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Jüdische Gemeinde Potsdam: Nach dem Bruch: Kein Einfluss mehr auf den Synagogenbau
Potsdams Jüdische Gemeinde ist aus dem Landesverband ausgetreten - und hat damit auch ihr Mitspracherecht beim Neubau der Synagoge in Potsdam verloren. Gestritten wird trotzdem weiter.
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Innenstadt - Der Bau einer neuen Synagoge in Potsdams Mitte gerät durch Streit zwischen den jüdischen Gemeinden immer mehr in die Sackgasse. Nach dem Austritt der Jüdischen Gemeinde aus dem Landesverband Ende September habe diese keinen Einfluss mehr auf den Bauprozess, teilte der Landesverband nun mit. Denn die Jüdische Gemeinde sei nun nicht mehr Bestandteil des Staatsvertrags mit dem Land Brandenburg. Daher steht auch ein für Ende Oktober geplantes Treffen der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde mit dem Kulturministerium, bei dem mögliche Kompromisslinien zur Gestaltung des Neubaus ausgelotet werden sollten, unter schlechten Vorzeichen. Ob es überhaupt noch zu dem Gespräch kommt, ist völlig unklar. Das Ministerium hatte den Gemeinden bis zu dem Treffen eine Frist gesetzt, sich zum Bau einer gemeinsamen Synagoge zu einigen und Lösungen vorzulegen.
Noch Ende September hatten sich die Vorstände kompromissbereit gezeigt, nachdem das Ministerium im Juni wegen des anhaltenden Streits einen Baustopp verkündet, die verfahrenen Gespräche abgebrochen und den Beteiligten eine Denkpause verordnete hatte. Angesichts der Lage sah sich die Landesregierung sogar gezwungen, eine Einigung zur Vorbedingung für den Synagogenbau zu erklären. Trotz der zwischenzeitlichen Annäherungen ist die Lage durch den Austritt der Jüdischen Gemeinde aus dem Landesverband nun wieder eskaliert.
Vertreter der Jüdischen Gemeinde, mit fast 400 Mitgliedern die größte in Potsdam, die den Anstoß für den Neubau gegeben hatte, sprachen von „unrechten und unsinnigen Informationen“ des Landesverbandes. Tatsächlich sind die Folgen des Austritts, den auch die Jüdische Gemeinde in Brandenburg/Havel beschlossen hat, überaus weitreichend. Nach Auffassung des Landesverbandes wären beide Gemeinden nun auch nicht mehr Mitglieder beim Zentralrat der Juden in Deutschland. Die Gemeindemitglieder hätte damit auch kein Recht mehr, auf einem jüdischen Friedhof beigesetzt zu werden. Der Anlass für den Austritt der Jüdischen Gemeinde Potsdam aus dem Landesverband war wiederum der Synagogenstreit. Die Gemeindespitze sprach von mangelnder Unterstützung des Verbandes in der Auseinandersetzung. „Der Landesverband hätte dabei unsere Interessen vertreten müssen“, sagte Evgeni Kutikow vom Gemeindevorstand mit Blick auf den von der Landesregierung verhängten Baustopp. Daneben geht es in dem Streit zwischen Gemeinde und Landesverband um handfeste Machtinteressen. Die Jüdische Gemeinde war neben Cottbus die größte im Verband und forderte ein Stimmverhältnis nach Mitgliederstärke. Jede Gemeinde habe ungeachtet ihrer Größe das gleiche Stimmrecht, kritisierte Kutikow. „Da können wir uns nie durchsetzen.“ Der Landesverband dagegen wirft der Spitze der Jüdischen Gemeinde vor, ihre Mitglieder über die Zusammenarbeit mit dem Verband und den geplanten Synagogenbau nicht ausreichend zu informieren und Sachverhalte zu verzerren. Der Synagogenstreit hatte sich am Synagogenentwurf des Architekten Jost Haberland entzündet, im Zuge dessen es zur Neugründung der rund 100 Mitglieder starken Synagogengemeinde kam. Deren Mitglieder lehnen den Entwurfe als nicht attraktiv und zu wenig repräsentabel ab. Auch zahlreiche nicht-jüdische Potsdamer kritisierten den Entwurf. Das Land stellt etwa fünf Millionen Euro für den Synagogenbau in der Schloßstraße zur Verfügung.
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