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Landeshauptstadt: Naturlehrer ohne Schule

Der Potsdamer „Bufdi“ Mario Arndt gründet neue Umwelt-AGs für Kinder

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Ein knappes dutzend Kinder schart sich in der Ökolaube an der Nuthe um Mario Arndt. Thema: „Bienen in Not.“ Der Gruppenbetreuer zeigt den jungen Naturforschern zwischen neun und 13 Jahren einen Imker-Anzug: „Wisst ihr, warum der so hell ist? Das ist nötig, weil Bienen auf dunkle Farben aggressiv reagieren.“ Und damit es nicht zu theoretisch bleibt, darf jeder auch mal einen Anzug anprobieren. Den brauchen die Kinder auch, denn gleich geht’s zum Bienenwagen, wo der erste Ausflug von Jungbienen beobachtet werden kann.

Alle zwei Wochen trifft sich die Junior-Forscher-AG des Naturkundemuseums Potsdam, die Arndt selbst mitgegründet hat, zu Exkursionen in der Natur. Im Grünen sein und Kindern etwas über die Umwelt beibringen – für Arndt eine der schönsten Seiten seiner Tätigkeit, denn er ist Bundesfreiwilligendienstleistender für die Naturschutzjugend (NAJU) Potsdam. Der große 36-Jährige mit der Brille und den langen dunklen Haaren strahlt Ruhe und Tatendrang zugleich aus: Der Hobbysegler ist seit frühester Kindheit naturbegeistert und nur zu gerne gibt er diese Begeisterung an Jüngere weiter.

Für ihn war die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes (BFD), der 2011 den Zivildienst ablöste, ein Glücksfall: 2011, nach Abschluss seines Spanisch- und Englisch-Studiums, wollte er ein Freiwilliges Ökologisches Jahr beim NAJU Potsdam machen. „Doch dafür war ich zu alt, also über 27“, so Arndt. Eigentlich wäre die Stelle damit erledigt gewesen, wenn nicht kurz zuvor der Bundesfreiwilligendienst (BFD) eingeführt worden wäre, den auch ältere Menschen leisten können. Am 1. September 2011 konnte Arndt anfangen. „Ohne den BFD hätte ich das nicht gekonnt.“

21 Stunden pro Woche arbeitet Arndt als „Bufdi“ – ein Wort, mit dem er kein Problem hat. Anfangs war der Natur-Enthusiast jedoch ernüchtert: Statt Umwelt-Arbeitsgemeinschaften anzuleiten, musste er erst einmal welche gründen, und das hieß: Büroarbeit. „In Brandenburg gibt es etwa 40 Umwelt-AGs für Kinder – das ist viel zu wenig“, findet Arndt. Seine Aufgabe ist es, solche AGs aufzubauen, Gruppenleiter für sie zu finden und diese zu schulen. Doch das ist nicht ganz einfach.

Oft sind es Lehrer, die AGs leiten, aber auch Studenten, arbeitslose Umweltwissenschaftler oder Rentner sind dabei. Arndt weiß: „Es gibt viele Menschen, die sicher gerne Gruppenleiter sein würden, aber wie findet man sie?“ Dazu fährt Arndt durch Potsdam und das Havelland, um Kontakte zu knüpfen und Netzwerke aufzubauen. Auch nach Cottbus fährt er – das ist zwar nicht mehr sein Gebiet, aber Arndt ist ohnehin recht allein auf seinem Posten. Eine Kollegin hat er noch, die ebenfalls AGs aufbaut, im Bereich Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald. Probleme gibt es auch von anderer Seite: Arndt hat in Zusammenarbeit mit dem NAJU in Nordrhein-Westfahlen und Bayern ein Regionalbetreuer-Konzept entwickelt, mit dem Minijobber als Gruppenleiter arbeiten können, doch bisher hat sich weder ein öffentlicher noch privater Sponsor gefunden, der das Konzept mitfinanzieren will.

Trotz solcher Hindernisse gefällt Arndt sein Teilzeit-Job mittlerweile sehr gut: „Ich erhalte viel positives Feedback“, sagt er, „die Arbeit wird sehr geschätzt.“ Und er kann bereits Erfolge vorweisen: In Potsdam sind fünf Umwelt-AGs gestartet, acht weitere im Umland. Doch es geht Arndt wie so vielen anderen Bufdis auch: Die Tätigkeit macht zwar Spaß, aber natürlich hat auch er größere Pläne für die Zukunft. Arndt, der gerade seine Doktorarbeit schreibt, will irgendwann seine eigene Schule eröffnen: „Eine Sprachschule für Kinder und Erwachsene – das ist mein großer Traum.“ Bis es so weit ist, bleibt Arndt erst einmal Umwelt-Lehrer – ohne Schule, aber dafür im Grünen.

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