
© M. Thomas
Synagoge in Potsdam: Neue Idee, alter Streit
Im Ringen um eine Synagoge in Potsdam gibt es einen neuen Vorstoß – mit ungewissen Erfolgsaussichten.
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Potsdam - Neuer Vorschlag für eine Lösung des festgefahrenen Synagogenstreits: Das Land Brandenburg soll die für den Neubau vorgesehenen fast fünf Millionen Euro einfach komplett unter jenen drei Potsdamer Gemeinden aufteilen, die sich nicht auf einen gemeinsamen Sakralbau einigen können. Das schlägt Ud Joffe vor, der Vorsitzende der Synagogengemeinde Potsdam und Vize-Chef des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden. Doch vor allem das zuständige Kulturministerium zeigt sich skeptisch.
Den PNN erklärte Joffe am Dienstag auf Anfrage, im Zuge der durchaus konstruktiven Verhandlungen habe sich gezeigt, dass die Gemeinden kein Interesse an einem gemeinsamen Projekt hätten – zu verschieden seien die jeweiligen Auffassungen und Wünsche. Aktuell sei es vor allem das Interesse der Landesregierung, „dass wir alle etwas zusammen machen“. Doch das lasse sich nicht erzwingen. Daher sei es besser, das verplante Geld an die Gemeinden zu geben. „Dafür muss noch ein angemessener Verteilungsschlüssel gefunden werden.“ Dann könne jede Gemeinde entscheiden, welches Projekt ihr am wichtigsten ist, so Joffe.
Plakat wirbt für Neubau einer Synagoge
Für seine Synagogengemeinde und den Landesverband wäre das eine „erhabene Synagoge“, die er auch mit der Hilfe von weiteren Sponsoren finanzieren will. In diesem Haus könnten dann auch Nutzungsrechte für alle anderen Gemeinden bestehen, so Joffe – dadurch könne es vielleicht über das dann bestehende Gebäude im Laufe der Zeit wieder einen Prozess der Verständigung untereinander geben.
Für die Joffe-Initiative gibt es auch ein neues sichtbares Zeichen: Seit vergangener Woche hängt an der Baugrube das Plakat „Potsdam baut doch eine Synagoge“. Initiatoren sind wiederum der Jüdische Landesverband und die Synagogengemeinde sowie der Synagogen-Förderverein, der um Spenden bittet. Explizit wird dabei auch der neue Vorschlag Joffes erwähnt. Diesen unterstütze man „als neuen Lösungsansatz“, so der Förderverein – und erbitte daher finanzielle Unterstützung von Spendern für eine neue Machbarkeitsstudie zum Bau der besagten „erhabenen Synagoge“. Joffe bestätigte auf Nachfrage, dass er auch bereit sei, das für die Synagoge vorgesehene Grundstück in der Schlossstraße zu kaufen. „Das Land muss die Konditionen nennen.“
Gesetzestreue Jüdische Gemeinde: Vorschlag ist unseriös
Weiter heißt es von dem Förderverein: „Auch von den nichtjüdischen Mitbürgern soll dieses Gebäude mit seinem religiösen Leben wahrgenommen, geachtet und geschützt werden.“ Der Streit mit den anderen jüdischen Gemeinden ging unter anderem um die äußere Gestalt des Haberland-Entwurfs, den das Joffe-Lager als zu schlicht empfand.
Bei den anderen Gemeinden stößt Joffes Vorstoß auf ein gemischtes Echo. So lehnt die kleine Gesetzestreue Jüdische Gemeinde – laut Medienberichten – den Vorschlag Joffes als unseriös ab.
Die Jüdische Gemeinde Potsdam als größte Gemeinde der Stadt war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen – jedoch der ihr nahestehende Vorsitzende des Bauvereins Neue Synagoge Potsdam, Peter Schüler. Er sagte den PNN, zwar gehe die Idee Joffes an den Zielen des Bauvereins vorbei, der nach eigenen Angaben eine Synagoge mit Gemeindezentrum für alle Gemeinden will. Doch sei die Aufteilung des Geldes eine „Ultima Ratio, wenn gar nichts anderes mehr geht“, so Schüler.
Kulturministerium lehnt Vorschlag Joffes ab
Er teile die Hoffnung von Joffe, dass wenn erst ein Gebäude vorhanden sei, „auch die Misslichkeiten untereinander sich wieder legen“. So ein Haus müsse aber einen neutralen Träger erhalten, der etwa mit einer Stiftung denkbar wäre, machte Schüler seine Bedenken gegen die Joffe-Idee klar: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Gemeinde eine andere Gemeinde zu so einer Nutzung einladen kann.“ Joffe dagegen sagte, in dem von ihm geplanten Gotteshaus müsse seine Synagogengemeinde nicht einmal ihren Sitz haben – die neue Synagoge könne ein einfacher Bau für alle Gemeinden sein, ausgestattet mit einigen Grundfunktionen wie einem Gebets- und Veranstaltungsraum.
Im zuständigen Kulturministerium wurde der Vorschlag Joffes ablehnend aufgenommen. „Eine Aufteilung der Mittel und die Trennung der Gemeinden sehen wir eher skeptisch“, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding. Insofern gebe es keinen neuen Sachstand, man hoffe weiter auf eine Lösung in der seit Jahren währenden Auseinandersetzung. „Wir brauchen eine tragfähige Lösung für alle.“ Die Landesregierung wolle eine Synagoge, die ein offenes Haus für alle ist.
Anfang des Jahres hatte Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) deutlich gemacht, noch im Frühjahr wolle er entscheiden, ob der umstrittene Synagogen-Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland gebaut werde – „oder etwas ganz anderes“. Weil sich die Gemeinden bislang nicht einigen konnten, hatte die Regierung das Vorhaben auf Eis gelegt.
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