
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Neuer Nachbar
Pfarrer Jens Greulich zum Gespräch „Ich lade meinen Nachbarn ein “ in Fahrland
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Fahrland - „Ich bin Greulich.“ So stellte sich damals sein Vater bei seiner Mutter vor, erzählt Jens Greulich schmunzelnd. Diesen Fehler beging er natürlich nicht, als sich Greulich, der seit Anfang März 2010 Pfarrer in Fahrland ist, jüngst beim Bürgerverein Fahrland und Umgebung e.V. vorstellte. Vielmehr hoffe er, seinem Namen keine Ehre zu machen, so Greulich.
Etwa ein Dutzend Bewohner aus der Umgebung hatten die Möglichkeit, ihren neuen Pfarrer im Rahmen der Gesprächsreihe „Ich lade meinen Nachbarn ein “ im Kulturladen Fahrland etwas näher kennen zu lernen. Diese Veranstaltung, die von der Landeshauptstadt gefördert wird, ist noch ganz neu und fand zum ersten Mal statt. Der 46-jährige Greulich, der in einer rustikalen dunkelblauen Cordjacke mit Hirschhornknöpfen erschienen war, nutzte die Premiere, um ein wenig von sich zu erzählen und Fragen zu beantworten. Er selbst stammt zwar aus der Uckermark, doch sein Vater, ebenfalls Pfarrer, war gebürtiger Potsdamer. „Insofern komme ich ein wenig nach Hause“, meinte Greulich. Gearbeitet hat er allerdings schon in vielen brandenburgischen und Berliner Gemeinden, unter anderem in Berlin-Marzahn und Potsdam. Seine eigene Arbeitsweise sei durch die DDR-Ausbildung als „Gemeinde-Pädagoge“ geprägt worden, bei der mehr Wert auf die soziale Arbeit als auf die religiöse Liturgie gelegt worden sei. Viele Kirchengemeinden in seinen bisherigen Gemeinden hat er selbst mit aufgebaut, und auch in Fahrland, wo er für die nächsten zehn Jahre Pfarrer sein wird, ist es vor allem sein Anliegen, das Gemeindeleben intensiver zu gestalten.
„Einer meiner Schwerpunkte ist die Arbeit mit Konfirmanden und Jugendlichen“, so Greulich. Bereits verwirklichte Projekte sind unter anderem das „Anfangswochenende“, bei dem sich Konfirmanden kennen lernen können, sowie die ähnlich ausgerichteten „Konfi-Camps“, in denen das Gemeinschaftserleben unter den Jugendlichen gestärkt werden soll. „Das wichtigste ist, nicht nur über Werte zu reden, sondern sie zu erleben. Meine Arbeit ist daher sehr erlebnispädagogisch ausgerichtet“, erklärte Greulich, selbst Vater in einer fünfköpfigen Familie samt Hund. Wichtig sei ihm auch, den ganzen Pfarrsprengel im Blick zu haben und die Kirchen für kulturelle Veranstaltungen offen zu halten, erklärte der Pfarrer auf Nachfrage.
Auch diverse Aha-Erlebnisse hat Greulich mittlerweile verzeichnen können: „Ich freue mich, so viele Trauungen vornehmen zu dürfen“, denn die Kirche in Kartzow zieht Heiratswillige aus ganz Deutschland an, sogar schweizerische und norwegische Brautpaare hat Greulich schon trauen dürfen. Rund 20 Trauungen pro Jahr kommen so zusammen. Andererseits störe es ihn ein wenig, dass die meisten nur deshalb eine kirchliche Trauung mit Pfarrer haben wollten, weil es eben der romantischen Vorstellung von einer Traumhochzeit entspreche. „Die meisten Paare kommen ja direkt vom Standesamt in die Kirche und sind dann faktisch schon getraut. Manche lassen sich sogar noch kurz davor extra dafür taufen“, sagte Greulich mit einem etwas unglücklichen Lächeln. Insgesamt, so Greulich, fühle er sich in Fahrland sehr wohl und sei gespannt auf die weitere Arbeit in der Gemeinde. Erik Wenk
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