuten des Weltsportanglerverbandes schreiben genau vor, welche Arten von Behinderungen in einer Mannschaft vertreten sein müssen. Den Chinesen sei es beispielsweise nicht gelungen, ein Team aufzustellen, erzählt WM-Organisator Weichenhan.
Am Samstag- und Sonntagvormittag kann man ab 8 Uhr an der Alten Fahrt die je dreistündigen Wettkampf-Durchgänge verfolgen. „Publikum ist erwünscht“, sagt Weichenhan. Für die Verpflegung sei gesorgt. Er rechnet mit „regem Zuspruch“. Immerhin sei der hiesige Landesanglerverband mit rund 75 000 Mitgliedern der größte Anglerverband Deutschlands.
Bereits morgen und am Donnerstag bereiten sich die Teams mit einem Training vor: „Das ist wichtig, um sich mit dem Gewässer bekannt zu machen“, erklärt Weichenhan. Neben dem Wissen um Strömungsverhältnisse und die richtige „Montage“ komme es vor allem auf den Köder an: „Wer das beste Futter hat, hat einen großen Vorteil.“ So werden bei der WM auch die „sehr fängigen“ Zuckmückenlarven verwendet, die der Brandenburgische Anglerverband sonst verbiete.
Zwischen zweieinhalb und drei Kilogramm Fisch pro Teilnehmer könnten am Wochenende aus der Havel geholt werden, schätzt Weichenhan. Gezählt wird allerdings nur Weißfisch wie etwa Plötze, Blei oder Güster. Karpfen oder Hechte müssen die WM-Teilnehmer zurück in die Havel werfen. Aber auch die gefangenen Tiere bleiben am Leben, versichert Weichenhan. Sie werden stichprobenartig auf ihre Gesundheit untersucht und dann mit einem „Spezialfahrzeug für Lebendfisch“ nach Sachsen-Anhalt gefahren. Dort sollen sie in Baggerseen mit geringen Fischbestand ausgesetzt werden. „Seitens des Verbandes wird alles getan, um die Sache tierschutzgerecht zu gestalten“, betont Weichenhan.
Die Chancen der deutschen Mannschaft bei der WM schätzt er als „ganz gut“ ein. Das Team, dem mit Christian Neuendorf auch ein Brandenburger aus Frankfurt/Oder angehört, habe sich bei der WM in Belgien bereits gut platziert.
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