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Entwicklungspotenzial. Auf vier Seiten präsentiert die Stadt den Campus des Software-Milliardärs und Potsdam-Mäzens Hasso Plattner am Jungfernsee. Dort geht es um weitere Gewerbeflächen von bis zu 24 000 Quadratmeter und Wohnhäuser.

© Lutz Hannemann

Landeshauptstadt: Neue Runde im Potsdam-Monopoly

Auf Europas größter Immobilienmesse, der Expo Real in München, sucht die Stadt Potsdam derzeit für diverse neue Bauprojekte Investoren

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Exklusiver, ambitionierter, teurer: Mit einem fast völlig überarbeiteten und deutlich umfangreicheren Katalog präsentiert sich Potsdam seit dem gestrigen Montag bei Europas größer Immobilienmesse, der Expo Real in München. Auf der bis morgen stattfindenden Messe stellt die Landeshauptstadt dabei erstmals Langzeitprojekte wie das Entwicklungsgebiet Krampnitz oder den Plattner-Campus am Jungfernsee vor, um dafür Investoren zu gewinnen. Dazu werben private Investoren für ihre Häuser und Baupläne – an einer Stelle wird sogar ein ganzen Wohnquartier verkauft, dazu gibt es imposante Luxusvillen. Die PNN stellen den 44-seitigen Werbekatalog für Potsdams Immobilienwirtschaft – 2013 waren es noch 33 Seiten – im Überblick vor.

DIE NEUEN GROSSPROJEKTE

Gleich als erstes Großprojekt wird in dem Katalog auf einer Doppelseite der Entwicklungsbereich Krampnitz präsentiert, der „in den nächsten zehn Jahren zu einem modernen Wohnquartier für circa 4000 Menschen entwickelt wird“. Gesucht werden Investoren für die Sanierung von früheren Mannschaftsgebäuden und für Neubauten. Zum Kaufpreis heißt es: „Gegen Gebot“.

Gleich auf vier Seiten wird der Campus des Software-Milliardärs und Potsdam-Mäzens Hasso Plattner am Jungfernsee beworben – dort steht bereits ein vor seiner Erweiterung stehendes Forschungs- und Entwicklungszentrum des von Plattner mitbegründeten Softwarekonzerns SAP. Im Katalog geht es um Gewerbeflächen von bis zu 24 000 Quadratmetern sowie auch um Baugrundstücke zwischen 600 und 2000 Quadratmeter für Wohnhäuser. Zum Kaufpreis heißt es jeweils: „Auf Anfrage“. Interessant: Die Stadt kündigt bereits eine eigens verlängerte Straßenbahnlinie für das Areal an – obwohl die Finanzierung für die Tramlinie noch nicht abschließend geklärt ist.

Auch die öffentliche Ausschreibung für die Nutzung des alten Landtags auf dem Brauhausberg ist im Expo-Real-Katalog aufgelistet – bekanntlich soll das Areal zu einem Wissenschafts-, Gewerbe- und Wohnstandort ausgebaut werden. Auch dafür werden Investoren benötigt. Ferner finden sich auch erstmals die nördliche und zum zweiten Mal die südliche Speicherstadt in dem Katalog.

DIE INNENSTADT WIRD PRÄSENTIERT

Das Areal rund um das Landtagsschloss wird auf der Expo Real wesentlich detaillierter vorgestellt, als das noch im vergangenen Jahr der Fall war. So werden Interessenten für 23 Eigentumswohnungen und vier Gewerbeeinheiten in der künftigen Humboldtstraße 3 und 4 gesucht – dort werden an der Alten Fahrt bis Herbst 2015 die Palazzos Pompei und Chiericati als moderne Varianten rekonstruiert. Verantwortlich ist ein Joint Venture der Baufirmen Kondor Wessels und Prinz von Preussen Grundbesitz AG. Beworben wird auch das Wohn- und Geschäftshaus, das fast direkt an der Langen Brücke bis zum nächsten Herbst in der Humboldtstraße 1 und 2 entsteht: das „HQ Humboldt Potsdam“.

Bemerkenswert: Investoren wird auch die künftige Schwertfegerstraße schmackhaft gemacht – genau dort also, wo jetzt der marode Fachhochschulbau seinen Standort hat. Im Expo-Real-Katalog wird der frühzeitige Abriss dieses Hauses schon vorweggenommen: Denn als Verfahrensbeginn für das Projekt steht das kommende Jahr 2015. „Dazu ist es notwendig, dass das Gebäude der Fachhochschule abgerissen wird.“ Dabei wird gerade noch darüber gestritten, ob die FH-Studenten und Professoren schon nächstes Jahr in das Rechenzentrum in der Breiten Straße umziehen können, um das Hochschulgebäude zu schleifen – eigentlich sollen die Abrissbagger erst 2017 anrollen.

