Landeshauptstadt: Neue Berufsfelder locken
Ausbildung statt Auswanderung: Brandenburg braucht qualifizierte Fachkräfte
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In Brandenburg machten in diesem Jahr 20 119 Mädchen und Jungen ihren Schulabschluss. Dem gegenüber stehen 9377 Ausbildungsverträge. Eigentlich ausreichend, wenn man bedenkt, dass 60 Prozent der Jugendlichen nach der Schule ein Studium beginnen, findet Wolfgang Spieß, Leiter des Geschäftsbereich Bildung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam. Dass dennoch 2000 bis 3000 Jugendliche jährlich ihrer Heimat den Rücken kehren, sei einerseits natürliche Fluktuation und Neugier, andererseits traurig und manchmal sicher nicht nötig. Denn gute Ausbildungsplätze ließen sich auch und gerade hier finden, schon jetzt macht sich die Angst vor einem drohenden Fachkräftemangel bemerkbar. Weil aber Wunschberuf und Lehrstellenangebot nicht immer übereinstimmen, sei eine frühzeitige Orientierung absolut wichtig. Das beginnt mit der Auswahl des Betriebes für Schülerpraktika und beinhaltet Besuche von Ausbildungsmessen und Informationsveranstaltungen, zum Beispiel der IHK, Handwerkskammer und Oberstufenzentren. Spieß wünscht sich eine intensivere Zusammenarbeit von Schulen und Ausbildern, die in zahlreichen Netzwerken organisiert sind und Internetportale pflegen.
Deutschlandweit gibt es 370 duale Ausbildungsberufe, die ständig modernisiert werden. Aber auch komplett neue Berufsfelder tauchen auf, so kann man sich in drei Jahren zur „Fachkraft für Möbel- , Küchen- und Umzugsservice“ ausbilden lassen. Die Ausbildung zum Buchhändler wurde modernisiert, um zum Beispiel auch den Umgang mit digitalisierten Waren wie dem E-Book zu erlernen. Ebenso gibt es neue Konstruktionsberufe: Im Zahnradwerk Pritzwalk werden Technische Produktdesigner und Systemplaner, Fachkräfte unter anderem für Windkraftanlagen, ausgebildet.
Allerdings bevorzugen Jugendliche oft die „sauberen“ Berufe am Schreibtisch, fehlt es in der Wirtschaft und Baubranche an Fachkräften, im Hotel- und Gaststättenbereich sowie für Metallverarbeitende Berufe und im Elektro-Bereich. Industrie- und Zerspanungsmechaniker sind heute anspruchsvolle Berufe, sagt Spieß, man müsse mit technischen Anlagen und Abläufen vertraut werden und stehe nicht nur eintönig an der Werkbank.
Um die Zahl der Abbrecher gering zu halten, stehen Azubis und Ausbildungsbetrieben diverse Hilfsangebote zur Verfügung. So gibt es die Möglichkeit, im Vorfeld ein Jahr im Unternehmen zu arbeiten, eine von der Arbeitsagentur finanzierte Einstiegsqualifizierung, an die sich in 65 Prozent eine betriebliche Ausbildung anschließt. Die IHK finanziert bei Startschwierigkeiten mit bis zu 500 Euro pro Lehrling individuelle Nachhilfe-Maßnahmen, ein Angebot, das gut angenommen wird. Außerdem vermittelt die Kammer Auslandsaufenthalte für Auszubildende, um deren Chancen auf dem globalisierten Markt auszubauen.
Letztlich empfiehlt Spieß eine gründliche Vorbereitung und Beratung im Vorfeld des Bewerbungsprozesses. So kann man am 26. April beim von der IHK ausgerichteten „Zukunftstag“ kostenlose Bewerbungsfotos machen lassen, Vorstellungsgespräche üben und Unterlagen prüfen lassen.Steffi Pyanoe
Weitere Termine im kommenden Jahr: 30. Januar: Lehrstellenbörse der IHK Potsdam, 7. Februar: Berufsorientierungstag IHK Potsdam, 30/31. März: Märkische Bildungsmesse, Metropolishalle Potsdam, 10. Mai: Last-Minute–Lehrstellenbörse IHK Potsdam
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