Landeshauptstadt: Nahe der Forschung
In Golm war gestern Richtfest der Uwe Braun GmbH: Ab Dezember wird hier geforscht und produziert
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Golm – Warum sich Uwe Braun gerade in Potsdam ansiedelt? Die Antwort seiner Gattin Andrea Braun, die die Öffentlichkeitsarbeit für die Uwe Braun GmbH in die Hand genommen hat, kommt ohne Umschweife. „Wir sind überzeugte Brandenburger“, sagte sie gestern zum Richtfest des Innovationszentrums den PNN. Sie wollten nicht nach Süddeutschland gehen, sondern gerade nach Golm, wo die Nähe zu den Forschungseinrichtungen und der Universität Potsdam gegeben sei. Vor allem auch zur Universität: „Wir wollen die Studenten von Anfang an gewinnen.“ Denn der gut ausgebildete Nachwuchs sei Grundlage für ihre Arbeit.
Der 51-jährige Unternehmer Uwe Braun errichtet derzeit in Golm ein Innovationszentrum zur forschungsnahen Produktion von Mess-Systemen und industrieller Lichttechnik. 37,5 Millionen Euro wird Braun in das Potsdamer Forschungs- und Fertigungszentrum investieren. Ein viergeschossiger Bau entsteht, mit einer Nutzfläche von etwa 22 000 Quadratmetern, versorgt durch ein Blockheizkraftwerk, das mit Rapsöl betrieben wird. Das Land Brandenburg fördert die Investition mit 30 Prozent. Braun hat sich direkt neben dem Fraunhofer-Institut für angewandte Polymerforschung (IAP) angesiedelt. Was kein Zufall ist, auch hier sei eine Kooperation geplant.
In Potsdam soll an Produkten der Biometrik zur Erfassung von Personen geforscht werden, außerdem an Fahrerassistenz- und Lasermesssystemen für die Automobilindustrie. Braun fertigt zum Beispiel das „Sebili“-System, das im Auto dafür sorgt, dass der Gegenverkehr nachts nicht mehr blendet. Mit seinen Produkten in der Topografievermessung ist Braun nach eigenen Angaben schon heute Technologieführer. Ziel ist nun am Standort Deutschland die Marktführerschaft auszubauen. Braun arbeitet nach dem „Null-Fehler-Prinzip“ bei der Fertigung von Bauteilen, Messgeräte und Anlagen zur optischen Kontrolle von Oberflächen. Seine Anlagen stehen in den Fabrikhallen großer Automobilhersteller in Deutschland, den USA und Asien. Großanlagenbau ist nun auch in dem Potsdamer Werk geplant. Braun, der sich 1995 in Lenzen im äußersten Nordwesten Brandenburgs mit seiner Firma angesiedelt hatte, erhofft sich in Potsdam vor allem Nachwuchs an Fachkräften. Denn hoch qualifizierte Fachkräfte, die Braun für die Fertigung und Forschung seiner spezielle Messsysteme braucht, sind in Brandenburg derzeit Mangelware. Braun könnte auf einen Schlag 200 neue Leute einstellen, wenn er sie nur finden würde. Aktuell ist er auf der Suche nach 90 Forschern und Entwicklern: Informatiker, Elektroniker und Konstrukteure, aber auch Mathematiker und Physiker. Mit rund 50 Mitarbeitern will der gelernte Energieanlagenelektroniker und Maschinenbau-Ingenieur Braun im Dezember den Betrieb im neuen Werk aufnehmen. Auf 180 Leute soll die Crew aus Forschern und Produzenten bis Ende 2008 anwachsen. Am Ende ist eine Zahl von bis zu 400 Mitarbeitern im Visier in jedem Fall 250 in den nächsten zweieinhalb Jahren.
Das Innovationszentrum in Golm ist die bisher größte Investition des Unternehmens Uwe Braun. In Brandenburg gilt der dreifache Innovationspreisgewinner als Vorzeigeunternehmer. 1995 war der in Essen geborene Maschinenbauingenieur hierher gekommen. Mehrere Jahre lebte er in Lenzen in der Prignitz wo er auch seine Firma gründete. „Eigentlich wollte er den Standort dort erweitern“, sagt er. An seinem Werk in der Prignitz will Uwe Braun auch festhalten, es eventuell sogar noch ausbauen. An der Uwe Braun GmbH ist auch SAP-Gründer Hasso Plattner mit rund 25 Prozent beteiligt. Sicher war auch dies ein Grund dafür, nach Potsdam zu kommen.
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