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Die Universität Potsdam gibt sich eine neue Leitlinie: die forschungsbasierte Lehre
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Wenn heute die Sieger des Exzellenz-Wettbewerbes unter den deutschen Hochschulen bekannt gegeben werden, wird man auch an der Potsdamer Universität die Ohren spitzen. Zwar hat sich die vergleichsweise kleine und noch junge Hochschule nicht um den Status einer Elite-Universität beworben und hat auch selbst keine Anträge für Forschungsvorhaben gestellt. Dennoch ist die Uni an drei Anträgen für Exzellenzcluster und einem für eine Graduiertenschule der Berliner Universitäten beteiligt (siehe Kasten).
Was Lehre und Forschung an der Universität Potsdam anbelangt, so steckt das Haus fast ein Jahr nach Amtsantritt der neuen Präsidentin Sabine Kunst mitten in einer Struktur- und Entwicklungsdebatte. Die Profilbereiche wurden bereits evaluiert, die daraus folgenden Schlussfolgerungen werden derzeit mit den Fakultäten gezogen. Fest steht zumindest schon die grundlegende Zielrichtung der Uni: die forschungsbasierte Lehre. „Gemeint ist damit eine Lehre am Puls der Forschung, die sich aus aktueller, selbst betriebener Forschung speist und nicht nur Forschungsergebnisse reproduziert“, erklärt der Vizepräsident für Lehre und Studium, Dr. Thomas Grünewald, gegenüber den PNN. Die Universitäten hätten den Anspruch, im Gegensatz zu den Fachhochschulen ein 1:1-Verhältnis von Lehre und Forschung anzustreben. Forschungsnahe Lehre wolle man dort betreiben, wo die Stärken der Forschung besonders ausgeprägt sind.
„Für die Potsdamer Uni sind das beispielsweise die Kognitions- und Geowissenschaften“, so Grünewald. Im Grenzbereich zwischen Neurowissenschaft, Psychologie und Linguistik gehe es bei den Kognitionswissenschaften um Wahrnehmungsforschung. Der Studiengang habe das Ziel, in kleinen Gruppen Studierende gezielt zum wissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden. So sei etwa in den Fachrichtungen Patholinguistik oder Clinical Linguistics eine lückenlose Ausbildung vom Bachelor bis zur Promotion möglich. „Das verstehen wir unter forschungsbasierter Lehre“, sagt Grünewald. Aus ihren Stärken in der Forschung wolle die Potsdamer Uni nun besondere Stärken für die Lehre ableiten.
Ein weiters Beispiel sei die Ernährungswissenschaft. In Kooperation mit dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Bergholz-Rehbrücke (DIfE) unterhalte man den Bachelor-Studiengang Ernährungswissenschaften sowie den Masterstudiengang Toxikologie mit der Berliner Charité. „Das sind Studiengänge, die sich besonders nah an der aktuellen, sozusagen noch ofenfrischen Forschung orientieren“, so Grünewald.
Daneben fühle sich die Potsdamer Uni als einziger Ausbildungsort für Lehrer in Brandenburg der Lehrerausbildung besonders verpflichtet. Begleitend zur Ausbildung „qualifizierter Lehrer“ will die Hochschule hier empirisch orientierte Bildungsforschung betreiben. „Es geht darum, die Lehrer zu motivieren, ihr eigenes Handeln im Schulunterricht selbst zu beobachten und zu evaluieren“, erklärt Grünewald. In diesem Bereich könne und wolle die Uni noch stärker werden, um national sichtbar zu werden.
Den Prozess zur forschungsbasierten Lehre will die Uni konzentriert betreiben. „Das Leistungsportfolio soll nicht ausgedehnt werde“, erläutert Grünewald. Bei der Aufnahmekapazität habe die Hochschule derzeit mit über 18 000 Studierenden ihren Zenit erreicht. Auch finanziell seien dem Haus klare Grenzen gesetzt. „Eine großflächige Ausdehnung der Forschungsfelder wäre nun das falsche Signal.“ Vielmehr wolle man in kleinen Schritten vorangehen und an den Punkten nachjustieren, die stark nachgefragt sind. „Wir wollen keine Luftschlösser bauen.“
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