
© Andreas Klaer
Provokationen: Neuer Streit um Garnisonkirche
UPDATE. Jetzt sorgt der Chef des Ganisonkirchen-Fördervereins Burkhard Franck für Kopfschütteln: Wenn ein Touristen abschreckendes Kulturzentrum wie das "Archiv" öffentliche Gelder bekomme, warum dann nicht auch die - noch nicht wiedererbaute - Kirche? Am Donnerstagabend entschuldigte er sich.
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Potsdam - Für Empörung hat der Chef des Fördervereins für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, Burkhard Franck, mit einem Eintrag im Netzwerk „Facebook“ gesorgt. In der Nacht zum Donnerstag verglich Franck auf dem Portal des Fördervereins unter der Überschrift „Relationen“ die Fördergelder für das Kirchenprojekt mit dem Zuschuss zur Sanierung des alternativen Kulturzentrums „Archiv“ in der Leipziger Straße. „Die Sanierung des herabgewirtschafteten sogenannten Kulturzentrums ,Archiv’ kostet 650 000 Euro. Dieses die Touristen abschreckende Projekt wird zu 92 Prozent aus Steuergeldern bezahlt. Dieselben Leute, die das gut finden, verteufeln 30 Prozent Steuermittel für den Besuchermagneten Garnisonkirche. Wie nennt man solche gespaltene Wahrnehmung?“, erklärte Franck. Den PNN sagte der Caputher, er habe die Dinge ins Verhältnis rücken und zeigen wollen, dass die Projektgegner in der Debatte mit zweierlei Maß mäßen. Bekanntlich will der Bund das Kirchenprojekt mit zwölf Millionen Euro unterstützen.
Der Beitrag sorgte nicht nur bei Gegnern der Garnisonkirche für Kopfschütteln. So schrieb etwa der als Befürworter des Projektes bekannte Thomas Bachmann, Ortsvereinschef der SPD Am Stern: „Wenn nun die Fördergesellschaft versucht, das Archiv zu instrumentalisieren, um den Gegnern des Wiederaufbaus eins auszuwischen, dann verspielt sie schnell jegliche Sympathien bei mir.“ Stiftungsvorstand Peter Leinemann sagte, natürlich gehöre das „Archiv“ zu Potsdam. Und in der Hitze des Gefechts gehe mancher Vergleich auch schief, so Leinemann.
Franck sagte auf PNN-Nachfrage am Donnerstagmittag, das „Archiv“ mit seiner maroden Fassade habe eine abschreckende Wirkung: „Ich habe Leute auf die andere Straßenseite gehen sehen, wenn sie dort vorbei mussten.“ Jedoch sei er überrascht über die Heftigkeit der Reaktionen, so Franck.
Die Gegner des Wiederaufbaus reagierten empört. Mit derlei Kommentaren entblößten die Kirchen-Befürworter ihre „häßlichen Fratzen“, erklärte etwa Potsdams Linken-Kreisschatzmeister Alexander Frehse: „Versöhnen Sie sich doch erstmal mit den Bürgern der Stadt, der Sie dieses Schandmal deutscher Geschichte aufzwingen wollen!“ Es gab Dutzende ähnliche Kommentare. Der „Archiv“-Verein teilte mit, „dass es einer Fördergesellschaft, die behauptet, sich für die Errichtung eines Ortes der Versöhnung einzusetzen, nicht gut zu Gesicht steht, sich entgegen jeder demokratischen Debattenkultur auf eine solch undifferenzierte, generalisierte wie beleidigende und grenzverletzende Art und Weise zu äußern“.
Am Donnerstagabend veröffentlichte Franck schließlich folgende Erklärung: "Als Urheber des Posts 'Relationen' hätte ich nicht gedacht, dass er einen solchen Sturm hervorruft, und möchte ihn auch an dieser Stelle relativieren. Selbstverständlich gehört das Kulturzentrum 'Archiv' zu Potsdam. Genauso wie die Garnisonkirche. Die Förderung eines solchen Jugendprojektes durch die Stadt Potsdam ist natürlich richtig und wichtig. Natürlich bin ich auch nur für eine Garnisonkirche und nicht für elf. Ebenso bin ich auch für den BER. Es ging mir allerdings darum, unterschiedliche Fakten so in ein Verhältnis zu setzen, daß die Maßstäbe deutlich werden. Es tut mir leid, daß dies offensichtlich nicht so rübergekommen ist. Mein Ziel ist es nicht, jemanden zu verletzen – und wenn jemand sich durch meinen Beitrag verletzt fühlt, bitte ich ihn hiermit um Entschuldigung. Ihr Burkhart Franck."
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