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Landeshauptstadt: Neues Palais darf nicht verfallen

Kulturstaatsminister Bernd Neumann will Rettung 2008 auf die Tagesordnung setzen

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Über die knapp 14 Millionen Euro hinaus, die der Bund im bis 2008 laufenden Finanzierungsabkommen für die Schlösser und Gärten des Berlin-Potsdamer Weltkulturerbes beisteuert, wird es keine zusätzlichen Zuschüsse geben. Dies machte Kulturstaatsminister Bernd Neumann gestern gegenüber den PNN am Rande eines Besuchs in der Stiftung deutlich. Ohnehin trage der Bund gegenüber den beiden anderen Zuwendungsgebern, den Ländern Berlin und Brandenburg, mit 42 Prozent den höchsten Finanzierungsanteil.

Neumann hatte gestern Vormittag mit Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh das Neue Palais besichtigt, mit einem auf 140 Millionen Euro geschätzten Sanierungsaufwand das größte Sorgenkind unter den Potsdamer Schlössern. Trotz aller finanziellen Zwänge könne die Antwort nicht sein: „Dann verfällt es eben“, erklärte Neumann. Vielmehr müssten 2008 bei den Verhandlungen über das neue Zuwendungsabkommen auch Wege zum Abbau des inzwischen auf 300 Millionen Euro angestiegenen Investitionsstaus gesucht werden. Dies könne nur schrittweise geschehen. So geht die Stiftung davon aus, dass jährlich fünf Millionen zusätzlich ausreichen würden, um die dringlichsten Maßnahmen für den Erhalt des Palais zu bewältigen.

Man müsse ihn als Kulturstaatsminister nicht erst davon überzeugen, dass die Rettung und Bewahrung von den Ländern Berlin und Brandenburg nicht allein bewältigt werden können, sondern auch die Hilfe des Bundes erfordern, so Neumann. In der Öffentlichkeit gelte es das Bewusstsein zu stärken , welch überragendes künstlerisches und historisches Potenzial die Bauten und Gärten des Weltkulturerbes besitzen. Generaldirektor Dorgerloh hatte dem Gast zuvor die Bemühungen der Stiftung erläutert, selbst stärker zur Finanzierung beizutragen. Im Vorjahr waren die Eigeneinnahmen gegenüber 2004 um 800 000 auf 12,5 Millionen Euro gestiegen. Der in dieser Saison eingeführte freiwillige Parkeintritt hat bereits eine sechsstellige Summe eingebracht. Dorgerloh zeigte sich mit den Gesprächen zufrieden. „Wir haben die richtigen Fragen gestellt, wenn wir sie auch nicht alle klären konnten“, umschrieb er das Ergebnis.

Auf PNN-Nachfrage nahm Minister Neumann auch zur Rückführung von Kunstgut Stellung, das 1945/46 als Kriegsbeute in die Sowjetunion verbracht worden war. Davon ist die Stiftung besonders betroffen, die ihre Kriegsverluste allein bei Gemälden auf 3000 beziffert. Wie Neumann mitteilte, hat er auf dem kürzlichen Treffen des russischen und des deutschen Kabinetts in Tomsk erreicht, dass die vor zwei Jahren für die Erörterung dieser schwierigen Frage gebildeten gemeinsamen Kommissionen nun ihre Tätigkeit aufnehmen. Sein russischer Amtskollege verhalte sich kooperativ, Widerstand gegen die Rückgabe bestehe jedoch in der russischen Öffentlichkeit und in der Duma, dem Parlament. Der Kulturstaatsminister hofft auf weitere Annäherung auch durch die gemeinsam vom Moskauer Puschkin-Museum, der Eremitage in St. Petersburg und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz vorbereiteten Ausstellung über das fränkische Herrschergeschlecht der Merowinger.

Erhart Hohenstein

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