zum Hauptinhalt

WIEDEMANN bildet: Nachhaltigkeit als Leerformel?

Beim - leider notwendigen - Aufräumen meines häuslichen Schreibtisches stieß ich auf eine handschriftliche Anmerkung von mir zu einem Beitrag zum Thema „Zukunft der Medien“ mit meinem Text „Mal über Nachhaltigkeit von Bildung nachdenken!“.

Stand:

Beim - leider notwendigen - Aufräumen meines häuslichen Schreibtisches stieß ich auf eine handschriftliche Anmerkung von mir zu einem Beitrag zum Thema „Zukunft der Medien“ mit meinem Text „Mal über Nachhaltigkeit von Bildung nachdenken!“.

Der Anlass zu dieser Anmerkung ist mir nicht mehr präsent, die Aktualität dieser etwa zehn Jahre alten Notiz wurde mir durch aktuelle Medienberichte klar: (Fast) alle reden von Nachhaltigkeit, aber (fast) keiner meint offenbar dabei die Bildung. Ich verstehe, dass manchen nachhaltige Energien, nachhaltige Flugrouten und vielleicht auch nachhaltige Kupferdächer wichtiger scheinen als eine nachhaltige Bildung, aber ist das gemeint, wenn es um eine nachhaltige, das heißt nach meinem Verständnis auch selbstbestimmte und kulturvolle Entwicklung der sieben Milliarden Bewohnerinnen und Bewohner unseres Planeten geht?

Ich will hier dennoch nicht die Bildungsprobleme unseres Planeten auf die schmalen Schultern unseres kleinen Bundeslandes mit seiner zwar nicht kleinsten - aber dennoch nicht unter den 50 größten deutschen Großstädten seienden - Landeshauptstadt abwälzen.

Aber ich klage - nicht zum ersten Mal an dieser Stelle - eine Prioritätensetzung in Stadt und Land für eine nachhaltige und auch ausfinanzierte Bildungskonzeption ein. Das von meiner geschätzten Kollegin Barbara Kuster geforderte Kupferdach auf dem Stadtschloss würde nämlich nicht zu einer wachsenden politischen und kulturellen Kompetenz unserer Abgeordneten führen, wenn zeitgleich die Bildungsetats in Schulen und Hochschulen drastisch zurückgefahren werden: Wenig Bildung, aber Kupferdach hilft dem Kreativstandort Berlin/Brandenburg genau so wenig wie Baumängel am zukünftigen Landtag, aber Augenmaß würde ich hier immer über Wunschträume stellen wollen! Dem relativ gleichzeitig von unseren Regierungsparteien gemachten Vorschlag zur Herabsetzung des Wahlalters im Land Brandenburg auf 16 Jahre kann ich dann nur ironisch kommentieren: „Wenig Bildung, aber wahlfähig“, wollen wir das wirklich?

Ich plädiere für Nachhaltigkeit in der Bildung und würde dabei gern über das Problem der Nachhaltigkeit in einem weiteren Modebegriff nachdenken wollen, nämlich in dem des lebenslangen Lernens. Die mir zur Verfügung stehenden Medien haben gerade das Zukunftsszenario „2030 ist jeder zehnte Brandenburger 80 Jahre und älter“ als Problem verkündet. Soweit ich das überblicke, hat niemand auf die damit verbundenen Chancen verwiesen. Es scheint so, dass man in Deutschland nur als englischer Rockmusiker oder als deutscher Schlagersänger eine Chance jenseits der 65 haben könne, was ich nicht nur für mich persönlich als frustierend empfinde.

Einen schönen - und nachhaltigen - Feiertag wünscht Dieter Wiedemann

Unser Autor Dieter Wiedemann ist seit zehn Jahren Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg. Er hat zahlreiche Publikationen zu Film und Fernsehen sowie zur Aufarbeitung und Wertung des DEFA-Filmerbes und des DDR- Kinderfernsehens verfasst.

Dieter Wiedemann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })