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Landeshauptstadt: Nachmachen erwünscht

Potsdamer Firmen versuchen Familie und Beruf besser zu vereinbaren

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Sie sollen gute Beispiele sein: Die Medizintechnikfirma Miethke und der IT-Dienstleister VCAT Consulting sind die zwei Potsdamer Unternehmen, die neben acht weiteren aus dem Land Brandenburg zeigen sollen, wie Unternehmen Familie und Beruf besser vereinbaren können. Die Beispiele finden sich in einer am Freitag vorgestellten Broschüre der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB).

Die im Ulanenweg ansässige Miethke GmbH gewährt ihren rund 100 Mitarbeitern eine sogenannte Vertrauensarbeitszeit zwischen 9 und 19 Uhr – in Notfällen können sie ihre Kinder mit ins Büro nehmen. Firmenchef Christoph Miethke sagt, er habe damit bislang nur gute Erfahrungen gemacht: „Die Mitarbeiter engagieren sich deutlich mehr für ihre Arbeit, wenn sie ihre Anforderungen aus der Familie auch abdecken können.“ Für das Unternehmen sei das alles andere als eine Belastung. Im Gegenteil: „Man kann umso wirtschaftlicher arbeiten, je familienfreundlicher man ist“, so Miethke. Und Eltern fühlen sich in der 1992 gegründeten Firma offenbar wohl. Von den 94 Mitarbeitern haben 80 Kinder. In den Fluren des ehemaligen Kasernengebäudes in der Jägervorstadt sind Fotos der Firmenkinder aufgehängt.

Auch bei VCAT sieht man die Familienfreundlichkeit als Beitrag zur Attraktivität des Unternehmens. In Vorstellungsgesprächen fragten Bewerber oft direkt nach der Familienfreundlichkeit, so Geschäftsführer Nico Dannenberg. Da könne die Firma gut antworten. Denn die Arbeit darf unterbrochen werden, wenn Mitarbeiter mal einen Termin mit ihren Kindern haben. Viele Arbeiten können auch von zu Hause erledigt werden.

Ähnliches erhofft sich nun auch Arbeitsminister Günter Baaske (SPD) von weiteren Brandenburger Unternehmen. „Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht“, so der Minister. Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels sei Familienfreundlichkeit ein Wettbewerbsvorteil. „Nach den Anstrengungen für ausreichend Kita-Plätze wird zunehmend die Pflege von Eltern und Großeltern ein Thema für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagte Baaske. Nach einer Prognos-Studie könnten im Jahr 2030 im Raum Berlin-Brandenburg bis zu einer halben Million Stellen nicht mehr besetzt werden, betonte der Minister. „So müssen die Unternehmen etwa mit flexiblen Arbeitszeiten um die besten Köpfe werben“, sagte Baaske.

Das Interesse der Brandenburger Unternehmen an diesem Thema scheint ohnehin zu wachsen. So hat sich die Zahl der Zugriffe auf den Internetauftritt der ZAB-Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit innerhalb eines Jahres um 20 Prozent erhöht. Dort können Firmen die Broschüre bestellen und weitere Beratung erhalten. Marco Zschieck

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