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Hochschulen und Schulen denken darüber nach, wie man mehr Schulabgänger zum Studium bringt

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Wenn Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) in diesen Tagen die Abiturienten des Landes dazu aufruft, ein Studium zu beginnen, dann verfolgt sie damit eine langfristige Strategie. Denn nur, wenn Brandenburg in den kommenden Jahren die Zahl der Studierenden auf dem Stand von 2005 hält, bekommt es aus dem Hochschulpakt von Bund und Ländern zusätzliche Finanzmittel für die Hochschulen. Allerdings gibt es auch noch weitere Gründe, die Schulabgänger an die Unis zu bringen, droht doch schon jetzt ein Fachkräftemangel in der Region.

Die Frage ist nur, wie man die Schüler zu einem Studium bewegen kann. In Brandenburg entscheiden sich nur 65 Prozent der Schulabgänger mit Hochschulreife für ein Studium, im Bundesdurchschnitt sind es 71 Prozent. Dass ein Studienabschluss vielfältige Möglichkeiten und Perspektiven eröffnet und noch immer die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit ist, scheint vielen Schülern in Brandenburg unbekannt zu sein. Gerade in den Randregionen des Landes, in denen negative Erwartungen zum Berufsleben vorherrschen.

Auf Einladung des Wissenschaftsministeriums trafen sich in dieser Woche nun über 200 Lehrer, Pädagogen und Hochschuldozenten, um nach Mitteln und Wegen zu suchen, den Schülern ein Studium schmackhaft zu machen. Vor allem in den Randregionen in denen es – zumindest im Norden – keine Hochschulen gibt, ist die unzureichende Studierneigung ein Problem. Zu der hohen Abwanderungsquote kommt die oft schlechte finanzielle Situation der Eltern hinzu. „Alles dreht sich ums Geld“, stellte Astrid Dahso vom Oberstufenzentrum Prignitz fest. Dieses Problem lässt sich kaum von den Pädagogen lösen. Um die Schüler für ein Studium zu begeistern, haben sie allerdings Vorschläge. So empfahl Dahso, Sprecherin einer Arbeitsgruppe, den direkten Kontakt zwischen den Schulen und den Hochschulen auszubauen, etwa über Wettbewerbe und Praktika. Neben Hochschulinformationstagen an den Schulen hält sie vor allem das Informationspotenzial ehemaliger Schüler für besonders geeignet. Ein Vorschlag der auch aus den anderen Arbeitsgruppen der Tagung kommt und zum Teil auch schon umgesetzt wird. Denn ehemalige Schüler, die an ihren Schulen über Erfahrungen an den Hochschulen berichten, würden die Schüler viel eher erreichen, als Lehrer und Professoren. „Gleichaltrige vermitteln besser“, so ein Ergebnis der Tagung.

Neben der Beratung und den Testmöglichkeiten hob Bärbel Hoppe vom Marie Curie-Gymnasium in Ludwigsfelde auch die Bedeutung der Einzelgespräche hervor. Diese seien viel wichtiger als allgemeine Informationsangebote für Schüler. Für Studienberater an den Schulen plädierte dann Christine Wilke von der Arbeitsagentur. Schon von den neunten Klassen an sollten diese als kontinuierliches Angebot zur Verfügung stehen.

Dem Problem der weiblichen Schulabgänger hatte sich eine Arbeitsgruppe angenommen, für die Prof. Bettina Burger Menzel von der FH Brandenburg sprach. In Brandenburg machen mehr Mädchen als Jungen das Abitur, es studieren allerdings weniger von ihnen. „Wir müssen bei den Schülerinnen das Bewusstsein erzeugen, dass sich ein Studium lohnt“, so die Professorin. Sie schlägt dazu unter anderem Fragebogenaktionen vor, in denen gefragt wird, warum sich ein Studium lohnt oder warum nicht. An den Hochschulen sollte das Studium familienfreundlicher gestaltet werden. Allerdings verwies die Vizepräsidentin der FH Brandenburg darauf, dass das Problem der Studierneigung nicht nur ein Problem der Frauen sei.

Grundsätzlich müsse man Wege finden, die Schüler für ein Studium zu motivieren, fasste Dr. Josef Glombik vom Wissenschaftsministerium die Ergebnisse der Tagung zusammen. Dazu sei der direkte Kontakt zu Hochschulen – „ins Labor schauen“ – wichtig. „Die Entscheidung für ein Studium wächst mit dem Interesse, der Neugier und der Motivation“, so Glombik. Das sei nicht an einem Tag zu erreichen, sondern ein längerer Prozess, an dem auch die Lehrer starken Anteil hätten.

In Potsdam hat indes die Fachhochschule darauf reagiert, dass die Übergangsquote von Schülern von Oberstufenzentren zu einer Fachhochschule in Brandenburg deutlich geringer ist als in anderen Bundesländern. Die FH geht auf die Oberstufenzentren (OSZ) in Potsdam und Teltow zu, um verstärkt Schülern ein Studium an einer Fachhochschule in Brandenburg nahe zu bringen. Das Pilotprojekt „Schule-Hochschule“ läuft bis Dezember 2007, im kommenden Jahr soll die Zusammenarbeit etabliert werden.

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