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Landeshauptstadt: Mittelstand hat Signalwirkung

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos zu Gast bei Jahresauftakt der städtischen Mittelständler

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Babelsberg - Die mittelständische Wirtschaft in Potsdam hat Signalwirkung für das gesamte Land Brandenburg. Das sagte Ulrich Junghanns (CDU), Wirtschaftsminister des Landes, gestern beim Jahresauftakt der Mittelstandsvereinigung MIT in der Potsdamer Dependance des Zentrums Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde (ZAL). „Der Mittelstand hat große Leistungen für die gedeihliche Entwicklung Potsdams vollbracht“, lobte der Minister. Neben Junghanns war auch Michael Glos (CSU), Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Gast der MIT. Er betonte in seiner gut einstündigen Rede im Hinblick auf den Gastgeber ZAL, dass mehr für Ingenieurberufe und handwerkliche Ausbildungen geworben werden müsse.

Potsdam stehe in Brandenburg auf Platz eins im Ansiedlungsbereich und bei Investitionen, sagte Junghanns. Er räumte jedoch ein, dass die Situation des produzierenden Gewerbes in der Stadt bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei, auch wenn „das Produktionsgut Film“ einen traditionellen Schwerpunkt in Babelsberg bilde. „Aber die Entwicklung verläuft im Sinne der Landeshauptstadt“, so Junghanns weiter. Vor allem Potsdams Popularität werbe bei potenziellen Investoren für die Stadt. „Aber natürlich ziehen Stadtstrukturen vor allem Dienstleistungsgewerbe wie den Call-Center-Anbieter SNT an“, so Junghanns. Gerade dieses Unternehmen sei stark wachstumsorientiert, das Wirtschaftsministerium befinde sich derzeit auch in Gesprächen mit dem Call-Center-Anbieter. Konkreter wollte Junghanns aber noch nicht werden.

Bundeswirtschaftsminister Glos schlug in seiner Rede einen großen Bogen über aktuell drängende Wirtschaftsthemen. Den staatlich festgelegten Mindestlohn lehnte er ebenso ab wie eine Abkehr von fossiler oder Kernenergie ohne Alternativen für die industrielle Energieversorgung. „Sonne und Wind sind nicht rund um die Uhr vorhanden“, so Glos. Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche bekräftigte, im Hinblick auf moderate Energiekosten sei derzeit auf Energie aus fossilen Trägern nicht zu verzichten. „Brandenburg ist einer der wesentlichen Energiestandorte für die Bundesrepublik.“ Das Land sei auf die Braunkohle nach wie vor angewiesen.

ZAL-Geschäftsführer Reiner Rabe hingegen wies auf die prekäre Lage auf dem Arbeitsmarkt hin. In Potsdam und der Umgebung werde „händeringend“ nach Schweißern, Industriemechanikern und Zerspanungstechnikern gesucht. „Wir reden da nicht von Mini-Jobs, acht bis zehn Euro Stundenlohn sind die Regel.“ Rabe warnte davor, den derzeitigen Mangel an Fachkräften abzutun. „Wenn wir jetzt nichts machen, ist die Lage in vier, fünf Jahren noch schlimmer.“ In seinem Unternehmen habe er erst vor einem Jahr eine Art Unterricht in der Produktion eingeführt. „Schüler der siebten Klassen schnuppern alle 14 Tage in verschiedene Berufe hinein, um sich dann zu entscheiden“, so der ZAL–Chef, der mit seinem Modell gute Erfahrung gemacht hat. Die ZAL bildet in Potsdam vor allem Fachkräfte im Automobilbereich, der Metallverarbeitung und der Logistik aus. Insgesamt hat die Firmengruppe acht Niederlassungen und bundesweit über 1000 Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen.

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