zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Müllers maßgescheiderte Mode für Mollige

Birgit Müller, Chefin der Stadtverordnetenversammlung, startet als Designerin noch einmal durch

Stand:

Sie kann selbst ein Lied davon singen: Konfektionsmode für Mollige ist nicht unbedingt der Hingucker, und dass sie auf Anhieb passt, ein frommer Wunsch. „Als ich in einem Geschäft nach einem Etuikleid fragte, wurde ich angeguckt als sei ich im falschen Film“, erzählt Birgit Müller mit gewissem Sarkasmus. Doch auch Mollige sollten nicht aussehen wie in einen Sack gestopft. Wenn der Busen ins Oberteil passe, dann schlackere das Kleid meist unten herum und richte man sich nach Taille und Hüfte, kriege man das Oberteil nicht zu. „Warum nicht das Schöne betonen und sich beim Modeentwurf danach richten“, fragte Müller und entschloss sich kurzerhand, aus der Not eine Tugend zu machen: Die Vorsitzende der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung wird als selbstständige Unternehmerin und Anbieterin einer maßgeschneiderten Mode für Mollige noch einmal durchstarten.

Gestern stellte die Politikerin der Linken, Bankkauffrau im Vorruhestand, ihr Konzept im Kunstraum in der Schiffbauergasse vor. Da waren Modelle, Modezeichnungen und Stoffproben zu sehen und die Gastgeberin bewies in einer für sie kreierten Korsage selbst Mut zur Mode. Da sie auch Hüte liebt und bei offiziellen Anlässen immer wieder trägt, sollen Hutkreationen später ebenfalls zu ihrem Angebot gehören. Die frischgebackene Designerin liebt das Damenhafte an der Mode und wagt gern einen Blick zurück auf die Modehits der 1920er bis 1950er Jahre. „Die Nazizeit ausgenommen“, sagt sie. Die erkenne man sofort an ihrem stocksteifen Frauenbild.

Bei den maßgeschneiderten, eigens für jede Trägerin entworfenen Modellen werde man natürlich etwas mehr auf den Tisch legen müssen als für Konfektion. Müller will aber unter dem Preis von Designermarken bleiben. Um sich für den neuen Beruf fit zu machen, hatte Müller 2006 einen Designerlehrgang in Ilsenburg belegt. Gezeichnet habe sie schon immer gern, gesteht sie. Seit 1996 widmete sie sich vor allem der Aquarellmalerei. Bei ihrem Neustart geht Müller zwar zielsicher, aber auch vorsichtig zu Werke. Noch hat sie keine eigenen Geschäftsräume. Sie will erst einmal sehen, wie der Zulauf ist. Vorerst wird sie ihre Kundinnen in einem Hotel empfangen, wo sie sich stundenweise einmietet. Auch ihre zwei Mitarbeiterinnen, eine Schnitttechnikerin, die Müllers Entwürfe ins Machbare umsetzt, und eine Schneiderin, werden je nach Auftrag bezahlt. Den Stoffeinkauf beispielsweise würde Müller gern mit ihren Kundinnen erledigen.

Gestern bestätigte sich erst einmal, dass es der Molligen viele gibt. Das Interesse an „Müller Modedesign“ war groß und der Mut zur eigenen Figur wird sicher gestärkt, wenn man sie stilsicher in etwas Modisches, genau zum Typ Passendes hüllen kann. Hella Dittfeld

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })