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Landeshauptstadt: Nachwuchs dringend gesucht

An der Filmhochschule HFF wurden die neuen Studierenden begrüßt / Standort braucht ihre Kreativität

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Filmschaffende stehen nie früh auf, kommen immer zu spät und haben immer einen Kaffeebecher oder eine Wasserflasche bei sich. Soweit die gängigen Klischees, die sich RBB-Intendantin Dagmar Reim gestern morgen noch einmal ins Gedächtnis gerufen hatte. Als sie dann um 9.30 Uhr (!) die Ehre hatte, die 109 neuen Filmstudenten der Potsdamer Filmhochschule HFF zu begrüßen, bestätigten sich tatsächlich zwei der Vorurteile: Kaffeetassen waren zahlreich vertreten und zu spät kam auch so mancher. Immerhin schienen dann aber alle versammelt zu sein, schließlich war es ja ein besondere Tag, der erste Tag im Studentenleben.

Von der ersten Minute an wähnte man sich mitten drin in der Filmwelt. Die merkwürdig abgehobenen Tonfolgen, die ein Filmmusikstudent zur Eröffnung einer Bass-Querflöte entlockte, ließen einsame Wüstensequenzen à la Wim Wenders vor dem inneren Augen ablaufen. Auch saß man standesgemäß in einem Kinosaal, und es wurde nicht allzu lang gesprochen, bis der erste Film über die Leinwand flimmerte. Mit dem Animationsfilm „Our Man in Nirvana“ von HFF-Absolvent Jan Koester bekamen die „Neuen“ einen Eindruck davon, was alles möglich ist. Der aufwändig gezeichnete und animierte Trickfilm um einen Rockmusiker der unfreiwillig zwischen der Bühne und dem Nirvana ins Trudeln gerät, ist nicht nur ein gelungenes Beispiel für perfekt gelerntes Handwerk. Irgendwo zwischen indonesischem Schattenspiel und moderner Computertechnik bekam der Diplomfilm auch zahlreiche Preise, etwa den Silbernen Bären für Kurzfilme auf der diesjährigen Berlinale und den Gold-Award des Animationsfilmfestivals in Peking.

Warmherzige und motivierend waren die Worte, die RBB-Intendantin Reim für die Studienanfänger übrig hatte. Und wenn auch HFF-Präsident Dieter Wiedemann in gewohnt umtriebiger Laune die Neuen gleich mehrfach auf den harten Wettbewerb hinwies, der sie in der Filmbranche erwartet, so riet die RBB-Chefin zur Gelassenheit. „Lassen Sie sich bitte nicht zu sehr von der Konkurrenz beeindrucken, Sie werden es schaffen, weil Sie leidenschaftlich sind und an der HFF sehr viel lernen können“, sagte sie. Reim bat den Nachwuchs auch ausdrücklich darum, den Älteren, „die schon aus der Krabbelgruppe entwachsen sind“, mit Ideen und Kritik auf die Pelle zu rücken.

HFF-Chef Wiedemann nutzte die Gelegenheit, eine Lanze für den Medienstandort Potsdam-Babelsberg zu brechen. Erfahrungsgemäß würden viele der HFF-Studenten in Berlin wohnen. Was nicht verkehrt sei, schließlich betrachte er Berlin und Potsdam als einen zusammenhängenden Großraum. Doch Wiedemann bat die neuen Studierenden darauf zu achten, dass ihr Studium nicht nur zwischen Bahnhof und Hochschule stattfindet. Babelsberg habe es verdient, von den Filmern erobert zu werden. Auch sollten die Filmpremieren möglichst zuerst in Potsdam und dann in Berlin stattfinden. Wiedemann endete mit einer Aufforderung. Der hiesige Medienstandort habe es schwerer als andere: „Nutzen Sie ihr Studium, um diesen Standort zu entwickeln und bleiben Sie nach dem Studium hier!“

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