NEUE WOHN- UND GEWERBEFLÄCHEN

Bereits in die Vorvermarktung geht die Stadt im Potsdamer Norden – erstmals wird auf der Expo Real das „Quartier Rote Kaserne-West“ angekündigt. Es handelt sich dabei um die letzte große Entwicklungsfläche am Bornstedter Feld, direkt an der Georg-Hermann-Allee. Mit Details hält man sich zurück: Der nötige Bebauungsplan soll erst Ende 2015 festgesetzt werden. Gestritten wird bekanntlich noch, inwiefern zugunsten der neuen Wohnhäuser der Volkspark wie eigentlich schon vorgesehen verkleinert werden soll. Geplant ist laut Katalog „qualitativ hochwertiger Geschosswohnungsbau“.

Gleichfalls im Bornstedter Feld wird das bereits im Entstehen begriffene Mendelsohn-Wohnquartier an der Alexander-Kleine-/Erwin-Barth-Straße angeboten – mit 82 Wohnungen, sechs Doppelhaushälften und 50 Reihenhäusern. Das knapp zwei Hektar große Areal kostet 35 Millionen Euro, Verkäufer ist die Hanseatische Immobilien Treuhand GmbH mit Sitz im niedersächsischen Stade. Mit Zwei- bis Drei-Zimmer-Eigentumswohnungen ab 189 000 Euro werben ferner Thorn Immobilien aus Potsdam: in der Stadtvilla „Babel Tree“ in der Berliner Straße 72.

Für den Kulturstandort Schiffbauergasse wird von der Stadt im Katalog ein Baugrundstück direkt neben dem Parkhaus offeriert – und zwar bevorzugt für eine „kulturwirtschaftliche Nutzung“. Die Ausschreibung soll noch dieses Jahr beginnen. Neu ist auch ein 1,25 Hektar großes Gewerbegebiet, das in der Nähe des Studio Babelsberg entstehen soll – dafür wird laut Katalog im kommenden Jahr die Ahornstraße ausgebaut und verlängert. Erstmals vorgestellt werden das neue Ärztehaus am Luisenplatz sowie eine Gewerbevilla in der Puschkinallee 4 – auch hier steht zu den Preisen lediglich „auf Anfrage“. Neu im Portfolio ist der bereits existierende Handwerker- und Gewerbehof in der Babelsberger Fritz-Zubeil-Straße, für den noch Mieter gesucht werden.

TRAUMHAFTE VILLEN

Die teuerste Villa, die dieses Jahr im Potsdamer Expo-Real-Katalog beworben wird, liegt in der Seestraße 27 – direkt am Heiligen See. Sie kostet 3,2 Millionen Euro. Der Käufer bekommt ein dreigeschossiges Haus inklusive Turmzimmer mit Dachterrasse und knapp 500 Quadratmeter Wohnfläche. Dazu kommt ein 700 Quadratmeter großes Grundstück. Das Haus wird gerade saniert. Den zweiten Platz in Sachen teure Einzelimmobilien belegt eine 1912 erbaute und inzwischen sanierte Jugendstilvilla in Babelsberg, die 2,3 Millionen Euro kostet und sich 350 Meter entfernt vom Griebnitzsee befindet. Für 1,8 Millionen Euro wird eine 1871 erbaute Villa in der Nauener Vorstadt angeboten, die bisher als Ausbildungsstätte genutzt wurde. Das Haus ist komplett saniert und verfügt über ein riesiges Grundstück mit Bäumen.

Der frühere Standort des Potsdam Museums in der Benkertstraße wird ebenso vermarktet – wie berichtet soll das Haus von der Stadt für 1,5 Millionen Euro verkauft werden. Eine 200 Quadratmeter große Designer-Villa in Babelsberg wird immerhin noch für eine Million Euro angeboten. Ein Giebelhaus im Holländerviertel kommt auf einen erwarteten Kaufpreis von 750 000 Euro.

ALTE BEKANNTE LEGEN ZU

Manches taucht in dem Expo-Real-Katalog auf, was schon 2013 vertreten war – allerdings etwas teurer. Zur Miete werden etwa wie im vergangenen Jahr Büros im Medienhaus Babelsberg in der August-Bebel-Straße angeboten – acht Euro kostet der Quadratmeter in dem Existenzgründerzentrum, 50 Cent mehr als noch vor einem Jahr. Auch im nahen Guido-Seeber-Haus ist das so, dort liegt der Mietpreis für Büros jetzt bei neun Euro. Leicht gestiegen sind demnach auch die Mietpreise im Potsdamer Centrum für Technologie in der David- Gilly-Straße am Bornstedter Feld, im Gewerbezentrum Fahrland in der Ketziner Straße oder im Go:In-Innovationszentrum im Wissenschaftspark in Golm.

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