Schulplanung in Potsdam: Neue Schule im Norden auf der Kippe
Die Stadt stellt ihre eigene Planung infrage – und erntet dafür Kritik von Kommunalpolitikern. Der Bau einer Schule hinter den Roten Kasernen steht plötzlich infrage.
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Bei der städtischen Schulplanung gibt es eine neue Kehrtwende. Die schon mit einem Architekturwettbewerb geplante neue Grundschule hinter den Roten Kasernen am Bornsteder Feld steht wieder auf der Kippe. Und dies ist nur eine der neuen Wendungen in der Diskussion, wo und bis wann im schnell wachsenden Potsdam neue Schulen entstehen sollen. Die PNN geben einen Überblick.
Bornstedter Feld
Eigentlich sollte für die neue Grundschule an der Graf-von-Schwerin-Straße bereits im Herbst Baustart sein, einen Architekturwettbewerb mit einem Preisgeld von 65 000 Euro hat die Stadt bereits beendet. Doch jetzt stellt die Bildungsverwaltung im Rathaus ihre eigenen Überlegungen wieder infrage. „Wegen aktuellen Entwicklungen wird die Bedarfssituation im Potsdamer Norden und den nördlichen Ortsteilen erneut überprüft: Das betrifft den Schulstandort Rote Kaserne, aber auch die Fahrländer Grundschule“, sagte Stadtsprecherin Friederike Herold auf PNN-Anfrage. Unter anderem würde das Anwahlverhalten der Eltern im Potsdamer Norden erneut überprüft.
In der Politik stößt das Vorgehen auf Kritik. „Wir sollten keine Schnellschüsse vollziehen und die veränderten Gegebenheiten sehr genau analysieren“, sagte der CDU-Stadtverordnete Clemens Viehrig, zugleich Chef des Bildungsausschusses. Wichtig sei ihm, in den nächsten Jahren auch mögliche Puffer einzuplanen – in den vergangenen Jahren hatte es wegen des rasanten Wachstums der Stadt immer wieder Engpässe speziell im Grundschulbereich gegeben. Daran erinnerte auch der Linke-Bildungsexperte Stefan Wollenberg. So seien zwei nahe Grundschulen im Bornstedter Feld schon jetzt überlastet. „In der Summe wird es also für alle Standorte genügend Bedarf geben“, sagte Wollenberg. Selbst wenn an der einen oder anderen Stelle eine geringfügige Überkapazität entstehen sollte, sei das nicht von Übel. Zum einen könnte daraus perspektivisch wieder ein tatsächliches Schulwahlrecht für Eltern und Kinder erwachsen, das derzeit in Potsdam nicht gegeben sei. „Zum anderen sind niedrigere Klassenfrequenzen auch positiv für das Lernklima, gerade bei den Jüngsten.“
Die dreizügige Schule sollte 500 Plätze bieten, für den Neubau samt Turnhalle und Hort sind 24,4 Millionen Euro genehmigt worden. Dieses Geld könnte gespart und an anderer Stelle verwandt werden, so ein Kalkül in der Rathausspitze. Die Verwaltung begründet die Kehrtwende aber auch damit, dass die ehemalige Kaserne Krampnitz nun doch deutlich schneller als erwartet zu einem Wohngebiet für bis zu 6500 Potsdamer entwickelt wird. Auch dort ist eine Grundschule geplant – die auch Kinder aus Fahrland nutzen könnten. Eigentlich hatte die Schulverwaltung geplant, viele Kinder aus Fahrland am Standort hinter den Roten Kasernen zu unterrichten. Die nun wieder fragliche Schule ist allerdings als Provisorium bereits in Betrieb gegangen – als Containerbau auf einem Asphaltplatz an der Esplanade.
