
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Mittler zwischen Ost und West
Am Mittwoch nahm die Uni Potsdam Abschied von Wolfgang Loschelder, der am 20. Februar gestorben war
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Ein gerechter Mann, einer mit Einfühlungsvermögen, zäh in finanziellen Verhandlungen, ein Mann, der Humor hatte und sogar Entertainerqualitäten bewies: Mit bewegenden Worten haben Vertreter der Universität Potsdam am Mittwoch Abschied von ihrem langjährigen Rektor Wolfgang Loschelder genommen, der wie berichtet in der Nacht zum 21. Februar nach schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren verstorben war.
„Die Universität verliert eine herausragende Persönlichkeit“, sagte Uni-Präsident Oliver Günther vor den rund 70 Trauergästen, die zur akademischen Gedenkfeier in die Mensa am Neuen Palais gekommen waren, darunter Loschelders Witwe Christiane und weitere Familienmitglieder. Allerdings waren nur wenige Studenten darunter. Günther erinnerte an die Geburtshilfe, die Loschelder nach der Wende für die neue Hochschule geleistet hatte. Der Verstorbene habe damals den „Grundstein für das heutige Renommée der Uni im In- und Ausland gelegt“, sagte der Präsident.
Günther, erst gut ein Jahr im Amt, räumte ein, Loschelder nicht besonders gut gekannt zu haben. Doch hätten ihn Kollegen als einen Mann geschildert, der sich nie leichtfertig zu einem Urteil hinreißen ließ – weder über Sachfragen noch über Personen. Besonders letztere Fähigkeit habe ihn beim Aufbau der Uni zu einem „Mittler zwischen den verschiedenen Lebensentwürfen zwischen Ost und West“ gemacht.
Auch Hinrich Enderlein (FDP), erster Wissenschaftsminister des Landes Brandenburg nach der Wende, würdigte Loschelders Verdienste um die Gründung der Uni und besonders um den Aufbau der Juristischen Fakultät, die es in Potsdam eigentlich gar nicht geben sollte. Weil aber noch kurz vor der Wiedervereinigung rund 150 Studenten immatrikuliert wurden, sei man damals übereingekommen, diese nicht zum Opfer politischer Umstände werden zu lassen. Loschelder war einer der sechs Gründungsprofessoren der Juristischen Fakultät, die 1991 aus der Taufe gehoben wurde und deren erster frei gewählter Dekan er 1993 wurde. Als er 1995 zum Rektor der Uni gewählt wurde, habe sich Loschelder in den schwierigen Finanzverhandlungen mit dem Land bewähren müssen, sagte Enderlein. Parallel habe er die Uni-Mitarbeiter und Studenten bei Laune halten müssen, die über die „Zumutungen der Politik“ wenig begeistert waren. Dass er der Uni trotz aller Widrigkeiten zu ihrem heutigen Ruf verholfen habe, sei Loschelders bleibender Verdienst für das Land Brandenburg, erklärte der Ex-Wissenschaftsminister.
Hartmut Bauer, Dekan der Juristischen Fakultät, erinnerte an die schwierigen Bedingungen, unter denen Loschelder nach der Wende seine Tätigkeit begann: An der Uni habe es Bibliotheken gegeben, in denen kaum Bücher standen, von den Decken sei der Putz gerieselt, es habe fast keine brauchbare Technik, geschweige denn Telefonanschlüsse in den Büros gegeben. Loschelders Verdienst sei es, die Fakultät erfolgreich gemacht zu haben, betonte Bauer. In Potsdam würden die qualitativ zweitbesten Juraexamina in Berlin-Brandenburg geschrieben. Nur die Berliner Humboldt-Uni sei besser, aber Potsdam stehe mit den Ergebnissen weit vor der Freien Universität.
Stefan Gatzhammer vom Kanonischen Institut und Joachim Gaertner vom Evangelischen Institut für Kirchenrecht lobten Loschelders Engagement für die Angliederung der Institute an die Uni und die Einführung gemeinsamer Seminare.
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