Landeshauptstadt: Mitarbeiter versorgen sich mit Stullen
Neues Umweltamt ohne Kantine: Auch ein Grund, warum einige der 450 Beschäftigten ungern umziehen
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Groß Glienicke - Einen neuen Arbeitsplatz haben die etwa 450 Beschäftigten des Landesumweltamtes. Von der Berliner Straße, der Michendorfer Chaussee und einem Standort in Brandenburg/Havel zogen die Grundlagenabteilungen für technischen Umweltschutz sowie Ökologie/Naturschutz/Wasser, die Serviceabteilung und die Regionalstelle für den Westen Brandenburgs in die Waldsiedlung Groß Glienicke um. Gestern Nachmittag wurden sie von Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke am neuen Ort begrüßt.
Labors, in denen spannende Untersuchungen des Wassers, der Luft oder des Bodens stattfinden, gibt es bis auf einige technische Einrichtungen zum Emissionsschutz, die aber auch ausgelagert werden sollen, im neuen Domizil nicht mehr. Sie wurden inzwischen in einem Zentrallabor in Frankfurt (Oder) konzentriert. Der Besucher findet deshalb fast nur moderne Büros mit Computerausstattung. Die Kantine wird erst Anfang nächsten Jahres fertiggestellt, Amtspräsident Matthias Freude versprach aber die schnellstmögliche Eröffnung wenigstens einer Imbisseinrichtung, damit die Beschäftigten nicht weiterhin Stullen von zu Hause mitbringen müssen. Deren Meinung über den Umzug ist ohnehin geteilt, ergeben sich für sie doch wesentlich weitere Wege zur Arbeit. Für Umweltbewusste, die auf das Auto verzichten wollen, werde immerhin ein Expressbus ab Potsdam Hauptbahnhof eingerichtet.
Das vernahm Groß-Glienickes Ortsbürgermeisterin Doris-Maria Langenhoff mit Erleichterung, hätten die in Spitzenzeiten jetzt schon vollgestopften Linienbusse 604 (Potsdam - Falkensee) und 639 (Potsdam - Spandau) doch zusätzliche Fahrgäste in größerer Zahl kaum noch aufnehmen können. Dazu könnte auch ein Teil der Kundschaft des Amtes gehören, die hier umweltrechtliche Genehmigungen für Investitionsvorhaben beantragt oder auch privat Rat in Umweltfragen sucht – etwa 6000 Behördengänger im Jahr. Grundsätzlich begrüßt Langenhoff die Ansiedlung und erwartet, dass dadurch auch die Pläne für eine Wohnbebauung schneller umgesetzt werden. Gerade für Mitarbeiter des Umweltamtes böte sich das Wohnen in der wald- und wasserreichen Umgebung an. Am Rande war zu erfahren, dass Amtspräsident Matthias Freude bereits ein Wohngrundstück erworben haben soll, um nach Groß Glienicke zu ziehen.
Dort, wo sich jetzt das Umweltamt angesiedelt hat, war früher Militärgelände, das dann in der DDR-Zeit von einem Regiment der Grenztruppen genutzt wurde. 1998 zog hier die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) ein, die allerdings nur einen der stattlichen roten Klinkerbauten auslasten konnte. Im Mai dieses Jahres schloss das Landesumweltamt einen Mietvertrag. Das leerstehende Haus 2 wurde entkernt und neu ausgebaut, Haus 3 für die neue Verwendung umgerüstet. Diese Arbeiten sind nun fast abgeschlossen.
Offen bleibt die Frage, was aus den leer gezogenen Standorten wird. Für das so genannte Sago-Gelände an der Michendorfer Chaussee hat die Stadt Potsdam ohnehin andere – bisher allerdings fehlgeschlagene – Nutzungsabsichten, für das Gebäude an der Berliner Straße ist der Einzug einer Polizeidienststelle im Gespräch. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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