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Landeshauptstadt: Musik für Toleranz

Die Flick-Stiftung fördert ein Projekt der Kammerakademie und der Stadtteilschule Drewitz

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Drewitz - „Am Ende haben alle geklatscht“, erinnert sich Lilly aus der dritten Klasse der Grundschule „Am Priesterweg“ an ihren ersten Auftritt vor Publikum. „Und das Buffet war auch ganz toll“, sagt sie. Ihre Mitschülerin Anna stimmt zu: „Am liebsten hätten wir einfach weitergemacht.“ Was die beiden so begeistert hat, ist klassische Musik. Seit fünf Jahren kooperiert die Potsdamer Kammerakademie mit der Stadtteilschule in der Drewitzer Oskar-Meßter-Straße. Mit Workshops und Orchester-Werkstätten für Schüler im Nikolaisaal sollen die Kinder für die klassische Musik begeistert werden.

Dank einer Spende der Friedrich-Christian-Flick-Stiftung kann diese Kooperation nun weiter ausgebaut werden. Mit 46 000 Euro unterstützt die Stiftung das Projekt von Kammerakademie und Schule. Mit dem Geld sollen Sachkosten finanziert werden. So plant die Schule die Anschaffung von Musikinstrumenten. Außerdem werden beispielsweise Kostüme für die Aufführungen gekauft.

Den Zuwendungsbescheid überbrachte am Freitag Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe. Er ist im Vorstand der Flick-Stiftung. „Hochkultur muss auch in der Breite der Gesellschaft ankommen“, sagte Stolpe. Dabei helfe die Stiftung gern. Sport, Musik und Kunst seien Möglichkeiten, Menschen zusammenzubringen und Toleranz einzuüben, so Stolpe.

Friedrich Christian Flick gründete die Stiftung in September 2001. Ihre Aufgabe ist es, sich gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz einzusetzen. Sie versucht mit verschiedenen Projekten, dem Rechtsextremismus und der Gewalt von Jugendlichen entgegenzuwirken. Die Stiftung unterstützt dabei Projekte von und für Kinder ab dem Vorschulalter und bis zu einem Alter von 20 Jahren. Die Stiftung wolle Kindern aus zum Teil schwierigen Verhältnissen Erfolgserlebnisse schaffen. „Die Kammerakademie hat deshalb bei uns offene Türen eingerannt“, sagte Geschäftsführerin Susanne Krause-Hinrichs über das Drewitzer Projekt.

An der Stadtteilschule trägt das Projekt den Titel „Musik schafft Perspektive“, Workshops. Probenbesuche und Konzerte sollen dabei mit Unterrichtsinhalten verzahnt werden. Über die Schüler hinaus sollen alle Generationen in dem Stadtteil angesprochen werden, denn die musikalisch-szenischen Produktionen können Eltern und Anwohner im neuen Saal der Stadtteilschule anschauen. „Unsere Bildungsaufgabe wollen wir über die Schule hinaustragen“, sagte Schulleiterin Elvira Eichelbaum.

Die Musiker der Kammerakademie kennen sich in der Schule inzwischen bestens aus, so Frauke Roth, Geschäftsführerin der Kammerakademie. Sie will das Projekt aber nicht als Einbahnstraße verstanden wissen. „Wir bekommen hier auch sehr viel“, sagte Roth. Wenn die Kinder den Musikern beim Proben zuschauen, sei zu spüren, welchen Einfluss Musik haben könne. Gerade für die Solisten sei es schön, auch mal ganz nah dran am Publikum zu sein. „Kinder sagen schnell, was sie mögen und was sie doof finden“, sagte Roth. Das sei auch ein wertvolles Feedback für die Musiker.

Nun stehen den Schülern musikalische Monate bevor: Derzeit gibt es schon Probenbesuche beim Orchester der Kammerakademie und Vorschulkinder und Schüler der ersten Klasse üben für ein Konzert. Im April und Mai gibt es dann für die vierten und fünften Klassen einen Orchesterworkshop. Zum Europatag in der Stadtteilschule am 8. Mai ist ein Konzert des David-Orlowsky-Trios und der Kammerakademie für die Schüler und Drewitzer Familien geplant. Nach den Sommerferien sollen Proben zu den Brandenburgischen Sommerkonzerten und zur Potsdamer Winteroper besucht werden.

Im vergangenen Jahr war die Schule nach anderthalb Jahren Umbauzeit wiedereröffnet worden. Gekostet hat die Sanierung des DDR-Schulplattenbaus sechs Millionen Euro. Das Land bezuschusste das Projekt mit zwei Millionen Euro, von der Stadt kamen 1,5 Millionen. Auch dabei ging es musikalisch zu: Der Schulchor sang Beethovens „Ode an die Freude“. Dass sich an der Schule viel Gutes tut, scheint sich herumzusprechen. Anmeldungen kommen auch aus anderen Stadtteilen, so Schulleiterin Eichelbaum – eine sogar aus dem mehr als 40 Kilometer entfernten Brück. Marco Zschieck

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