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Landeshauptstadt: Neue Kämme für das Stirnrad

Nach 250 000 Euro teurer Sanierung hat die Historische Mühle wieder Saison

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Sanssouci - In winterlicher Stille hat die Mühlenvereinigung Berlin und Brandenburg ihr 20-jähriges Bestehen verstreichen lassen. Eine Feier gab es nicht, doch erschien immerhin ein Jubiläumsheft der „Mühlennachrichten“. Das beste Geburtstagsgeschenk hat sich der von Stephan Theilig geleitete Verein allerdings selbst gemacht. Im Vorjahr wurde die Sanierung der Potsdamer Historischen Mühle abgeschlossen. Damit bleibt das produzierende technische Denkmal, das mit der Legende vom Müller von Sanssouci verbunden ist, als touristische Attraktion zugänglich.

Für die die Mühlenvereinigung war nach der Gründung am 15. Dezember 1990 der Wiederaufbau der Historischen Mühle zum ersten Prüfstein geworden. An dem Projekt hatte sich ab 1987 bereits die Handwerkskammer versucht, die das Bauwerk der Stadt Potsdam zur 1000-Jahr-Feier schenken wollte. Das Vorhaben blieb aber während der politischen Wende 1989/90 stecken. Der gerade gegründeten Mühlenvereinigung gelang mit Hilfe des „Mühlenkreises“ Minden-Lübecke und der dort ansässigen Deutschen Mühlengesellschaft bis 1993 der Wiederaufbau des Baudenkmals, das bei den Kämpfen am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 in Brand geschossen und bis auf den Turmstumpf zerstört worden war. Nach einer Übergangszeit übernahm der Mitbegründer der Mühlenvereinigung, Torsten Rüdinger, die Geschäftsführung der Mühle. Mit seinem Müller Frederic Schüler sorgte er auch dafür, dass hier wieder Korn gemahlen werden kann.

Dennoch wurde die Mühle nach 17-jährigem Betrieb erneut zum Sanierungsfall. Am Bauwerk und seiner Technik traten durch Baufehler vorprogrammierte Schäden auf. Die Schlösserstiftung als Eigentümerin wurde darauf mehrfach hingewiesen, unternahm aber nichts. Dem leisteten unklare Formulierungen in der Betreibervereinbarung zwischen Eigentümer und Mühlenvereinigung Vorschub. Sie sind inzwischen präzisiert worden, schreibt Geschäftsführer Rüdinger im Jubiläumsheft in einem Rückblick. Für die Instandsetzung von Galerie, Turmkappe, Krühwerk, das die Mühle in den Wind dreht, sowie des vorderen Wellbalkens stellte die Schlösserstiftung 250 000 Euro zur Verfügung. Im August 2009 begonnen, konnte die Sanierung im Juni 2010 mit dreieinhalbmonatiger Verspätung abgeschlossen werden. Seit Juli bis Saisonende lief der Besucherverkehr wieder normal, dem Betreiber sind aber laut Rüdinger Verluste in Höhe von 40 000 Euro entstanden.

In die neue Saison könne die Historische Mühle aber nun mit vollem Programm gehen, äußert sich Müller Frederic Schüler optimistisch. Man hoffe auf wieder steigende Besucherzahlen. Er freut sich auch darüber, dass die Spendenaktion „Neue Kämme braucht das Rad“ erfolgreich war. Damit wurde die je 50 Euro teure Erneuerung der abgenutzten 108 Holzzähne gesichert, die das Stirnrad und damit das gesamte Mahlwerk antreiben. Bis zum 31. März ist die Mühle samstags und sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet, in der Saison vom 1. April bis 31. Oktober dann wieder täglich von 10 bis 18 Uhr. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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