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Von Henri Kramer und Sabine Schicketanz: Müller widerspricht Kitapreis-Analyse

Dezernentin: „Untersuchung nicht differenziert genug“ / Oberbürgermeister-Kandidaten: Gebühren prüfen

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Eltern in Potsdam müssen im Vergleich der 100 größten deutschen Städte am meisten für die Kita-Betreuung ihrer Kinder zahlen: Diesem Ergebnis einer bundesweiten Studie hat Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) gestern widersprochen. „Die Untersuchung ist aus meiner Sicht nicht differenziert genug“, sagte Müller den PNN auf Anfrage.

Die neue Studie, die gestern von der Zeitschrift „Eltern“ und der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft in Berlin vorgestellt wurde, analysiert Kita-Gebühren für Potsdam in vier Kategorien. Bei einem Bruttoeinkommen von 45 000 Euro müssen Potsdamer Eltern bei der Betreuung eines Kindes jährlich 1200 Euro und für zwei Kinder 1920 Euro bezahlen – für diese Preise belegt die Landeshauptstadt in der Expertise die hinteren Plätze 90 und 94 von 100. Bei einem Jahreslohn von 80 000 Euro erreicht Potsdam bei den Kosten für ein oder zwei Kinder sogar nur die Ränge 97 und 99.

Doch genau die Kategorien der Expertise lassen Beigeordnete Müller an der Studie zweifeln: „Es wird nicht berücksichtigt, dass Familien mit geringem Einkommen in Potsdam nur wenig oder gar keine Gebühren zahlen“, sagte Müller. Für dieses Prinzip einer „Solidargemeinschaft“ habe sich die Stadtpolitik und die Verwaltung entschieden, sagte die Dezernentin: „Wir möchten, dass auch Kinder aus sozial bedürftigen Familien sich einen Kitaplatz leisten können.“ Dieses Prinzip werde von den Eltern angenommen – 94 Prozent der Kinder in Potsdam seien in einer Kita. Dazu nannte Müller das „aufwendige“ Programm der Sanierung aller Potsdamer Kitas bis 2014, den nötigen Ausbau der Platzkapazität, die Qualität der Betreuung sowie den hohen Schuldenstand von Potsdam als weitere Argumente für die Preise in den Krippen, Kitas und Horten der Landeshauptstadt: „Wer Elterngebühren senken will, muss sagen, wo die fehlenden Mittel herkommen sollen.“ Die Höhe der Kitagebühren für Potsdamer Eltern richtet sich nach einer 2003 von den Stadtverordneten beschlossenen Satzung.

Die designierten Oberbürgermeister- Kandidaten von Linke und CDU, Hans-Jürgen Scharfenberg und Barbara Richstein, wollen diese Gebühren nun prüfen. Die Staffelung der Beiträge müsse „sozial ausgewogen“ sein, sagte Richstein den PNN. Niemand solle „über Gebühr belastet“ werden. Über eine Anpassung werde man angesichts der Ergebnisse der Studie sprechen müssen. Linke-Fraktionschef Scharfenberg sagte, die Linke stehe für ein „bedarfsgerechtes Kita-Angebot“, wozu auch verträgliche Gebühren zählten. Es müsse klar sein, dass die Höhe der Elternbeiträge nicht dazu führe, dass sozial schwache Familien ihre Kinder nicht in der Kita betreuen ließen. Doch angesichts der Platzierung Potsdams im Bundesvergleich bestehe Handlungsbedarf. Scharfenberg sagte, die Linke halte beitragsfreie Kitas für „anstrebenswert“. Doch sei dies wegen der hohen Betreuungsquote und der finanziellen Lage Potsdams derzeit nicht finanzierbar.

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