Fahrland
Im rasant wachsenden Ortsteil Fahrland sorgte zuletzt für Aufregung, dass an der Regenbogen-Schule vor Ort nicht genügend Platz für rund 100 schulpflichtige Erstklässler vorhanden ist. Seitdem sammelt eine Bürgerinitiative Unterschriften für mehr soziale Infrastruktur vor Ort. Bemängelt wird auch, dass es zu wenige Kitaplätze vor Ort gebe. Die Stadtverwaltung hat nun in einer Mitteilung an den Ortsbeirat bekräftigt, dass die Grundschule im kommenden Schuljahr auf drei Züge erweitert wird. „Vorerst nur im Bestand und teilweise mit einer Doppelnutzung von Schule und Hort“, hieß es. Über einen Erweiterungsbau für Schule und Hort sowie einen dann auch nötigen Neubau für eine größere Turnhalle werde im Herbst nach Vorliegen einer neuen Bevölkerungsprognose entschieden, so die Stadtverwaltung.
Am Schlaatz
Noch unklar ist, wie die nötige so genannte Auslagerung von Schülern der Gesamtschule am Schilfhof wegen Baumaßnahmen vonstattengehen soll. Zunächst war dafür die benachbarte Weidenhof- Grundschule im Gespräch – doch das sorgte für viel Kritik, weil diese Grundschule schon jetzt durch die Integration von überdurchschnittlich vielen Migrantenkindern vor besonderen Herausforderungen steht. Nun wird im Rathaus geprüft, ob stattdessen eine Auslagerung an das Gymnasium in der Haeckelstraße möglich sein könnte. Hintergrund: Zum Schuljahresbeginn im September muss die Gesamtschule am Schilfhof fünf siebte Klassen aufnehmen, für die jedoch Räume wegen verzögerter Baumaßnahmen fehlen.
Babelsberg
In Babelsberg hatte sich zuletzt die Stadtpolitik nach langer Debatte für die Sportanlage Sandscholle als neuen und in Babelsberg dringend benötigten Schulstandort entschieden. Derzeit wird im Rathaus aber auch der überraschende Vorstoß von Filmpark-Chef Friedhelm Schatz für eine neue Grundschule auf dem Gelände der Medienstadt geprüft (PNN berichteten). Unklar ist etwa, ob die angebotene Fläche auch ausreichend groß ist. Zugleich drückt die Linke in Sachen Schulbau auf das Gaspedal: In einem Antrag für die heutige Sitzung der Stadtverordneten heißt es, die neue Grundschule für Babelsberg müsse bis 2022 errichtet werden – auch weil der Betrieb einer provisorischen Übergangsschule in Unterrichtscontainern am Humboldtring zunächst bis 2022 befristet ist.
Wo Grundschulplätze knapp sind
Aktuell gehen die Planungen für das kommende Schuljahr im Grundschulbereich in die heiße Phase. Schulen mit besonders starker Nachfrage seien unter anderem sämtliche Grundschulen am Bornstedter Feld, in Babelsberg die Bruno-Bürgel-, die Goethe- und die Griebnitzsee-Schule sowie in Potsdam-West die Zeppelin- und die Montessori-Schule, wie Ralph Kotsch, Sprecher des Landesbildungsministeriums, den PNN auf Anfrage sagte.
Nun wird entschieden, welche Kinder die von ihren Eltern favorisierten Schulen besuchen können. Am 10. Mai findet mit allen Schulleitern von Grundschulen der Stadt zusammen mit dem Schulamt eine sogenannte Ausgleichskonferenz statt, in der die Aufnahmekapazitäten jeder einzelnen Schule nochmals geprüft werden und weitere Einschulungswünsche Berücksichtigung finden. Sollte es dazu kommen, dass weder die Erst- noch die Zweitwunschschule ein Kind aufnehmen kann, erhalten die Eltern eine Mitteilung über Schulen mit vorhandener Aufnahmekapazität, so Sprecher Kotsch weiter. Und noch einem Zweck dient die Ausgleichskonferenz: Als eine Grundlage für die Entscheidung zum eingangs erwähnten Standort hinter den Roten Kasernen, wie Stadtsprecherin Herold sagte: „Das wird von entscheidender Bedeutung sein.“
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