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Landeshauptstadt: Neuer Wind für die Mühle

278 000 Euro für Ausstellung im historischen Bauwerk / Stiftung soll sanieren

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278 000 Euro für Ausstellung im historischen Bauwerk / Stiftung soll sanieren Von Sabine Schicketanz Sanssouci. Mit einer neuen Ausstellung will die Historische Mühle Sanssouci sich künftig „lebendig und authentisch“ präsentieren. Dafür will die Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. als Betreiber insgesamt 278 000 Euro, finanziert aus Fördergeldern, Spenden- und Eigenmitteln, in die Mühle investieren. An der Konzeption werde bereits gearbeitet, im September soll mit dem Ausstellungsbau begonnen werden, sagt Torsten Rüdinger, Geschäftsführer der Historischen Mühle. „Es geht uns darum, jetzt den großen Wurf zu machen, um später eigenwirtschaftlich zu arbeiten“, erklärt Rüdinger. Seit Eröffnung der neu erbauten Mühle 1993 habe es keine inhaltliche Konzeption gegeben, nun soll „die handwerkliche Windmühle“ im Mittelpunkt stehen. Damit wolle man den Besuchern ein kompaktes Mühlen-Museum bieten und zugleich den Besucherschwund stoppen. In 2003 habe man erstmals weniger als 60 000 Gäste gezählt, dies sei eine „kritische Grenze“ für den bisher ohne Fördermittel realisierten Betrieb. Laut Arbeitsplan soll die Umgestaltung der Historischen Mühle im Februar 2005 beendet sein, zunächst wurde mit dem ersten der vier Arbeitsschritte begonnen. Dabei werden vier Kilometer laufende Akten zur Mühle, die im Brandenburgischen Landeshauptarchiv lagern, ausgewertet – die Ergebnisse sollen in das Ausstellungsdrehbuch ebenso einfließen wie neue museumspädagogische Angebote. Die Ausstellung selbst soll auf allen drei Etagen des Rundbaus nicht nur aus Schautafeln und historischen Exponaten bestehen, sondern auch mit modernen Licht- und Toninstallationen locken. Fünf Themenbereiche wolle man dabei zeigen, so Rüdinger: Das traditionelle Müllerhandwerk in einer handwerklich-vorindustriellen Mühle; den Aufbau und die Funktionsweise von Windmühlen; das Leben und Arbeiten des Mühlenbauers und des Müllers; den Verlust der Mühlenkultur und die Müllerei der Gegenwart. Auf dem Mehl- und Siebboden will man Lernstationen einrichten, dringend gebraucht werde auch ein Sackaufzug, mit dem das Getreide zum Mahlen nach oben befördert werden könne, so der Mühlenchef. Beim Brandenburger Kulturministerium und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung habe sich die Mühlenvereinigung bereits um Fördergelder beworben, als Hauptsponsor hofft Rüdinger das Mühlenunternehmen Kampffmeyer zu gewinnen. Deren Namenspatron ist die auf Getreide- und Futtermittel spezialisierte Kampffmeyer Handelsgesellschaft, welche 1883 von Emil Kampffmeyer in Potsdam gegründet wurde. Davon zeugt auch die Villa Kampffmeyer an der Glienicker Brücke. Mit dem Unternehmen verhandle man ebenso wie mit dem Institut für Getreideverarbeitung in Bergholz-Rehbrücke, so Rüdinger. „Wir wollen es ohne Bankkredit schaffen.“ Beteiligt an der Ausstellungskonzeption ist die Fach & Werk Projektentwicklung GmbH, die bereits das Krongut Bornstedt plante. Mit der Innen-Modernisierung der Mühle müsse aber ein Engagement der Schlösserstiftung als Eigentümerin des Bauwerks einhergehen, betont Rüdinger. Bereits seit Oktober 2002 verhandle die Mühlenvereinigung mit der Stiftung über neue, „straffere“ Verträge. Sie sollen die Schlösserstiftung für die Unterhaltung des Gebäudes mehr in die Pflicht nehmen. So müsse der Mühlenturm saniert werden, da das Mauerwerk bereits durchfeuchtet sei. „Die Gerbsäure aus den Eichenschindeln hat die Wasser abweisende Beschichtung der Mauersteine ausgewaschen“, sagt der Mühlenchef. Auch könne er die „Kappe“ der Mühle mit den Flügeln kaum noch gefahrlos drehen, da die Balken der Holzkonstruktion verzogen seien. Große Hoffnungen setzt Rüdinger außerdem in den von der Stiftung geplanten Wiederaufbau des Schweizer Hauses am Fuße der Mühle, von dem zurzeit nur die Ruinen zu sehen sind. Hier soll das neue Besucherzentrum entstehen, die Remise, in der heute Garagen untergebracht sind, soll ein großer Museumsshop werden. Das kleine Waschhaus vis à vis könne zur Mühlen-Backstube werden, so Rüdinger. Zunächst jedoch liefert die Mühle Weizenmehl an den neuen Museumsshop in der Schlossküche Sanssouci. Mit dem frisch Gemahlenen sollen die kirschgefüllten Teekugeln gebacken werden, die Friedrich Wilhelm IV. einst so gern aß.

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