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Ab sofort Start-Stipendiaten: Die Potsdamer Schüler Teodor Statnic, Phuong Thao Nguyen und Kirill Borschevskyi (v.l.)

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Nachhilfelehrer oder Badmintontrainer

Drei Potsdamer Schüler bekommen ab sofort für ihr Engagement ein besonderes Startgeld

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Als Kirill Borschevskyi mit sieben Jahren nach Deutschland kam, sprach er wie fast alle Einwandererkinder kein Wort Deutsch. Heute besucht der 15-Jährige eine 10. Klasse des Humboldt-Gymnasiums – mit einem Zensurendurchschnitt von 1,7. Längst spricht er akzentfrei Deutsch, an seiner Schule gibt er Mathe-Nachhilfe, hat selbst mehrmals erfolgreich an der Mathematikolympiade und der Chemieolympiade Brandenburg teilgenommen. Und er ist Badmintontrainer. Das mit dem Training habe sich zufällig ergeben, sagt er: „ Der vorherige Trainer hat aufgehört, da hab ich gesagt, ich kann das übernehmen.“

Was das Engagement und die Bescheidenheit betrifft, ähnelt er den beiden anderen Potsdamer Schülern, die wie er am gestrigen Mittwoch von der Start-Stiftung mit einem Stipendium für engagierte Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ausgezeichnet wurden. Sechs Schüler aus Brandenburg erhalten ab sofort bis zum Erreichen ihres Schulabschlusses eine Förderung, finanziert von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Die Förderung beinhaltet monatlich ein sogenanntes Bildungsgeld von 100 Euro, das für Bücher oder andere Lernmaterialien ausgegeben werden kann, dazu für jeden Schüler einen Laptop und Drucker. Weitere Fördermittel können beantragt werden. Im Startprogramm enthalten sind weiterhin Seminare, Exkursionen, Beratungsangebote und wichtige Kontakte zur Wirtschaft und zu Hochschulen.

Dass sie sich für so ein Stipendium bewerben könnten, hätten ihnen ihre Lehrer vorgeschlagen, berichten alle drei. Teodor Statnic glaubte vermutlich gar nicht so richtig, dass er angenommen würde „mit einem Notenschnitt von 2,3“. Der 17-Jährige ist jetzt an der Steuben-Gesamtschule in der 11. Klasse. Vor vier Jahren kam er mit seiner Familie aus Moldawien - und sprach Moldawisch und Russisch, aber kein Deutsch. Nur zwei Wochen nach seiner Ankunft ging er zur Schule. „Das war schon kompliziert, das kann man so sagen“, erinnert er sich. Es half ihm , dass es an der Steuben-Schule spezielle Förderklassen gibt, in denen Nicht-Muttersprachler intensiven Deutsch-Förderunterricht bekommen und ihre Leistungen über einen längeren Zeitraum nicht benotet werden. Teodor Statnic will jetzt Abitur machen, er ist Klassensprecher, Breakdance-Trainer und arbeitet in einem Jugendklub.

Auch die Vietnamesin Phuong Thao Nguyen unterstützt einen Jugendklub: Im Mädchentreff Zimtzicken erteilt sie Nachhilfeunterricht und hilft bei den Hausaufgaben. Die 14-jährige Helmholtzschülerin einer 9. Klasse hat selbst einen Notendurchschnitt von 1,8. Sie ist schon in Deutschland geboren, ihre Eltern kamen 1992 nach Potsdam. Warum sie sich gern engagiert, kann sie nicht sagen: „Das mach ich eben einfach“, ist ihre fast verschämte Antwort.

Solches Engagement „in einem Land, das nicht immer gut mit Fremden umgeht“, sei anerkennenswert, erklärte Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp bei der Aufnahmezeremonie in der Staatskanzlei.Steffi Pyanoe

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