Landeshauptstadt: Muss Familie Grün umziehen?
Die beliebte Skulptur ist wegen Erosionsschäden nicht mehr haltbar. Im Rathaus werden verschiedene Zukunftsszenarien diskutiert
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Die „Familie Grün“ muss sehr wahrscheinlich für längere Zeit aus dem Stadtbild verschwinden: Die beliebte Skulptur an der Ecke von Brandenburger Straße und Lindenstraße ist vom Zahn der Zeit derart angefressen, dass Denkmalpfleger keine Chance mehr sehen, sie vor Ort zu erhalten. „So wie sie jetzt da steht, kann sie nicht mehr länger stehen bleiben“, sagte Roland Schulze, dessen Baudenkmalpflegeunternehmen im Auftrag der Stadt seit drei Jahren die Wartung von insgesamt 148 Denkmalen im öffentlichen Raum verantwortet, auf PNN-Anfrage.
Das Problem: Die 1982 aufgestellte Keramikskulptur hat im Inneren ein Stahlgerüst, das zunehmend verrostet – und die Keramikkörper so buchstäblich sprengt. „Aus einem Millimeter Stahl werden sieben Millimeter Rost“, erklärt Schulze. Zu sehen ist die Erosion an dem Netz an feinen Rissen, das die Skulpturen überzieht. Deren Zustand sei trotz Wartung und zahlreicher Reparaturen bedenklich, bestätigt auch Stadtsprecher Jan Brunzlow auf Anfrage. Laut Schulze muss noch vor diesem Winter eine Entscheidung darüber fallen, was weiter passiert.
Die Verwaltung diskutiert dazu momentan verschiedene Varianten: Im Gespräch sind unter anderem die Umsetzung der Figur an eine Stelle, an der sie vor Witterung geschützt ist, aber auch der Abbau der Skulptur sowie die Aufstellung einer wetterfesten Kopie. Letztere Variante würde 30 000 Euro kosten, wie es aus dem Rathaus hieß. Unklar ist jedoch, woher das Geld für diese Investition kommen soll – denn im Kulturhaushalt der Stadt sind nur Mittel für Betriebskosten und Instandhaltung vorgesehen.
Die Stadt gibt sich dennoch optimistisch, was die Zukunft der Skulptur betrifft: „Ziel ist es, die ,Familie Grün’ als Kunstwerk im öffentlichen Raum langfristig zu erhalten“, sagte Stadtsprecher Brunzlow. Im Gespräch sei unter anderem ein Spendenkatalog für Kunst im öffentlichen Raum, über den Geld für die Finanzierung eingeworben werden könnte. Geld ist bekanntlich auch für die Reparatur des demolierten Foerster-Denkmals auf der Freundschaftsinsel nötig. Erst in dieser Woche startete die Stadt mit der Sanierung des Obelisken auf dem Alten Markt. Für 350 000 Euro soll das seit zwei Jahren mit einem Bauzaun abgesperrte Denkmal generalüberholt werden – es wird bis zum Mai 2014 vollständig ab- und wieder aufgebaut.
Über die Schicksale von bereits eingemotteten Kunstwerken aus dem öffentlichen Raum soll die Verwaltung bis Anfang 2014 eine Liste erstellen: Das hat der Kulturausschuss jüngst auf Antrag der Linken beschlossen. Bianka Peetz-Mühlstein vom Fachbereich Kultur und Museen konnte zu einigen Beispielen gleich Auskunft geben. So soll die transparente Weltkugel von Ulrich Dalichow und Günter Junge, die bis vor wenigen Jahren vor dem Bildungsform stand, 2014 restauriert und dann auf dem Gelände des Oberstufenzentrum in der Jägerallee aufgestellt werden. Auch das Flugschiff, das ehemals am Haus des Reisens prangte, wird 2014 restauriert und kommt dann an die Wand des Parkhauses in der Schiffbauergasse. Noch ist es bei der Familie des Künstlers Christian Röhl eingelagert. Die Brunnenstele „Die sieben Raben“ von Rudolf Böhm kommt nach Beendigung der Bauarbeiten in Waldstadt wieder an ihren alten Standort Zum Teufelssee/Am Schlangenfenn zurück. Für das Rhinozeros von Stefano Bombardieri, das einst über dem Luisenplatz schwebte, wurde noch kein neuer Platz gefunden: Das Tier fand vorübergehend Asyl in einer Behausung auf einem Friedhof, so Peetz-Mühlstein. Karin Schröter (Die Linke) mahnte, dass auch in und um das Bad am Brauhausberg Kunstwerke existieren, um die man sich kümmern muss.
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