
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Mutig das Beste geben
250 Teilnehmer kamen zu den zweiten „Special Olympics“ ins Stadion am Luftschiffhafen
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Gar nicht so einfach, ein Staffellauf. Da knallt der Startschuss, aber loslaufen soll man trotzdem erst später, wenn der Staffelstab überreicht wird. Damit das alles reibungslos klappt, werden die Regeln am Montagmittag im Stadion am Luftschiffhafen gleich mehrfach erklärt. Und ein Betreuer läuft zur Sicherheit am Bahnrand mit. Die Sportler auf der Bahn packt der Ehrgeiz trotzdem vom ersten Moment an. Um jede Sekunde wird gekämpft, die brütende Hitze im Stadion scheint vergessen.
„Ich bin fix und foxi“, wird Martina Baumgärtel im Ziel sagen. Die 40-Jährige, die normalerweise in der Weberei der Berliner Stephanus-Werkstätten Tischdecken und Teppiche fertigt, trägt am Montag die Startnummer vier am Shirt. Schon im vergangenen Jahr kam sie zu den „Special Olympics“ des Sportclubs Potsdam e.V. (SC Potsdam) und des Landesverbandes Special Olympics Berlin-Brandenburg nach Potsdam. Bei der zweiten Auflage am gestrigen Montag ist sie wieder dabei. „Weil Sport mir schon Spaß macht“, begründet sie.
250 Teilnehmer hatten sich diesmal für den Leichtathletik-Wettbewerb für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung angemeldet, sagte Veranstaltungsleiter Christian Gerber vom SC Potsdam. „Wir wollen auch den Menschen mit Behinderungen regelmäßig die Chance bieten, sich im Wettkampf mit anderen zu messen“, erklärt er die Idee hinter dem Wettkampf. Für den einen oder anderen Teilnehmer könne das auch Anstoß sein, mehr Sport zu treiben, hofft er. Vorbild für die Veranstaltung sind die 1968 in den USA gegründeten Special Olympics. Der traditionelle Eid: „Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, lasst mich mutig mein Bestes geben.“
In Potsdam messen sich die Sportler nicht nur in sieben klassischen Disziplinen wie 400-Meter-Staffel, Kugelstoßen oder Weitsprung – sondern auch an zehn weiteren Stationen im „wettbewerbsfreien Bereich“. Den Mitmach-Parcours hatten unter anderem angehende Heilerziehungspfleger von der Hoffbauer-Fachschule für Sozialwesen Hermannswerder und Bundeswehr-Soldaten vom Landeskommando Brandenburg vorbereitet – beide sind zum wiederholten Male als Unterstützer dabei.
Da gibt es etwa ein Labyrinth aus rot-weißem Absperrband, das die Sportler auf verschiedene Weise bewältigen können: Mit geschlossenen Augen, rückwärts laufend oder mit einem Ball zum Beispiel. „Den Schwierigkeitsgrad bestimme ich je nach den Fähigkeiten des Sportlers“, erklärt Nicole Schulze. Die 22-jährige Heilerziehungspflegerin im zweiten Lehrjahr betreut diese Station und hat sie gemeinsam mit ihren Mitschülern vorbereitet. Ihr T-Shirt trägt den Spruch: „In jedem von uns steckt ein Held.“
Nur mit ihrer Stimme führt Nicole Schulze Christian Leest durch das Labyrinth: Der Gärtner aus Brandenburg/Havel hat die Augen geschlossen. Auch er ist schon zum zweiten Mal bei den Special Olympics in Potsdam dabei. „Angenehm und gut“ findet er den Wettbewerb, sagt er. Eine Medaille hat er auch schon errungen: „Im Kugelstoßen“, erklärt Christian Leest mit Stolz in der Stimme. Normalerweise spielt er allerdings lieber Tischtennis. Jeden Donnerstag ist Training. Christian Leest lächelt: „Letztes Jahr habe ich einen Pokal gewonnen.“
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