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Landeshauptstadt: Neues Palais – „Wir fangen an“

Unteres Fürstenquartier wird mit Großspenden aus den USA und Deutschland restauriert

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Sanssouci - Robert W. Wilson (80) hat sein Herz für Sanssouci entdeckt. Der menschenscheue US-amerikanische Milliardär, der allein im Vorjahr 147,2 Millionen Dollar für gemeinnützige Zecke spendete, unterstützt mit einer sechsstelligen Summe die Restaurierung der Räume des Unteren Fürstenquartiers im Neuen Palais, in denen 2012 die große Jubiläumsausstellung zum 300. Geburtstag König Friedrichs II. gezeigt werden soll.

Das Geld fließt über den World Monuments Fund (WMF), eine nichtstaatliche Vereinigung mit Sitz in New York, an die Stiftung. Dies teilte Bertrand du Vignaud, Europapräsident von WMF, gestern in Potsdam mit. Zweite Säule der Finanzierung ist eine Großspende der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Dessen Geschäftsführender Vorsitzender Claus Friedrich Holtmann machte allerdings darauf aufmerksam, dass die Kosten für die grundlegende Restaurierung vom Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg zu tragen sind, die zur Rettung der Schlösser und Gärten des Welterbes bekanntlich ein Sonderfinanzierungsprogramm auflegen wollen. Den Spendern gehe es darum, dass diese Restaurierung ohne finanzielle Zwänge in höchster Qualität erfolgen könne.

Stiftung-Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh ließ an den Kolonnaden gegenüber dem Palais sogleich ein Riesenbanner mit der Aufschrift „Wir fangen an“ entrollen. Begonnen hat die Restaurierung aber bereits, denn die Stiftung konnte dazu fast alle vorbereitenden Untersuchungen abschließen und verfügt über solide Unterlagen. Sie stammen teilweise aus den 1980er Jahren. Nachdem 1983 vier der sechs Räume des Unteren Fürstenquartiers wegen ihres schlechten Zustandes für die Besucher gesperrt werden mussten, hatten erste Wiederherstellungsarbeiten begonnen, die aber 1989 wegen fehlender Mittel abgebrochen wurden.

Wie Bereichsarchitekt Volker Thiele und Chefrestaurator Hans Christian Klenner erläuterten, müssen die Räume, die in der Friedrichzeit als Gästewohnung dienten, statisch und konstruktiv gesichert werden. Die in den Wänden verlaufenden Regenrohre haben den Hausschwamm wuchern lassen. Deshalb mussten im zum Fürstenquartier gehörenden Konzertzimmer Wandverkleidungen abgenommen werden. Hier sind auch drei Gemälde zu restaurieren. Eine besondere Herausforderung an die von Christa Zitzmann geleitete Abteilung Textilrestaurierung stellt die Konservierung der aus rotem Damast bestehenden, mit Metallborten und Crepinen (handgearbeiteten Schmuckelementen) verzierten Wandbespannung im sogenannten Tressenzimmer dar. Sie stammt nämlich noch aus der Erbauungszeit des Schlosses, dem 18. Jahrhundert, während sie in nahezu allen anderen Räumen bereits mehrfach erneuert wurde. Im Ovalen Kabinett, wegen seiner Form aus „Tassenkopf“ genannt, erfordern vor allem die Lacküberzüge höchste restauratorische Kunst, im Vorzimmer die sogenannte Mordentvergoldung, die sich plastisch vom Untergrund abhebt.

Die WMF und Wilson werden den Fortgang der Arbeiten beobachten. Hartmut Dorgerloh ließ keinen Zweifel daran, dass das Untere Fürstenquartier im Friedrich-Jahr in ursprünglichem Glanz wieder für die Besucher geöffnet wird.

Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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