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Kolumne PYAnissimo: Nase voll? Potsdam braucht den smeller 2.0

Wenn Sie noch nicht alle Kohle für Geschenke und Baumtinnef auf den Kopp gehauen haben, dann wäre hier ein wunderbares Bürgerbeteiligungsprojekt: Noch bis zum 16. Dezember läuft die Crowdfunding-Kampagne für den smeller 2.

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Wenn Sie noch nicht alle Kohle für Geschenke und Baumtinnef auf den Kopp gehauen haben, dann wäre hier ein wunderbares Bürgerbeteiligungsprojekt: Noch bis zum 16. Dezember läuft die Crowdfunding-Kampagne für den smeller 2.0. Das ist eine Riechmaschine. Auf Zuruf produziert sie einen gewünschten Duft, Sommerwiese, nasser Hund oder der Dachboden von Oma, und dann darf man sich darin glücklich schnüffeln. Insgesamt 64 Basisgerüche hat der smeller auf Lager, das ergibt eine ganz erkleckliche Anzahl von Kombinationen, Billionen wahrscheinlich.

Jedenfalls, das Ding gibt es tatsächlich, ich hab das aus sicherer Quelle, von den Kollegen beim Radio. Erfunden hat’s der Österreicher Wolfgang Georgsdorf. Der will den Prototyp jetzt irgendwo aufbauen, für 35 000 Euro. Georgsdorf sagte, die Berliner sind schon ganz heiß drauf.

Potsdam sollte das schnell den Berlinern wegschnappen. Das sollte doch zu schaffen sein. Denn erstens sind 35 000 ein Klacks für unsere Stadt. Und zweitens wäre das haushaltstechnisch geradezu ein Coup! Was könnte man damit Schönes machen, welche Kostenersparnis würde das bringen! Viele Wünsche der Bürger können wir damit erfüllen. Denn bereits eine Nase voll wunderbaren Geruchs, sommerregennasser Asphalt oder würziges Herbstlaub, Zimtstern oder Babyhaut, löst wunderbare Gefühle aus, macht uns sentimental, beseelt und beduselt. Al Pacino drehte über den Duft der Frauen sogar einen ganzen Film. Kann man diesen Effekt nicht nutzen? Den smeller an Potsdams neuralgischen Punkten installieren? Für ein besseres Binnenklima?

Statt Feinstaub ab sofort Meeresbrise in der Zeppelinstraße, das ist sicher ganz einfach. Auch die Biotonne ist olfaktorisch recht simpel umzusetzen, ebenso das Aroma für die Brötchentaste zum Kurzzeitparken. Diverse Uferwege lassen sich mit einem Mix aus Havelwasser, Bootsdiesel und Entenkacke komponieren. Bei der Garnisonkirche wird es schwieriger – aber nicht unmöglich. Kalter Sandstein und feuchter Tweed dürfte ganz gut passen. Bei der Duftkreation für neue Schulgebäude bitte aufpassen, die riechen nicht mehr nach Kreide, es gibt heute überall Smartboards. Dann eher nach abgestandenem Tofugeschnetzeltem oder Gras, hat schon Grönemeyer gesungen. Das neue Schwimmbad ist Pillepalle, Chlor und feuchte Gummischlappen hat der smeller sicher vorrätig. Kreativität ist bei der Causa Gitter im Potsdam Museum gefragt: Wie duftet Freiheit? Nach Pferd? Lagerfeuer? Kaugummi und Persil?

Der smeller, dieses Wunderding mit Potenzial, den sollte sich die Stadt unbedingt zum Fest leisten. Und aus Potsdam quasi einen riesigen Sinnesgarten machen. Vielleicht kriegen wir dann endlich auch den Flughafen hin, Note Kerosin und verbranntes Gummi in einem Wölkchen aus Duty-free und zartem Raucharoma. Smeller 2.0, ich bin dabei.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg

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