Landeshauptstadt: Mörderisch gute Stimme
Für die Rolle als „Halloween“-Mörder ist Sami für den Synchronpreis nominiert
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Gesehen hat er den Film bis heute nicht. Denn die Geschichte um den irren Massenmörder mit der Maske ist nicht jugendfrei – und Sami El-Sabkhawi ist erst 14 Jahre alt. Selbst bei den Aufnahmen im Synchronstudio galt der Jugendschutz: Die blutigen Szenen wurden mit einem Schwarzbild ersetzt, berichtet der Potsdamer. Seine Stimme hört das deutsche Kinopublikum, wenn der junge Psycho-Mörder Michael Myers (gespielt von Daeg Faerch) in der Neuverfilmung des Horror-Klassikers „Halloween“ auftritt. Wie überzeugend der Lenné-Schüler als Myers flucht, schreit und spricht, kann er selbst nicht wissen. Aber der Bundesverband Deutscher Synchronproduzenten e.V. nominierte Sami jetzt für den deutschen Synchronpreis – Kategorie: „Herausragende Nachwuchsleistung“.
„Das war schon eine Überraschung“, sagt Sami – den ungewöhnlichen Namen verdankt er seinem ägyptischen Vater. Der Verleihung am 3. April im Berliner „Kosmos“ in der Karl-Marx-Allee sieht er gelassen entgegen.
„Der Film ist schon ziemlich hart“, urteilt Sami, der auch schon auf der Bühne des Jungen Theaters am Hans Otto Theater zu sehen war. Seine Mitarbeit bei dem Horrorfilm, dessen ganze Story er nur aus dem Drehbuch kennt, sieht er professionell: „Es war eine Rolle wie jede andere.“ Die Dreharbeiten im Studio der Babelsberger Hermes GmbH hätten Spaß gemacht. An nur zwei Nachmittagen war der fast zweistündige Film für ihn abgedreht. Anstrengend seien die Szenen in der Psychiatrie gewesen. Dorthin muss der junge Myers, nachdem er dem Freund seiner Mutter die Kehle durchgeschnitten hat. „Da musste ich richtig rumschreien“, erinnert sich Sami: „Das ging ganz schön auf die Stimme.“
Hinterm Pult zu stehen, ist für ihn nichts Neues mehr: Vor fünf Jahren hat er mit dem Synchronisieren begonnen. Heute arbeitet er ein- bis dreimal pro Woche im Studio. „Es sieht so ähnlich aus wie im Bundestag“, beschreibt er das Studio. Auf einer Riesenleinwand wird der Film abschnittsweise in der englischen Originalfassung eingespielt. Der deutsche Text steht im Drehbuch. „Dann spricht man einfach los“, erzählt Sami. Die Stimme muss er dafür nicht verstellen: „Ich spreche ganz normal.“
Über sein Hobby hat er mittlerweile viele Freunde gefunden: Charlie aus dem Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“ zum Beispiel, oder jedenfalls die deutsche Stimme dazu. Zeit fürs Ringen bleibe ihm trotzdem noch. „Meine Mutter achtet aber darauf, dass ich mich auch auf die Schule konzentriere“, sagt Sami. Bei den Klassenkameraden an der Lenné-Gesamtschule werde er öfter gefragt, was in der nächsten Folge der Comedy-Serie „Neds ultimativer Schulwahnsinn“ passiert. Denn Sami spricht eine Nebenrolle – „Kokosnusskopf“ – und kennt deshalb die Drehbücher. Aber er hält dicht: „Es würde ihnen auch keinen Spaß machen, wenn ich alles erzählen würde“, meint er.
Einen Beruf will Sami aus dem Synchron-Job nicht machen. „Ich will später mal in Richtung Polizei gehen“, erklärt er stattdessen. Vorbild ist sein Trainer im Ringen – ein Polizist. „Für die Bekämpfung von Kriminalität habe ich mich schon immer interessiert“, sagt Sami. Ob er „Halloween“ jemals sehen wird? Sami zuckt mit den Schultern: Wahrscheinlich nicht. Wenn er ins Kino gehe, dann eher in Action-Filme oder Komödien.
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