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Landeshauptstadt: Mobbing, Stalking, Identitätsdiebstahl: Tatort Internet Frauenberatungsstelle bietet individuelle Hilfe

und aktuelles Informationsmaterial

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Internetmobbing, Stalking, Identitätsdiebstahl oder -missbrauch: Diplompsychologin Lydia Sandrock, die in der Potsdamer Frauenberatungsstelle arbeitet, registriert in letzter Zeit eine Zunahme von Fällen, in denen Frauen davon berichten. Zum ersten Mal gibt es nun eine umfassende Broschüre zum Thema „Digitale Gewalt“. Auch in der Potsdamer Beratungsstelle des Bundesverbandes Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (BFF) liegt diese aus. Häufig seien sich die Opfer des Straftatbestands gar nicht bewusst. „Dann stellt sich erst während der Beratung heraus, dass hier etwas nicht stimmt“, sagt Sandrock.

Die Palette dessen, was da nicht stimmt, ist bunt – wie das weite Internet. Da stellen betrogene oder verlassene Männer peinliche Fotos und Videos ins Netz, diffamieren die Frau als Schlampe, werden Pin-Wörter geknackt, per Online-Banking das Konto leer geräumt oder aus ihrem E-Mail-Account heraus ominöse Mails an den Chef geschrieben. „Das geht bis zu Handyortung und Identitätsdiebstahl, wenn auf den Namen der Frau im Internet bestellt wird“, sagt Sandrock.

Knapp 20 betroffene Frauen aus allen Schichten von Anfang 20 bis Anfang 50 betreut sie im Jahr. Frauen wie eine Ärztin und eine Richterin, die von weiter weg zu ihr kommen, um nicht zufällig ihrer eigenen Klientel zu begegnen. Schuld- und Schamgefühle sind immer noch eine große Hemmschwelle auf der Suche nach Hilfe. Doch es tue keinem gut, mit dem Problem allein zu bleiben. „Das auszusitzen kann Jahre dauern“, weiß sie.

Auch Katja Grieger von der Berliner Geschäftsstelle des BFF sagt: „Nur gezieltes Vorgehen hilft“. Das beginnt mit dem Sammeln von Beweisen, sagt Sandrock, E–Mails zum Beispiel. Eventuell den Account wechseln, das Bankkonto, die Telefonnummer. Ein Opfer habe sogar die Arbeitsstelle wechseln müssen.

Häufig sind derartige Angriffe das i-Tüpfelchen einer vorangegangenen Gewaltbeziehung oder gehen mit physischer Gewalt einher. Wer sich dann entscheidet, gerichtlich vorzugehen, kann Prozesskostenhilfe beantragen. In den vergangenen Jahren sei es so gelungen, in einem Fall eine Haftstrafe durchzusetzen, in einem anderen ein lebenslanges Näherungs- und Kontaktverbot zu erlangen.

„Digitale Angriffe wie Diffamierung, Beleidigung und Rufschädigung werden von Frauen und Männern begangen. Schwere Deliktformen werden jedoch nach unserer Einschätzung und Beratungserfahrung überwiegend von Männern verübt“, heißt es in der neuen Broschüre. Max Lindner von der Beratungsstelle ProMann in Magdeburg kennt auch junge Männer, die von übler Nachrede oder Mobbing betroffen sind. „Es gibt leider keine genauen Zahlen. Wie hoch die Dunkelziffer ist, lässt sich schwer sagen.“

Die Frauenberatungsstelle befindet sich in der Nansenstr. 5, Tel. 974695

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