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Neue Oberbürgermeisterin vor Herausforderungen: Jetzt muss Noosha Aubel in Potsdam beweisen, dass sie mehr kann als Aufbruch
Die 35-jährige Ära der SPD im Rathaus ist beendet. Doch der politische Neubeginn startet für Noosha Aubel mit großen Altlasten – und einer skeptischen Verwaltung.

Stand:
Noosha Aubels Wahlsieg mit rund 70 Prozent ist in Potsdam ein politisches Erdbeben – und zugleich Symptom einer tiefen Schwäche der SPD. Nach 35 Jahren an der Rathausspitze wirkt die einst stolze Potsdamer Sozialdemokratie ausgelaugt. Weil keines ihrer bekanntesten Gesichter Verantwortung übernehmen wollte, sollte es mit Severin Fischer ein in Franken geborener Berliner ohne jegliche Potsdam-Erfahrung richten. Der mühte sich, doch der plumpe Anti-Grünen-Wahlkampf sorgte wohl für eine noch herbere Niederlage.
Aubel profitierte aber auch von der zunehmenden Distanz vieler Bürger zu einem seit vielen Jahren mit SPD-Männern und -Frauen durchsetzten Rathaus, das als selbstzufrieden und verkrustet gilt. Doch mit ihrem Triumph beginnt die Herausforderung erst.
Noosha Aubel hat viele Großbaustellen anzugehen
Denn die neue Oberbürgermeisterin übernimmt eine Stadt in schwierigem Zustand – mit vielen Großbaustellen, die ihr abgewählter Vorgänger Mike Schubert (SPD) hinterlassen hat. Nur drei davon: Der Umgang mit den steigenden Wasserpreisen ist ungelöst, die Sanierung der maroden Langen Brücke drängt, die Rücklagen der Stadt schrumpfen rapide. In all diesen und noch viel mehr Fragen wird sich zeigen, ob Aubel mehr kann als verwalten – ob sie gestalten kann, mit Mut und klarer Linie.
Besonders heikel scheint ihr Verhältnis zum SPD-dominierten Verwaltungsapparat. Allen voran steht der langjährige Finanzbeigeordnete Burkhard Exner, der im Wahlkampf offen vor einer Amtsübernahme Aubels gewarnt hatte. Der Umgang damit wird zum ersten Test für ihren Führungsstil.
Schon raunen manche Sozialdemokraten, wie lange Aubel das alles durchhalte – und rechnen halb spöttisch, halb hoffnungsvoll mit Neuwahlen in vier Jahren. Doch Aubel hat in acht Jahren Amtszeit die Chance, diese Zweifel zu widerlegen.
Wenn ihr angekündigter Stil der Überparteilichkeit, des Ausgleichs und der wechselnden Mehrheiten tatsächlich wirkt, kann sie die politische Kultur in Potsdam verändern, festgefügte Lager aufbrechen. Dann wird ihr Erfolg mehr sein als eine Protestwahl gegen die SPD.
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