Landeshauptstadt: Neues Brot – aber „viel kleinere Brötchen backen“
Historische Mühle verkauft erstmals „Mühlenkruste“ / Hauptsponsor Kampffmeyer abgesprungen
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Historische Mühle verkauft erstmals „Mühlenkruste“ / Hauptsponsor Kampffmeyer abgesprungen Sanssouci - Rund, knusprig, aromatisch: Das ist die „Mühlenkruste“, die seit drei Wochen in der Historischen Mühle gleich neben dem Schloss Sanssouci verkauft wird. Das 500-Gramm-Sauerteigmischbrot wird von der Traditionsbackstube Olaf Mehrländer aus dem Holländischen Viertel exklusiv für den Verkauf im historischen Bauwerk gebacken – mit in der Mühle gemahlenem Weizenmehl und Roggenbackschrot. „Damit haben wir endlich einen Partner gefunden, der in alter handwerklicher Tradition arbeitet und damit zu uns passt“, sagt Torsten Rüdinger, Geschäftsführer der Historischen Mühle. Mehr als 20 „Mühlenkrusten“ für je 2,90 Euro seien jeweils an den vergangenen Wochenenden über die Theke in der Mühle gegangen. Dennoch betrachte er die Sommersaison zunächst als Testphase für eine weitere Zusammenarbeit mit der Bäckerei Mehrländer, so Rüdinger. „Wenn es sich etabliert, können wir uns noch mehr gemeinsame Aktionen vorstellen.“ Mürbeteigkekse mit Weizenvollkornmehl aus der Mühle gibt es bereits, auch würde der Bäckermeister Mehrländer gern mehr Getreide in der Historischen Mühle mahlen lassen. „Er würde uns 150 Kilogramm Weizenmehl die Woche abnehmen, allerdings können wir das ohne Sackaufzug nicht leisten“, erklärt Rüdinger. Jeder Sack müsste „auf dem Buckel“ hinauf in den dritten Stock der Mühle getragen werden, „da macht man sich die Knochen kaputt“. Rund 4000 bis 5000 Euro, meint der Mühlen-Chef, würde ein Aufzug kosten. Doch die Finanzierung scheint aussichtslos – nicht nur, weil mit der Schlösserstiftung als Eigentümerin der Mühle noch immer kein Nutzungsvertrag ausgehandelt sei, in dem man sich darüber einigt, wer für Sanierung und Instandhaltung des Gebäudes aufkommt. Schlimmer noch: Nach einer mündlichen Zusage ist der Hauptsponsor für die Errichtung eines neuen Museums in der Mühle, das 1883 in Potsdam gegründete Mühlenunternehmen Kampffmeyer, überraschend wieder abgesprungen. „Das heißt für uns viel kleinere Brötchen backen“, so Rüdinger. Als Grund für seinen Rückzieher habe das Unternehmen Kampffmeyer nach einem Inkognito-Besuch zweier Vorstandsmitglieder in der Mühle angegeben, sie lasse sich werblich nicht so nutzen wie vorgesehen. „Mit Absagen könnte ich Etagen füllen“, sagt Rüdinger. „Wir sind eben Einzelkämpfer.“ Aufgeben kommt für Rüdinger trotzdem nicht in Frage. Zuversichtlich stimmt ihn, dass in diesem Jahr die Zahl der Mühlenbesucher wieder gestiegen sei. „Es sind vermehrt Leute mit Fachinteresse, das ist ein positiver Trend.“ Auch sei die Zusammenarbeit mit dem Institut für Getreideverarbeitung in Bergholz-Rehbrücke gelungen. Ab Ende August bis Anfang Oktober wird sich die renommierte Forschungseinrichtung in der Mühle mit einer Ausstellung präsentieren. Gemeinsam wolle man zudem eine „Mühlenfibel“ herausgeben, die Verbraucher über Getreide aufklärt. In einer internen Gruppe wird zudem am „Drehbuch“ für die neue Ausstellung gearbeitet – was sich ohne Sponsor schwierig gestalte, so Rüdinger. „Wir haben alles zurückgefahren.“S. Schicketanz Am 16. Juli um 17 Uhr wird in der Historischen Mühle die Ausstellung „Achterwasser“ von Harald Herzel eröffnet.
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