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Nichts für Fernreisende. Die Anzeigentafel im Potsdamer Hauptbahnhof hat Großformat. Die Fahrtziele sind allerdings immer die gleichen. Auch nach der Sanierung werden kaum Fernzüge in Potsdam halten. Immerhin wird die Verbindung mit Regionalzügen nach Berlin besser – dafür wird aber die S-Bahn-Strecke erneuert.

© A. Klaer

Verspätungen drohen: Neue Baustelle auf Pendler-Strecke

Nach dem Bau ist vor dem Bau: Bald sollen die Regionalbahnen zwischen Berlin und Potsdam-Hauptbahnhof wieder fahren. Doch dann wird es bei der S-Bahn haken.

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Potsdam - Mit dem Fahrplanwechsel können die täglich rund 20 000 Pendler von Potsdam nach Berlin etwas aufatmen: Die Bahn wird mit der Streckensanierung der Fern- und Regionalbahngleise wie geplant fertig werden. Neues Ungemach droht dann jedoch auf der S-Bahnlinie 7. Zwischen Berlin-Wannsee und Grunewald wird dann die Infrastruktur erneuert, sagte ein Bahnsprecher auf PNN-Anfrage.

Für die Streckensanierung wird Potsdams wichtigste Anbindung an Berlin dann ab Dezember abschnittsweise nur auf einem Gleis fahren. „2014 müssen in Nacht- und Wochenendsperrpausen Rückbauarbeiten und die Anpassung der Leit- und Sicherungstechnik durchgeführt werden“, teilte die Deutsche Bahn mit. Das bedeutet, dass für zwei weitere Jahre mit Verspätungen und Zugausfällen zu rechnen ist – jedenfalls wenn es nach den Erfahrungen mit der eingleisigen Strecke zwischen Wannsee und Nikolassee geht. Wegen Brückenarbeiten an der Regionalbahnstrecke gab es hier seit Sommer auch nur ein Gleis. Von Potsdam bis Wannsee ist die S-Bahnstrecke ohnehin eingleisig. Entgegenkommende Züge können sich nur in den Bahnhöfen ausweichen. Sobald sich ein Zug verspätet, kommt der ganze Ablauf aus dem Takt. In den letzten Monaten gab es deshalb häufig Verspätungen. Mehrfach wurden ganze Züge aus dem Betrieb genommen, um den Stau aufzulösen. Im Twitter-Kanal der S-Bahn finden sich Dutzende Einträge zu diesen Störungen.

Ein zweites Gleis bis nach Potsdam wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Das Land Brandenburg wünscht den Ausbau schon seit Langem. Für die Strecke sei jedoch die Bahn zuständig, so Lothar Wiegand, Sprecher des brandenburgischen Verkehrsministeriums. Das Land könne kein Geld bereitstellen. Und der Bahn sei das zweite Gleis ebenfalls zu teuer.

Entlastung soll zunächst die S-Bahnlinie 1 bringen: Ab Dezember soll sie wieder im 10–Minuten-Takt von Wannsee über Zehlendorf in die Berliner Innenstadt fahren. In den letzten Monaten endeten die Züge Richtung Wannsee bereits in Nikolassee. Fahrgäste mussten einen langen Umsteigeweg in Kauf nehmen. In Wannsee kann wieder auf dem gleichen Bahnsteig umgestiegen werden.

Dort wie auch in Potsdam halten künftig wieder Regionalzüge. Wie schon vor den Bauarbeiten an der Strecke im Grunewald soll die Regionalexpresslinie 1 im Halbstundentakt von Potsdam ins Berliner Zentrum verkehren. Zusätzlich sollen in der Zeit von 7 bis 9 Uhr und von 15 bis 17 Uhr die Regionalbahnlinien RB 21 und RB 22 nach Berlin verlängert werden. Dadurch wird die Taktfolge künftig doppelt so dicht sein wie früher.

Mit dem Regionalexpress können die Potsdamer dann wieder bis Cottbus oder Wünsdorf durchfahren. Wer weiter weg will, muss erst nach Berlin. Denn auch nach der Streckensanierung für 36 Millionen Euro werden Fernzüge in Potsdam ein exotischer Anblick bleiben. Hier halten lediglich der Intercity von Cottbus ins ostfriesische Norddeich und der Nachtzug nach München. Für mehr sehe die Bahn keine betriebliche Notwendigkeit, schätzt Frank Böhnke vom Bahnkundenverband Berlin-Brandenburg ein. Unter normalen Umständen sei der Berliner Hauptbahnhof in einer halben Stunde erreichbar. Von dort gebe es zahlreiche Anschlüsse. Für die Landeshauptstadt sei das natürlich bitter, so Böhnke.

Auch Matthias Oomen vom Konkurrenz-Verband Pro Bahn glaubt nicht, dass die Bahn Züge von der Schnellfahrstrecke Berlin-Hannover über Potsdam umleitet. Das koste zu viel Zeit. Die Entscheidung über Potsdams Abkopplung vom Fernverkehr sei schon bei der Planung für das Streckennetz um den Berliner Hauptbahnhof gefallen. Nun bleibe nur die vage Möglichkeit, Züge nach Potsdam weiterzuführen, die im Berliner Hauptbahnhof auf der tiefen Ebene enden. Dazu müssten allerdings ein paar Kilometer der stillgelegten Stammbahn wieder aufgebaut werden. Stadt und Land müssten dafür Druck machen. „Sonst halten in Potsdam für Jahrzehnte keine Fernzüge mehr“, so Oomen.

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