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Landeshauptstadt: Neue Synagoge in der Innenstadt

Mehr als 70 Bürger gedachten gestern am Platz der Einheit der Reichspogromnacht

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Mehr als 70 Bürger gedachten gestern am Platz der Einheit der Reichspogromnacht Von Marion Hartig Innenstadt – Potsdam bekommt den lange geplanten Synagogen-Neubau, und zwar in der Innenstadt. Das sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern Nachmittag am Rande des Gedenkens der Reichspogromnacht am Platz der Einheit. Die Stadt habe sich mit der Jüdischen Gemeinde verschiedene Standorte angesehen – und Stillschweigen darüber vereinbart. Um welche Plätze es sich handelt, soll jetzt noch nicht in der Zeitung zu lesen sein. Nur soviel verrät der Oberbürgermeister: Sie wird nicht am Platz der Einheit errichtet, dort, wo das ehemalige, 1903 erbaute jüdische Gotteshaus stand, das am 9. November 1938 ausgeplündert und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Es werden derzeit Gespräche über Bauliches, Eigentümerschaft und Unterhaltungskosten geführt, sagte Jakobs. Zum Zeitplan, wann der Bau beginnen und wann die Synagoge stehen soll, will er sich nicht äußern. Mehr als 70 Potsdamer – Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, Landespolitiker, Stadtverordnete, Vertreter des Potsdamer Ausländerbeirates und Bürger der Stadt – sind zu der Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde gekommen. Ein buntes Dach von Regenschirmen bildete sich um das Rednermikrofon. „66 Jahre sind seit der Reichspogromnacht vergangen. Wir sind heute verpflichtet, dem unmenschlichen Faschismus und der sechs Millionen ermordeter Juden zu erinnern,“ sagte Mikhail Shvarts, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Potsdam. Auch das deutsche Volk habe viel Leid hinnehmen müssen. Leider seien die Folgen des Faschismus noch nicht vorüber: Dafür stünden die Schmierereien auf dem jüdischen Gemeindeschild in der Schlossstraße. Es tröste ihn, dass an diesem Tag auch viele nichtjüdische Gäste mit der Gemeinde gedenken. Wenn es erst eine neue Synagoge oder ein Gemeindezentrum gebe, könnten die in Potsdam lebenden Juden die Stadt endlich als ihre Heimat ansehen, erklärte Shvarts. Auch der Tag der Unterzeichnung des Staatsvertrages von Jüdischer Gemeinde und Land, der auch staatliche Zuschüsse sicherstellt, liege nicht mehr fern. „Der Vertrag kann unterschrieben werden, für die finanziellen Probleme der Gemeinde hat man eine Regelung gefunden,“ bestätigte Jakobs. Am Mikrofon dann sprach der Oberbürgermeister über die Demonstration von Rechten am 30. Oktober in Potsdam, davon, dass es auch in Potsdam Wähler gegeben hat, die der DVU in den Landtag geholfen haben. „Aber die Mehrheit der Menschen in Stadt und im Land stehen an ihrer Seite“, sagte er. „Die Synagoge war Symbol einer bedeutenden Tradition in Potsdam“, erklärte Jakobs. Das Ziel sei heute, das jüdische Leben in der Stadt wieder zu beleben und ein friedliches Zusammen verschiedener Glaubensrichtungen zu erreichen. Mit einem Gebet gedachte Rabbiner Nahum Pressmann der Pogromnacht, ein Geigenspieler schickte melancholische Klänge gen grauen Himmel. Im Regen legten Frauen und Männer Kränze und Blumen unter der Gedenktafel für die ehemalige Synagoge nieder.

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