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Partys in Potsdam: „Nachtleben“ macht zu

Die Innenstadt-Disko "Nachtleben" schließt. Schon an diesem Samstag findet die letzte Veranstaltung statt, was mit dem Haus passiert, ist noch völlig offen. Grund für das Aus sollen die rückläufigen Besucherzahlen sein.

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Am morgigen Samstag wird die letzte Party gefeiert. Nach mehr als acht Jahren macht das „Nachtleben“ in der Schopenhauerstraße 27 dicht. Auf der Internetseite der Diskothek wird für die letzte Sause noch geworben. Der programmatische Slogan lautet hier „Restesaufen zu Dumpingpreisen“ und „Party bis in den Morgen“. Musik soll von Hansy, Hilde und DJ Hangover beigesteuert werden. „Mit den treuesten Gästen wollen wir zum Schluss richtig feiern“, sagte „Nachtleben“-Betreiber Bert Zeisig.

Vom Ende seiner Arbeit als Disko-Betreiber hatte Zeisig bereits im vergangenen Sommer gesprochen. Da ging es um die neue Gebührenstruktur der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz Gema. Zeisig sagte, sollte die Gema tatsächlich Gebührensteigerungen von mehr als 500 Prozent für Diskotheken durchsetzen, „dann könnten wir nicht weitermachen“. Dieser Punkt ist nun offenbar erreicht. Doch laut Zeisig gab es noch andere Gründe für den wirtschaftlichen Niedergang: Die Disko habe immer weniger Publikum anlocken können. Grund dafür sei, dass die geburtenschwachen Nachwendejahrgänge nun die Zielgruppe der „Nachtleben“-Besucher erreicht haben. Problematisch sei aber auch die öffentlich geförderte Konkurrenz durch Waschhaus, Lindenpark und Freiland. Das sei Wettbewerbsverzerrung, so Zeisig. Er persönlich will nun ganz aus dem Disko-Geschäft aussteigen. „Mit über 50 muss man sich das nicht mehr antun“, sagte er. Genauere Pläne gebe es nicht.

Das „Nachtleben“ stand in den letzten Jahren mehrfach in den Schlagzeilen. Das habe natürlich dem Geschäft geschadet, so Zeisig. So teilte die Polizei im März 2012 mit, sie ermittle wegen gefährlicher Körperverletzung. Zwei junge Frauen hatten über gesundheitliche Probleme geklagt, nachdem ihnen im „Nachtleben“ von Strippern ein Getränk ausgegeben worden sein soll. Die Polizei hatte den Verdacht, es handele sich dabei um K.o.-Tropfen. Im Juni 2011 waren zwei „Nachtleben“-Türsteher wegen gefährlicher Körperverletzung zu Bewährungsstrafen verurteilt worden, weil sie einem Gast des Hauses die Nase gebrochen hatten. Bereits 2008 gab es in der Disko einen Polizeieinsatz, bei dem alle Gäste kontrolliert und das Haus geschlossen wurde. Die Polizei hatte damals Hinweise auf eine vermeintliche Konfrontation mit Mitgliedern eines Potsdamer Rocker-Klubs. Eine Verbindung zur Rocker-Szene bestritt Betreiber Zeisig gegenüber den PNN.

Die Zukunft der ehemaligen Spielstätte des Kabaretts Obelisk sei unklar, so Manuel Prothmann, der bisher für die Vermarktung des „Nachtleben“ zuständig war. Es soll Gespräche mit dem Vermieter geben, so der Babelsberger Veranstaltungsmanager. Denkbar sei eine Nutzung der Räume für einzelne Veranstaltungen und Feiern. Einen Diskobetrieb schloss er aus. Die Fläche von etwa 1000 Quadratmetern sei nicht wirtschaftlich zu betreiben. Marco Zschieck

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