Landeshauptstadt: Nächtliches Rauschen – schaurige Lust
2008 nur 55 000 Besucher auf Pfingstberg / Dort soll jetzt Magie erlebbar werden
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Knapp 200 Besucher kamen am Wochenende zum Märchenhören, Basteln und Kaffeetrinken in die Adventsstube des Pfingstbergs. Viele nutzten die letzte diesjährige Möglichkeit, die Aussichts türme des Belvederes zu besteigen. Die Gäste wussten nichts davon, dass das Besucherinteresse für die Bauten und Gartenanlagen auf Potsdams höchster Anhöhe nachgelassen hat. 2005 war die kaum für möglich gehaltene Sanierung und Restaurierung des in DDR-Zeiten hoffnungslos verfallenen Ensembles abgeschlossen worden.
Das „Wunder vom Pfingstberg“ zog bis zu 90 000 und mehr Interessenten an. Doch nun ist der Reiz des Neuen verflogen, und für den Pfingstbergverein als Betreiber haben „die Mühen der Ebene“ begonnen. Etwa 55 000 Besucher seien in diesem Jahr gekommen, schätzt die Vorsitzende Eva Riks ein. Das langjährige Mitglied hat den Vorsitz in diesem Jahr übernommen, und neu zum Verein gestoßen ist als Geschäftsführer Eckhard Braun. Nach seiner ersten Saison sucht das Duo nach Möglichkeiten, Belvedere und Pomonatempel 2009 stärker in den Blickpunkt zu rücken. Wer einmal nachts die Wege zum Pfingstberg hinauf gestiegen ist, wird verstehen, warum ihn Braun als „magischen und mystischen Ort“ begreift. Dieser Charakter soll 2009 ins Bewusstsein gerückt werden, so durch Führungen bei Neumond, in denen man unter dem Motto „Nächtliches Rauschen - schaurige Lust“ die Geheimnisse des Berges fühlen, hören und schmecken kann, mit romantischen Hörspielen und an der Nordseite des Belvedere durch nächtliches Kino mit Grusel- und Horrorfilmen.
Im nächsten Jahr will der Verein, der dann sein 20-jähriges Bestehen feiert, die Tradition des Pfingstbergfestes wieder aufleben lassen. Es war bekanntlich am Ende der DDR-Zeit als Treffpunkt der demokratischen Jugend, der Umweltaktivi sten und Unangepassten vom Verein um Wieland Eschenburg und Matthias Platzeck ins Leben gerufen worden.
Riks und Braun möchten gern, dass der Pfingstberg zu einem Ort wird, in dem über die touristische Besichtigung der Bauten hinaus Potsdamer und Berliner regelmäßig ihre Freizeit verbringen. Dafür gibt es jeden Sonntag ab 16.30 Uhr am Pomonatempel einen jedermann zugänglichen Kinder- und Familiennachmittag. Aufgelegt werden Programme für unterschiedlicheZielgruppen. Dazu gehören Partys „Tanz auf dem Belvedere“ zu Musik der 20er Jahre oder Salsaklängen. Während der Musikfestspielen gibt es eine „Wiener Melange“ mit Walzermusik, Schrammeln und Wurstlbraterei. Zur Schlössernacht ist im Belvedere ein Wandelkonzert vorgesehen.
Ein möglichst großes Publikum möchten der Pfingstberg- und der Potsdamer Kunstverein in die Diskussion über eine Neuausmalung der Cella (des Inneren) des Anfang der 1990er Jahre wiedererrichteten Pomonatempels einbeziehen. Außerdem wollen sich Künstler in vier im Tempel gezeigten Ausstellungen mit diesem Thema befassen. Das jetzige nüchterne Bild befriedige nicht, meint Eckhard Braun. Aus den 30er Jahren liegen Fotos vor, leider nur in Schwarz-Weiß, die die damalige Ausmalung zeigen.
Dass die Umsetzung ihrer neuen Ideen von den 60 aktiven und den fördernden Mitgliedern des Vereins unterstützt wird, darin sind sich Riks und Braun sicher. Deren Engagement sei nach wie vor unübertroffen. Zudem hat der Verein für die Umsetzung eine Fachfrau für Marketing eingestellt. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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